Fritz Köllner (* 5. Mai 1904 in Karlsbad, Österreich-Ungarn; † 8. November 1986 in Taufkirchen bei München) war ein sudetendeutscher Politiker (SdP, später NSDAP) und SA-Führer.
Leben und Wirken
Nach dem Besuch der Volksschule und der Untermittelschule in Karlsbad legte Köllner die Reifeprüfung an der Handelsakademie ab. In den 1920er Jahren betätigte er sich als Ortsgruppen- und Kreisleiter im Sudetendeutschen Wandervogel in führender Weise in der völkischen Jugendbewegung. Von 1924 bis 1925 gehörte er dem tschechoslowakischen Heer an. Anschließend arbeitete er als Bankbeamter in Reichenberg und ab 1927 bei der Zentrale der Landesbank in Prag. Dort übernahm er die Stellung eines Vertrauensmannes der Beamtenschaft und wurde Mitglied des Zentralvorstandes des Bankbeamtenverbandes. Im deutschen Männerturnverein in Prag war Köllner Vorturner und Dietwart. Von 1928 bis 1932 studierte Köllner als Werkstudent an der Universität in Prag, wo er 1932 zum Doktor der Rechtswissenschaften promoviert wurde.
Ab 1930 gehörte er dem Kameradschaftsbund für gesellschaftswissenschaftliche Bildung an. Am 1. Oktober 1933 wurde Köllner von Konrad Henlein mit dem organisatorischen Aufbau der Sudetendeutschen Heimatfront (SHF) beauftragt. Anschließend fungierte er als Organisationsleiter der SHF beziehungsweise der Sudetendeutschen Partei (SdP) im Führungsrat. Vom 4. Januar 1934 bis zum 16. Februar 1934 befand sich Köllner in tschechischer Untersuchungshaft wegen des Verdachts staatsfeindlicher Tätigkeit. Vom 19. Mai 1935 bis zur deutschen Annexion der Sudetengebiete war er Abgeordneter der SdP im tschechoslowakischen Parlament.[1]
Im September 1938 setzte er sich ins nationalsozialistische Deutsche Reich ab. Mitte September 1938 wurde Köllner Führer der Gruppe Schlesien des Sudetendeutschen Freikorps. Am 1. Oktober 1938 beauftragte ihn Konrad Henlein mit der Vorbereitung der SdP-Parteiübernahme durch die NSDAP, zum 1. November 1938 trat er der NSDAP selbst bei (Mitgliedsnummer 6.600.840).[2] Seit dem 5. November 1938 war er Organisationsleiter des NSDAP-Sudetengaus. Anlässlich der am 4. Dezember 1938 stattfindenden Ergänzungswahl zu dem im Frühjahr 1938 gewählten Reichstag wurde Köllner als Vertreter der Sudetengebiete Abgeordneter des nationalsozialistischen Reichstages und blieb dies bis Kriegsende. Im Wirtschaftsgebiet Sudetenland wurde Köllner im Februar 1939 Treuhänder der Arbeit und bekleidete diese Funktion bis Kriegsende.[1] Von Ende März 1939 bis Anfang März 1940 war Köllner stellvertretender Gauleiter des Sudetenlandes unter Konrad Henlein.[3] In der SA erreichte Köllner den Rang eines SA-Brigadeführers. Ab Juli 1940 leistete er im Zweiten Weltkrieg Militärdienst, zuletzt im Rang eines Hauptmanns.[1]
Nach Kriegsende wurde er 1945 festgenommen und im Februar 1947 in Prag zu 25 Jahren Haft verurteilt. Danach musste er Zwangsarbeit im Uranbergwerk im Joachimstaler Revier verrichten. Nachdem er 1955 amnestiert und in die Bundesrepublik Deutschland abgeschoben wurde, arbeitete Köllner im Bayerischen Arbeitsministerium und wurde dort schließlich bis zum Oberregierungsrat befördert. Beim Witikobund gehörte er dem Vorstand an. Er gab als Zeitzeuge Auskunft.[1] Köllner soll durch den tschechoslowakischen Staatssicherheitsdienst als geheimer Mitarbeiter angeworben worden sein und für diesen auch gearbeitet haben, wie aus einer im Herbst 2001 aufgetauchten Liste mit Namen von ehemaligen 15 NS-Funktionsträgern hervorgeht.[4]
Verheiratet war er mit Anna, der geschiedenen Frau des ehemaligen SdP-Politikers Karl Hermann Frank.[5]
Literatur
- Joachim Lilla: Die Vertretung des „Reichsgaus Sudetenland“ und des „Protektorats Böhmen und Mähren“ im Grossdeutschen Reichstag. In: Bohemia. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder, Band 40, Ausgabe 2, 1999, S. 460.
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
- Köllner, Franz [sic], in: Tobias Weger: „Volkstumskampf“ ohne Ende? Sudetendeutsche Organisationen, 1945–1955. Frankfurt am Main : Lang, 2008, ISBN 978-3-631-57104-0, S. 607f.
- Köllner, Fritz, in: Mads Ole Balling: Von Reval bis Bukarest – Statistisch-Biographisches Handbuch der Parlamentarier der deutschen Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa 1919–1945. Kopenhagen 1991, S. 356f.
Weblinks
- Fritz Köllner in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
Einzelnachweise
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