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1917 gegründete Dienststelle zur Bewertung der Feindlage des deutschen Heeres Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Abteilung Fremde Heere war eine im Mai 1917 gegründete Dienststelle zur Bewertung der Feindlage des deutschen Heeres. Unter Tarnnamen wurde die Stelle auch nach der Niederlage 1918 bei der Reichswehr weitergeführt. Sie bestand auch bei der Wehrmacht in der Zeit des Nationalsozialismus. 1938 wurden zwei Generalstabsabteilungen gebildet, eine für Fremde Heere West und eine für Fremde Heere Ost. Der Leiter der letzteren, Reinhard Gehlen, arbeitete nach dem Zweiten Weltkrieg für die US-amerikanische Besatzungsmacht. Seine Organisation Gehlen wurde die Keimzelle für den späteren Bundesnachrichtendienst, den deutschen Auslandsgeheimdienst.
Unmittelbar mit Beginn des Ersten Weltkrieges wurden im kaiserlichen Heer Schritte zur Bearbeitung der Feindlage eingeleitet. Ziel war es, objektive Analysen über die Kräfteverteilung, die Organisation und die Kriegsführung der gegnerischen Streitkräfte zu erarbeiten. Der erste Leiter war der Chef der Nachrichtenabteilung Oberstleutnant Richard Hentsch.[1] Aus der ursprünglichen Nachrichtenabteilung hervorgegangen, wurde dieser Aufgabenbereich im Großen Generalstab des deutschen Heeres ab 20. Mai 1917 als Abteilung Fremde Heere im Großen Generalstab bezeichnet. Die Stelle wertete in erster Linie Informationen aus, die die Feindlageoffiziere an den Frontabschnitten, die Stellvertretende Sektion III b und die Abteilung III b lieferten.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Abteilung nur formal aufgelöst (wie auch andere Dienststellen, wegen der Bestimmungen des Versailler Vertrages). Bereits 1919 setzte sie ihre Tätigkeit fort, nun aber unter dem Tarnnamen Statistische Abteilung als Abteilung T 3 des Truppenamtes im Reichswehrministerium. Anfang 1922 wurde die Bezeichnung Heeresstatistische Abteilung verwandt. Seit 1919 gehörte auch die militärische Abwehr strukturell zur Abteilung T 3. Sie wurde aber erst seit 1923 in Form der Personalangaben der Abwehroffiziere und ab 1926 offiziell in den Ranglisten der Reichswehr geführt.[2] Als im Sommer 1927 die durch den Leiter der Seetransportabteilung Walter Lohmann organisierten Tätigkeiten um Geheimrüstungen der Öffentlichkeit bekannt wurden und darin auch Personal der Abwehr verwickelt war,[3] mussten politische Konsequenzen gezogen werden. Deshalb wurde 1928 der Marinenachrichtendienst aus dem Marineamt und die militärische Abwehr aus der T 3 herausgelöst und dem Reichswehrminister direkt unterstellt.[4] Dieser Schritt bewirkte aber auch die Trennung zwischen der nachrichtendienstlichen Informationsbeschaffung und der Datenauswertung – was sich vor allem in den Jahren nach 1933 als außerordentlich destruktiv erwies, weil nun die dringend benötigten Informationen aus den unterschiedlichsten Segmenten aufwändig beschafft werden mussten.[5] Damit verblieb der Bereich Fremde Heere, neben der Chiffrierstelle der Heeresführung und der Attachégruppe, weiter in der Heeresstatistischen Abteilung. Zwei Jahre später erfolgte eine innere Strukturierung der Arbeit in Ländergruppen; es bildeten sich die Bereiche Ost, West und Süd. Im Jahr 1931 wurde die offizielle Benennung als Abteilung Fremde Heere wieder eingeführt.
