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deutscher expressionistischer Maler Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Fritz Ascher (* 17. Oktober 1893 in Berlin; † 26. März 1970 ebenda) war ein deutscher Expressionist, dessen Kunst von kühner Pinselführung und expressionistischer Farbwahl charakterisiert ist.
Fritz Ascher wurde als Sohn des Zahnarztes und Industriellen Hugo Ascher (* 27. Juli 1859 in Neugard/Westpreußen; † 18. August 1922 in Berlin) und der Minna Luise Ascher, geb. Schneider (* 17. Januar 1867 in Berlin; † 17. Oktober 1938 ebenda) in Berlin geboren. Am 8. Oktober 1894 kamen seine Schwestern Charlotte Hedwig und am 11. Juni 1897 Lilly (Grete) zur Welt. Ab 1908 lebte die Familie in der Niklasstraße 21–23 im damals noch nicht zu Berlin gehörenden Zehlendorf in einer Villa mit Herrschafts-, Wirtschafts-, Gärtnerhaus und Garage, die Architekt Paul Schultze-Naumburg gebaut hatte.
Fritz Aschers Talent zeigte sich früh. Als 16-Jähriger studierte er bei Max Liebermann, der ihn mit einem „Künstlereinjährigen“ zur Akademie für Bildende Künste in Königsberg weiterempfahl. An der Kunstakademie Königsberg, die er 1912 besuchte, befreundete Ascher sich mit Eduard Bischoff, der 1912 ein Porträt von Fritz Ascher malte.
Um 1913 war Ascher zurück in Berlin. Er lernte in den Zeichen- und Malschulen von Lovis Corinth, Adolf Meyer und Kurt Agthe und fand seinen künstlerischen Ausdruck im Umfeld von expressionistischen Künstlern wie Ludwig Meidner, Jakob Steinhardt und Emil Nolde. Er befreundete sich mit Franz Domscheit (Pranas Domšaitis), mit dem er vermutlich kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges nach Norwegen reiste und Edvard Munch in Oslo traf. 1919/20 hielt der Künstler sich für längere Zeit in München und Bayern auf. Wieder ist mit größter Wahrscheinlichkeit Franz Domscheit bei ihm – Aschers Skizzenbuch von 1919, in dem sich eine Zeichnung von Franz Domscheit findet, ist dominiert von Skizzen bayerisch gekleideter Menschen und Landschaften. Er wurde mit den Künstlern des Blauen Reiters bekannt und war mit den Künstlern des satirischen Wochenmagazines Simplicissimus befreundet, unter anderem Gustav Meyrink, Alfred Kubin, George Grosz und Käthe Kollwitz. Viele Arbeiten dieser Jahre sind wie die der ihn umgebenden Künstler und Schriftsteller von emphatisch-expressiver Religiosität geprägt, gleichzeitig interessierte er sich für alte Sagenstoffe und Mythen. Golem (1916) in der Sammlung des Jüdischen Museums Berlin und Der Vereinsamte (ca. 1920) zeigen Aschers kraftvolle expressionistische Bildsprache und Interesse an der menschlichen Kondition.
Mit Hitlers Machtergreifung veränderte sich Aschers Leben dramatisch – er wurde der NSDAP als politisch verdächtig gemeldet und konnte als „entarteter Künstler“ nicht mehr arbeiten. Nach kurzer Gefangenschaft im KZ Sachsenhausen und Polizeigefängnis Potsdam überlebte Ascher die nationalsozialistische Gewaltherrschaft ab 1942 versteckt in der teils ausgebombten Villa Lassenstr. 28 in Berlin-Grunewald, versorgt von Martha Graßmann, geb. Fenske (* 16. Januar 1881; † 24. Januar 1971 Berlin), einer engen Freundin seiner Mutter. In dieser Zeit schrieb er Gedichte.
Am 29. April 1945 wurde Berlin-Grunewald befreit. Fritz Ascher war ein veränderter Mensch. Er zog zu Martha Graßmann, die ihn von 1942 bis 1945 versteckt hatte, in die Bismarckallee 26.[1] Aschers Atelier war ein halbrunder großer Raum mit angrenzendem Wintergarten. Papierarbeiten – Federzeichnungen, Aquarelle und Gouachen – entstanden in den Wintermonaten, wenn das Atelier nicht beheizt werden konnte. Anfang der 1950er Jahre hatte er eine extrem intensive Arbeitsphase, in der er jede Nacht bis früh morgens arbeitete. Immer wieder wurden diese Arbeitsphasen unterbrochen von Zeiten extremer Depression, Selbstgesprächen und Schlaflosigkeit.
Als Künstler fand Ascher nach 1945 seine ganz eigene Handschrift. Zurückgezogen von der Gesellschaft schuf er ein umfangreiches grafisches und malerisches Spätwerk, in dem er sich auf Landschaften konzentrierte, angeregt vom nahe gelegenen Grunewald. Seine Bilder wurden deutlich einfacher und direkter und sind auffallend individuell und persönlich. Seiner expressionistischen Bildsprache mit kraftvollen Pinselstrichen und ausdrucksstarken Farben blieb er treu. Porträts entstanden nun ausschließlich aus der Erinnerung, meistens auf Papier. Daneben entstanden eindringliche Sonnenuntergänge, Baum- und Blumenbilder, die wir als Feier des Überlebens und Fortbestehens der Natur sehen können. Neben dickstämmigen alten Buchen, die stark verwurzelt sind, finden sich bei Ascher dünnstämmige Bäume, den Wettern ausgesetzt. Einzeln oder in Reihen, in Zweier- oder Dreiergruppen werden diese Bäume zu stehenden Figuren, die uns konfrontieren, jede so unverkennbar wie jedes Individuum.
Bäume in Hügeliger Landschaft von 1967 ist das letzte von Ascher datierte Gemälde. Es zeigt die massiven Buchen am Jagdschloss Grunewald am Grunewaldsee, identifiziert von Gudrun Rademacher, ehemalige Direktorin des Waldmuseums Grunewald. Zwischen den Buchen wird eine lichtdurchtränkte nach rechts ansteigende Landschaft unter aufgewühltem Himmel sichtbar.
Fritz Ascher starb am 26. März 1970. Am 21. Februar 2018 wurde vor seinem ehemaligen Wohnort, Berlin-Zehlendorf, Niklasstraße 21/23, wo er bis zur Verhaftung 1938 gelebt hatte, ein Stolperstein verlegt.
2019 wurde die Fritz-Ascher-Stiftung im Stadtmuseum Berlin gegründet.[2]
Fritz Ascher war Mitglied des Berufsverbandes Bildender Künstler Berlins (1946–1980).
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