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Die Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) ist ein deutsches, öffentlich-privates Unternehmen der Entsorgungsbranche in Frankfurt am Main. Die Gesellschaft ging 1995/96 aus dem früheren Amt für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung der Stadt Frankfurt am Main hervor. Heute ist FES das größte Entsorgungsunternehmen in der Rhein-Main-Region und bietet Dienstleistungen um die Entsorgung und Flächenreinigung für Kommunen, Industrie, Handel, Gewerbe und Privatkunden an.
Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH | |
---|---|
Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1995 |
Sitz | Frankfurt am Main, Deutschland |
Leitung |
|
Mitarbeiterzahl | rd. 1.900 |
Umsatz | 221 Mio. Euro |
Branche | Entsorgungsbranche |
Website | www.fes-frankfurt.de |
Stand: Februar 2021 |
Der größte Kunde von FES ist nach wie vor die Stadt Frankfurt am Main. Die Aufgaben, die das Unternehmen für die Stadt ausführt, ergeben sich unter anderem aus der Abfallsatzung der Stadt Frankfurt am Main, aus der Satzung zur Straßenreinigung der Stadt Frankfurt am Main, der Hessischen Gemeindeordnung und den Abfallkonzepten der Hessischen Landesregierung.
Generell wird unterschieden zwischen der Entsorgung von Hausmüll (Abfall aus privaten Haushalten) und von Gewerbemüll (Abfall von Industrie, Handel und Gewerbebetrieben).
Hausmüll: Für Hausmüll besteht ein Anschluss- und Benutzungszwang, d. h. private Haushalte sind verpflichtet, ihren Abfall über das kommunale Abfallwirtschaftssystem entsorgen zu lassen. Zum kommunalen Kundenkreis von FES gehören neben der Stadt Frankfurt am Main auch diverse weitere Kommunen im Rhein-Main-Gebiet.
Allen Frankfurter Haushalten stehen vier Mülltonnen zur Verfügung: für Restmüll, Altpapier, Bioabfälle und Verpackungen. Diese Tonnen werden in regelmäßigen Abständen von FES geleert. Sperrmüll bis zu 10 m³ wird von FES kostenlos nach vorheriger Anmeldung abgeholt. Für Altglas stehen flächendeckend im Stadtgebiet verteilt rund 1.500 Altglascontainer zur Verfügung. Schadstoffe können an Schadstoffmobilen abgegeben werden. Altpapier Grünabfälle, Sperrmüll, Verpackungen, Metallschrott, Elektrogeräte und Holz können von Frankfurter Bürgern im Rahmen des sogenannten „Kofferraumservice“ auch selbst angeliefert werden.
Viele Kommunen im Rhein-Main-Gebiet unterhalten keinen eigenen Abfallwirtschaftsbetrieb mehr, sondern vergeben diese Dienstleistungen in regelmäßigen Abständen im Zuge von Ausschreibungen an Entsorgungsunternehmen. FES beteiligt sich regelmäßig an diesen Ausschreibungen und gewinnt dabei den einen oder anderen Auftrag.
Gewerbemüll: Auch für die Entsorgung des Restmülls, der bei einem Gewerbebetrieb in Frankfurt am Main anfällt, ist FES zuständig. Alle anderen von Gewerbebetrieben erzeugten Abfälle (z. B. Wertstoffe) unterliegen dagegen nicht dem Anschluss- und Benutzungszwang, sondern müssen von den Gewerbebetrieben in eigener Zuständigkeit ordnungsgemäß entsorgt werden. In diesem Bereich des Entsorgungsmarkts herrscht freier Wettbewerb, an dem sich FES mit Erfolg beteiligt.
In Frankfurt am Main gibt es ein 4-Tonnen-System (siehe oben). Die Abfallbehälter (Mülltonnen) bestehen aus Kunststoff und haben Rollen. Durch unterschiedlich farbige Deckel wird der Inhalt der Tonnen gekennzeichnet: grau für Restmüll, grün für Altpapier, braun für Biomüll und gelb für Verpackungen. Diese Farbgebung ist in Deutschland nicht einheitlich und kann von Kommune zu Kommune abweichen. Die Tonnen sind in verschiedenen Größen von 80 Liter bis 1.100 Liter verfügbar. Diese teilen sich wie folgt auf: Restmüll (80, 120, 240, 770 & 1100 l), Bio (120 & 240 l), Papier und Verpackung (120, 240, 770 & 1100 l). Die Tonnen sind Eigentum von FES und können dort bestellt, abbestellt oder getauscht werden. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Behältersystemen für den gewerblichen Bedarf. Das Angebot reicht von 30 Liter-Spezialeimern bis zu 36 m³-Containern, die von Hecklader-, Seitenlader- oder Frontladerfahrzeugen umgeleert bzw. von Absetz- oder Abrollfahrzeugen gewechselt werden. Zum Behältersortiment gehören auch Selbstpresscontainer sowie zahlreiche Spezialanfertigungen für einzelne Kunden, z. B. zum Einsatz bei der Entsorgung in Hochhäusern und in Einkaufszentren.
