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deutscher Philosoph Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Günther Witzany (* 25. August 1953 in Salzburg) ist ein österreichischer Philosoph. 1985 gründete er die erste Philosophische Praxis in Österreich.[1] Witzanys besonderer Forschungsschwerpunkt ist die Philosophie der Biologie. Seit 2001 ist Witzany zusammen mit Ewald Hiebl Herausgeber der gesammelten Werke von Leopold Kohr.[2] Er ist Mitglied in der World Society for Virology, der RNA Society, war im Editorial Board der Internationalen Biosemiotik-Gesellschaft (2008–2015), beim World Journal of Biological Chemistry, Mitglied der New York Academy of Sciences (seit 2009), im Internationalen Städteforum Graz (seit 1999) und dem Netzwerk The Third Way of Evolution.[3]
Witzany studierte Philosophie, Politikwissenschaft und Moraltheologie in Salzburg und München. 1993 wurde er bei Annemarie Pieper mit der Arbeit Transzendentalpragmatik und Ek-sistenz. Normenbegründung – Normendurchsetzung. promoviert.
Witzany gründete 1985 die „erste Philosophische Praxis in Österreich“.[4][5] Im Rahmen dieser Praxis betreibt er selbstständige Forschung und organisiert Kongresse.
In Anlehnung an Aristoteles gliedert Witzany seine Arbeit in drei Bereiche, die mit ästhetische, praktische und theoretische Vernunft betitelt sind. Dabei ist die ästhetische Vernunft vor allem künstlerischen Projekten und deren diskursiver Reflexion gewidmet, so etwa den Arche-Projekten von Otto Beck[6] oder dem Musikprojekt N.I.L.F.I.S.C. (New Intellectual Line for International Sound Communication), u. a. mit Wolfgang Seierl;[7] dieser Bereich zeigt sich aber auch in Debatten und Interviews u. a. mit Hermann Kremsmayer, Hermann Ober, Johannes Grützke und Hubert Schatz.
Der Bereich der „praktischen Vernunft“ ist ethischen, vor allem politischen und ökologischen Fragen gewidmet. Witzany war Mitherausgeber 1986 bis 1992 der Vierteljahreszeitschrift Arche Nova – Ideenforum für Wertwandel und Friedensforschung und war am Alternativ-Technologie-Zentrum 1989 bis 1998 beteiligt. 1990 gab er zusammen mit Eva-Maria Schalk das Buch Die Rettung der Erde. Alternative Energie aus Sonne Wind und Wasser heraus. Mit Christian Vötter entwickelte Witzany ein Konzept zur nachhaltigen Belebung von Regionalstrukturen, K.O.H.R. (Kern-Orientierungen-Helfen-Regionen). Zudem engagierte sich Witzany für integrative Projekte, wie die „No Problem“-Musiktherapie (1995 EU-Preisträgerin für funktionelle Rehabilitation) für geistig bzw. körperlich Schwerbehinderte.
Mit dem Kulturverein Tauriska, der Leopold-Kohr-Akademie und Alfred Winter arbeitete er ab 1988 in den Bereichen geistige Dorferneuerung und Kulturmanagement. Witzany erarbeitete für die Sozialplanung der Stadt Salzburg 1995 den Rahmenplan Behindertenwesen (samt Maßnahmenkatalog) und koordinierte 2005 die Erarbeitung des Sozialleitbildes der Stadt („Lebensqualität für Alle“).[8] 1999 erfolgte die Gründung der „Fachstelle für barrierefreie Orts- und Stadtraumgestaltung“ (Mitglied im ÖNORM-Ausschuss).
Witzany gab 1993 und 1995 EU-kritische Sammelbände Verraten und Verkauft. Das EG-Lesebuch. Unipress 1993 und Zukunft Österreich. EU-Anschluss und die Folgen. Unipress 1998 heraus, für das er bekannte österreichische Intellektuelle gewinnen konnte.[9]
Im Bereich der theoretischen Vernunft ist vor allem Witzanys naturphilosophischer Ansatz zu nennen.
Von 1987 bis 1990 entwickelte Witzany seine eigenständige Philosophie der Biologie, die er als Theorie der kommunikativen Natur bezeichnete. Grundlegend ist hier die Annahme, dass Organismen ihr Verhalten durch Kommunikationsprozesse koordinieren und organisieren. Die Evolutionsgeschichte wird von Witzany als eine Geschichte von Kommunikationslogik und -dynamik der Organismen interpretiert. Der genetische Code ist sprachlich strukturiert und unterliegt grammatischen, inhaltsspezifischen und kontextabhängigen Regeln. Für diese Sprache müssen „Genom-bearbeitungskompetente Agenten“ angenommen werden.[10] Die molekulare Syntax des genetischen Codes ist demzufolge nicht das Ergebnis einer zufällig entstandenen Mischung, sondern einer kompetenten Textbearbeitung. Die Agenten der genetischen Textbearbeitung sind nicht-lytische, sesshafte Virenstämme und subvirale RNA-Gruppen, deren bevorzugter Lebensraum Genome zellulären Lebens sind.[11]
Die Theorie der kommunikativen Natur entwickelte Witzany in den 2000er Jahren zu einer Theorie der Biokommunikation, die er systematisch auf alle bekannten Organismenreiche (Viren, Archaea, Bakterien, Protozoa, Pilze, Tiere, Pflanzen) anwendet.[12] Aufgrund ihres pragmatischen Ansatzes vermeidet sie strikt die Verwendung von metaphysischen Erklärungsmodellen (holistisch, mechanistisch, atomistisch) und ermöglicht ein neues Grundverständnis belebter Natur durch die Analyse aller zeichenvermittelten Interaktionen innerhalb und zwischen Zellen, Organen, Geweben und Organismen. „Leben“ ist demnach ein soziales Ereignis, das durch die sich gegenseitig ergänzenden Ebenen der RNA-Kommunikation, Virus-Kommunikation und Zell-Kommunikation ermöglicht wird.[13]
Witzany organisierte mehrere bedeutende Symposien und Kongresse:
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