Auf Johann Neumann, dessen Herkunft nicht eindeutig nachweisbar ist, der sich aber aus Deutschland in Livland angesiedelt haben soll, baut der baltische Stammbaum auf. Johann N. war als Major in schwedischen Militärdiensten und wurde am 20. August 1666 als „von Freymann“ geadelt. Zu seinen Besitzungen gehörten die Güter Nötkenshof[1] und Schreibershof[2]. Er übte mit zeitlichen Abständen das Amt eines Ordnungsrichters aus und war Landrichter im Dörptschen Kreis. Sein Sohn der livländische Landrat Carl Otto von Freymann († 1729) war mit Catharina Elisabeth von Rothausen a.d.H. Nursie verheiratet und erbte durch sie das Gut Nursie. Seine drei Brüder waren ebenfalls hohe Offiziere in schwedischen und russischen Diensten. Das Adelsgeschlecht „Freymann Nursie und Schreibershof“ wurde 1742 von der Livländischen Ritterschaft in die livländische Adelsmatrikel (Nr. 74) eingetragen und erhielt 1745 und 1747 als „von Freymann a.d.H. Nursie“ die Matrikelnummer 93.
Das Gut Alt-Nursie war 1627 ein kleines Dorf und der Mühle Nursie und gehört zu Rauge. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde es als Hof von Rauge abgeteilt und 1765 nochmals in Alt- und Neu-Nursie unterteilt. Alt-Nursie war von 1723 bis 1861 im Besitz der Familie von Freymann[3]. Das Rittergut selbst wurde 1688 gegründet und gehörte den Familien von Freymann, von Herzberg sowie von Wahl. Das zergliederte Hauptgebäude im Neorenaissance-Stil entstand in den 1860er Jahren (ist in einer im 20. Jahrhundert von der sowjetischen Armee etwas veränderten Form erhalten geblieben). Nach der historischen Aufteilung gehörte das Gut zum Kirchspiel Rõuge/Rauge, Kreis Võrumaa/Werro; nach der heutigen Aufteilung gehört das Gut zur Gemeinde Rõuge in Võrumaa.[4]
Nach dem vom 20. August 1666 erteilten Adelsdiplom führen die von Freymann a.d.H. Nursie folgendes Wappen: Im Wappenschild zwei verschränkte Standarten mit blauer Flagge, die je einen Halbmond tragen. Zwischen den kreuzweise an geordneten Standarten stehen zwei übereinander nach oben gerichtete Pfeile. Die Helmzier stellt auf der Helmwulst einen Kranz mit einem blauen aufrechten Pfeil dar, der zwischen je zwei Standarten steht. Die Helmdecken sind Blau und Silber.[5]
Stammlinie
Johann Neumann (1640–1682), 1666 schwedischer Adelsstand als von Freymann, Stammvater des Adelsgeschlechts von Freymann a.d.H. Nursie, schwedischer Major, Ordnungsrichter
August Wilhelm Hupel: Materialien zu einer liefländischen Adelsgeschichte: nach d. bey d. letzten dasigen Matrikul-Commission angenommenen Ordnung, Bände 15–17, Nordische Miscellaneen, Riga 1788, S. 90.
Nötkenshof: Nach dem am 10. Oktober 1666 erhaltenem königlichen Zulaß erwirbt Johann v. Freymann dieses Gut von Otto v. Gylten, wird jedoch erst am 9. Februar 1683 als rechtmäßiger Besitzer anerkannt. Das Gut geht später über an seinen Sohn Reinhold Johann v. Freymann. Familiengeschichte der Familie v. Freymann a.d.H. Nursie
Schreibershof: Johann v. Freymann erwirbt das Gut mit königlichem Zulaß von Otto v. Gylten. Carl Otto v. Freymann, der das Gut von seinem Vater geerbt hatte, tritt es am 4. Januar seinem Bruder Reinhold Johann v. Freymann ab. Dieser vererbt es an seinen Sohn Carl Otto v. Freymann, der es 1767 an Maria Elisabeth Schöppingk verkauft. Gotthard Wilhelm v. Freymann macht jedoch seine Rechtsansprüche geltend und erwirbt das Gut für sich. Familiengeschichte der Familie v. Freymann a.d.H. Nursie
Baltisches historisches Ortslexikon: Estland (einschliesslich Nordlivland), Quellen und Studien zur baltischen Geschichte, Herausgeber Hans Feldmann, Heinz von Zur Mühlen, Gertrud Westermann, Verlag Böhlau Verlag Köln Weimar, 1985, ISBN 3-412-07183-8 Seite 396