Die Festlegung und der Einzug der Gebühren für die Abfallentsorgung und die Straßenreinigung sind eine hoheitliche Aufgabe der Stadt Frankfurt am Main. Alle Informationen und Erläuterungen dazu befinden sich auf den Internetseiten der Stadt Frankfurt am Main: Abfallgebührensatzung der Stadt Frankfurt am Main[1], Straßenreinigungssatzung der Stadt Frankfurt am Main.
Das Unternehmen wurde 1995 von der Stadt Frankfurt am Main als alleiniger Gesellschafterin gegründet. Mit Wirkung zum 1. Januar 1998 übernahm Remondis, heute das größte deutsche Entsorgungsunternehmen, einen Minderheitsanteil an FES, gemeinsam mit der Führung des operativen Geschäfts der Gesellschaft. Vorangegangen war eine Ausschreibung dieses Minderheitsanteils, an der sich neben deutschen Entsorgungsunternehmen auch mehrere Gesellschaften aus dem europäischen Ausland beteiligt hatten. Im Sommer 2020 erneuerten die Stadt Frankfurt und Remondis die Partnerschaft, womit Remondis weiterhin zu 49 % Anteilseignerin bleibt.[2]
Somit ist FES ein gemischtwirtschaftliches Unternehmen, auch Private-Public-Partnership (PPP) genannt.
Die FES nutzt den Luisenhof im Frankfurter Stadtteil Bornheim als Hauptsitz. Der Luisenhof war einst ein mittelalterlicher Militärposten vor den Toren der Stadt, der zugleich Patrizierfamilien als ländliches Refugium diente. Im Jahr 1837 kam das damals zerfallende Anwesen in den Besitz der Familie Rothschild. Diese schuf den bis heute erhaltenen Günthersburgpark und errichtete ein klassizistisches Sommerschlösschen. Mayer Carl von Rothschild erbaute 1866 den „Luisenhof“ als Ersatz für den baufälligen Ökonomiehof der Burg und benannte ihn nach seiner Frau Louise. Im Jahr 1898 erwarb die Stadt Frankfurt am Main den Gutshof aus Rothschilds Erbe und errichtete dort noch im selben Jahr ihren Fuhrpark. Seitdem dient der Luisenhof als Verwaltungssitz und Depot der Müllabfuhr und Straßenreinigung. Zum 1. Januar 1996 bezog die FES den Standort.[3]
1855 erteilte die Stadt Frankfurt am Main Bauern die ersten Aufträge zur Abfuhr von Unrat. Das städtische Fuhramt nahm 1873 seinen Betrieb auf. Mit einem stadteigenen Fuhrpark fuhr es Haus- und Straßenkehricht ab. Den Luisenhof erwarb die Stadt 1889.
Das Stadtreinigungsamt wurde 1954 ein eigenes Dezernat. Weitere Fortentwicklungen waren die Errichtung einer Abfallverbrennungsanlage in der Frankfurter Nordweststadt 1965, die Einführung der Altpapiertonne im Stadtgebiet Frankfurt 1986 und die Einführung der Gelben Tonne im Stadtgebiet Frankfurt 1992. Erste flächendeckende mobile Sonderabfallsammlungen gab es ab 1988. Zum 31. Dezember 1999 erlosch das Amt für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung.
Nach Ende des Amts für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung wurde 1995 die FES Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH gegründet, die zum 1. Januar 1996 ihren operativen Betrieb aufnahm. 1998 übernahm REMONDIS 49 % von FES. Im gleichen Jahr wurde die Biotonne im Stadtgebiet Frankfurt eingeführt, ein Jahr später nahm die Bioabfallbehandlungsanlage ihren Betrieb auf.
FES erwarb 2000 die Abfallumladeanlage im Frankfurter Osthafen. Zugleich wurde die Schlackeaufbereitungsanlage auf die Deponie Flörsheim/Wicker verlegt und die Flughafen-Service GmbH zur Entsorgung der Abfälle des Flughafens Frankfurt gegründet. Mit der FES Abfallmanagement und Service GmbH (FAS) als Tochter von FES folgte 2002 eine weitere Neugründung. 2003 nahm die neue Altpapiersortieranlage ihren Betrieb auf. FES übernahm im gleichen Jahr die Mehrheitsanteile der Frankfurter Fußreinigung Dr. Feiler & Co.
