Loading AI tools
österreichischer Alpinist Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Fritz Kasparek (* 3. Juli 1910 in Wien; † 6. Juni 1954 am Salcantay, Peru) war ein österreichischer Alpinist.
Kasparek wurde in eine Wiener Arbeiterfamilie geboren. Sein Vater Franz war Silberarbeiter, seine Mutter Karoline Hausbesorgerin. Er absolvierte eine Ausbildung zum Schlossergesellen.[1] Erste Klettererfahrungen sammelte er am Peilstein und im Gesäuse, später trat er den Naturfreunden bei. Nach der Auflösung des Vereins 1934 soll er Eduard Rabofsky zufolge Antifaschisten über die Berge nach Frankreich geholfen haben, die nach Spanien fliehen wollten.[2]
Die Arbeiterbergsteiger der 1920er und 1930er Jahre hatten keine Möglichkeit, Expeditionen zu den Bergen der Welt zu unternehmen. Sie fuhren mit dem Fahrrad zu ihren Bergzielen bis in die Westalpen und versuchten das Schwierigste auch unter extremen Bedingungen zu bewältigen. So beging Kasparek als einer der Pioniere schwieriger Winterbesteigungen im Februar 1938 zusammen mit Sepp Brunhuber erstmals die Comici-Führe in der Nordwand der Großen Zinne bei 20 Grad unter Null. Es war die erste Winterbegehung einer Führe im VI. Grad überhaupt. Diese und andere Extremtouren galten der Vorbereitung für ihr großes Ziel, die Eiger-Nordwand.
Vom 21. bis 24. Juli 1938 durchkletterten Kasparek und Heinrich Harrer (Brunhuber war verhindert) zusammen mit der Münchner Seilschaft Anderl Heckmair und Ludwig Vörg als erste die Wand des Eigers. Die Ereignisse hielt Kasparek im Buch Ein Bergsteiger fest, das in den ersten Auflagen 1939 und 1940 noch Passagen enthielt, die den Kampf des „deutschen Volkes und dessen nationalen Auftrieb“ beschrieben.[3] Ein Beispiel:
Nach dem Krieg, ab der dritten Auflage von 1951, fehlen diese Passagen.
Die Eiger-Nordwand galt neben der Nordwand der Grandes Jorasses und der Matterhorn-Nordwand als eines der „drei letzten Probleme der Alpen“ und war wie die beiden anderen großen Nordwände Ziel eines Wettlaufs der Nationen. Dadurch war sie auch zum Politikum geworden. Deswegen und weil vorangegangene Durchsteigungsversuche eine größere Anzahl Todesopfer gekostet hatten, erregte die Erstdurchsteigung ungeheures Aufsehen. Adolf Hitler hatte schon 1936 anlässlich der Olympischen Spiele für die Erstbegehung eine Goldmedaille zugesichert, obwohl Bergsteigen keine olympische Disziplin war.[5] Für Hitler und seine Propaganda war der Erfolg „eine Demonstration für die Überlegenheit und den Todesmut der deutschen Herrenrasse“. Nach ihrer Rückkehr wurden die Erstbegeher vom „Führer“ empfangen und konnten sich in nationalsozialistischen Ergebenheitsadressen nicht genug tun; die deutsche Propaganda sah – nach dem Anschluss am 12. März desselben Jahres – den Zusammenschluss einer deutschen und einer österreichischen Seilschaft (wobei die deutsche „natürlich“ die führende war) als hochsymbolisches Ereignis. Berüchtigt wurde, als Harrers frühe Mitgliedschaft bei der SA aufgedeckt wurde, sein euphorischer Satz in dem Buch, das die Erstbegeher verfassten: „Wir haben die Nordwand durchklettert über den Gipfel hinaus bis zu unserem Führer“.[6]
Kasparek war 1938 der SS beigetreten und brachte es bis zum 1. März 1944 zum SS-Oberscharführer.[7] Nach dem Krieg wurde er als Belasteter geführt und schlug eine Karriere als Kaufmann ein.[2] Im Unterschied dazu konnte Heinrich Harrer seine frühen Beziehungen zum Nationalsozialismus bis 1997 verborgen halten, auch weil er erst spät nach dem Krieg (1952) von seinem Tibet-Aufenthalt zurückkam.
Ende April 1954 reiste Kasparek als Leiter der Österreichischen Andenexpedition nach Peru. Am 6. Juni des Jahres kam er beim Versuch, den 6271 Meter hohen Salcantay zu besteigen, ums Leben, als eine Wechte am Gipfelgrat brach und ihn sowie seinen Seilgefährten, den in Cusco zur Expedition gestoßenen Schweizer Alpinisten Anton Vasenauer, 1500 Meter tief abstürzen ließ.[8]
An Fritz Kasparek erinnert eine Gedenktafel auf dem Bergsteigerfriedhof Johnsbach im Gesäuse. Im benachbarten Haindlkar steht noch die „Alte“ Haindlkarhütte, die zum Lawinenschutz unter einen riesigen Felsblock gebaut wurde. An diesem Hüttenblock ist der „Kasparek-Überhang“ noch immer ein Prüfstein für die Kletter-Elite. Im Jahr 1968 wurde in Wien-Donaustadt (22. Gemeindebezirk) die Kasparekgasse nach ihm benannt.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.