Mit den bereits 1933 vorgenommenen Schritten, dem Marinenachrichtendienst wieder seine Eigenständigkeit zurückzugeben, ging die Kriegsmarine dazu über, den Sektor Fremde Marinen in eigener Regie zu bearbeiten. Ab 1934/1935 wurden die Themen der Fremden Luftmächte in die Verantwortung des Reichsluftfahrtministeriums geholt. 1938 kam es in der T3 zu internen Umstrukturierungen, die zur Aufteilung in zwei getrennte Abteilungen des Generalstabs, nämlich Fremde Heere West (3. Abteilung) und Fremde Heere Ost (12. Abteilung) führten. Beide Abteilungen standen zusammen mit der Attachégruppe unter der Leitung des Oberquartiermeisters IV (O Qu IV) im Generalstab des Heeres. Das war ab 1938 Generalmajor Kurt von Tippelskirch. Während ab diesem Zeitpunkt als Abteilungsleiter Fremde Heere West Oberst i. G. Ulrich Liß fungierte, wurde zum März 1939 zur Führung der Abteilung Fremde Heere Ost Oberst i. G. Eberhard Kinzel eingesetzt. Ab August 1938 wurden mit den Bestimmungen des Mobilmachungsplanes für beide Abteilungen auch ihre Verwendung und der Einsatz im Kriegsfall geregelt. Als grundsätzliche Aufgabe war darin für Ost und West die Bearbeitung der gesamten Feindlage geregelt.[6] Anfang 1941 wurde die Stelle des Oberquartiermeisters IV von Gerhard Matzky übernommen. Er war ein erfahrener General, von 15. September 1938 bis 30. November 1940 Militärattaché der deutschen Botschaft in Tokio gewesen war.
Die Abteilung Fremde Heere Ost wurde von dem General der Infanterie (damals Oberst) Eberhard Kinzel geleitet und agierte schon in der Schlacht vor Moskau unglücklich. Sie erkannte noch einen Tag vor Beginn der Schlacht um Moskau nicht deren Vorbereitung und schrieb in einer Lagebeurteilung, die sowjetischen Truppen seien ohne Zuführung von Reserven nicht zu einem Gegenangriff fähig. Wesentlich besser wusste sich zu dieser Zeit die Abteilung Fremde Heere West unter Oberst i. G. Ulrich Liß zu positionieren.
Die Abteilung Ost wurde nachfolgend von 1942 bis April 1945 von Reinhard Gehlen geleitet, der zuletzt den Rang eines Generalmajors bekleidete. Er ging 1944 den Schritt, in die Abteilung direkte nachrichtendienstliche Strukturen einzubinden und Vereinbarungen mit der geheimen Feldpolizei für einen Zugriff auf ihre internen Informationsabläufe zu haben. Dennoch blieben bei der Aufklärung der sowjetischen Kräfte im Bereich der Heeresgruppe Mitte die Kräftekonstellationen der 6. Garde-Armee und der 5. Garde-Panzer-Armee bis zum Beginn der sowjetischen Operation Bagration unerkannt, für deren Auswertung und Lagefeststellung sowie Lagebeurteilung die Abteilung Fremde Heere Ost unter Gehlen zuständig war. Eine enge Zusammenarbeit erfolgte mit der Unterabteilung Fremde Luftwaffen Ost aus der 5. Abteilung des Generalstabes der Luftwaffe. Diese stand ab 1943 unter der Leitung von Major i. G. Werner Boie.
Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stellte sich Gehlen der United States Army, trat in ihre Dienste und übernahm wenig später von den Besatzungsbehörden in der Amerikanischen Besatzungszone den Auftrag, einen Geheimdienst nach amerikanischem Vorbild mit deutschem Personal aufzubauen. Er wurde später nach ihrem Leiter Organisation Gehlen genannt. In dieser Eigenschaft gewann Gehlen eine namhafte Zahl seiner früheren Mitarbeiter dafür, nunmehr für diesen neuen Dienst zu arbeiten. Durch Übernahme der nichtstaatlichen Organisation Gehlen in die bundesdeutsche Verwaltung entstand 1956 der Bundesnachrichtendienst.
weiter verantwortlich als Oberquartiermeister IV
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