Die Abfallverbrennungsanlage wurde 2004–2009 im laufenden Betrieb saniert und in Müllheizkraftwerk Frankfurt am Main umbenannt. Als Betreibergesellschaft wurde 2006 die MHKW GmbH gegründet. Weitere Neuerungen gab es 2005 bei der Schlackeaufbereitungsanlage, die nachgerüstet und optimiert wurde, und 2006 bei der Gewerbeabfallsortieranlage, die im Frankfurter Osthafen ihren Betrieb aufnahm. Die Frankfurter Fußwegreinigung Dr. Feiler & Co. wurde in diesem Jahr zur 100%igen Tochter von FES und firmierte als FFR GmbH.
2008 wurde die Schlackeaufbereitungsanlage abermals modernisiert. Das FES-Servicecenter bezog 2009 neue Räumlichkeiten auf dem Liebfrauenberg.
Die FES-Gruppe umfasst folgende Gesellschaften:
Die Unternehmen der FES-Gruppe sind Mitglieder der Entsorgergemeinschaft der Deutschen Entsorgungswirtschaft e. V.
FES betreibt mehrere Abfallbehandlungsanlagen sowie hauseigene Werkstätten:
Die FES (2019)
Gemäß der Abfallhierarchie nach § 6 Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) spielt für das Unternehmen Abfallvermeidung eine wichtige Rolle. Die FES entwickelt daher innovative Projekten sowie Dienstleistungen und veröffentlicht jährlich einen Nachhaltigkeitsbericht, der einen Gesamtüberblick über Umweltziele, Abfallvermeidung, CO2-Einsparung und Lärmreduktion gibt. So wurden etwa elektrische Müllfahrzeuge oder mithilfe von Digitalisierung eine optimierte und ressourcensparende Müllabfuhr eingeführt. Zu den nachhaltigen Projekten zählen unter anderem:
Die FES hat 2019 mit dem Mehrwegbecher #MainBecher ein stadtweites Pfandsystem für To-Go-Becher in Frankfurt am Main auf den Weg gebracht. Mehr als 120 Cafés, Bäckereien und Tankstellen beteiligen sich bereits daran.
Denn statistisch gesehen werden in Deutschland pro Sekunde 90 To-Go-Becher weggeworfen. Auch in der Metropole Frankfurt landen viele Kaffeebecher im Müll. Studien zufolge beträgt der Volumenanteil von To-Go-Bechern in Abfallkörben bis zu 15 Prozent. Ein Einweg-Trinkbecher ist nur ca. 15 Minuten im Einsatz, bevor er im Abfall landet.
Diese Herausforderung ging die gemeinnützige Initiative Cup2gether an, der es gelang, ein Mehrweg-Pfandbecher-System für Frankfurt-Bornheim einzuführen. Da daraufhin auch etliche andere Stadtteile die Einführung dieses Systems forderten, beauftragte die Stadt Frankfurt die FES, das System im gesamten Frankfurter in Verkehr zu bringen und zu etablieren. Das ist der #MainBecher.
Der neue Becher knüpft an den Bornheimer Becher an, ist in zwei Größen erhältlich und besteht zu 100 % aus natürlichen und nachwachsenden Rohstoffen sowie natürlich vorkommenden Mineralien. Somit ist er biologisch abbaubar. Er wird in Deutschland hergestellt und besteht hauptsächlich aus Lignin, einem Nebenprodukt der Papierherstellung. Der umstrittene Rohstoff Bambus, der sich durch den Einsatz von Melaminharz für Kaffeebecher als nicht schadstofffrei und damit als ungeeignet erwiesen hat, ist nicht enthalten. Der #MainBecher ist spülmaschinentauglich, so dass er problemlos hygienisch gereinigt werden kann. Das Design des Frankfurter Bechers ist identitätsstiftend und erinnert daran, dass alle Bürger und Bürgerinnen gemeinsam etwas für ihre Stadt tun können.
Im Jahr 2021 launchte die FES das überregionale Onlinemagazin für Nachhaltiges namens RECYCLIST. Ziel des Magazins ist es, Unternehmen und Menschen, die an Nachhaltigkeitsthemen interessiert sind, mit redaktionell aufbereiteten Themen zu informieren. Schwerpunkte liegen auf den Themen Recycling und Abfälle, aber auch andere Bereiche, die Nachhaltigkeit und Umwelt betreffen, werden aufgegriffen.
Vor allem neue Gesetze und Verordnungen wie die Gewerbeabfallverordnung, das neue Verpackungsgesetz oder das Elektrogesetz gesetz werden im RECYCLIST erklärt. In verschiedenen Rubriken wie Recht, Ratgeber oder über einen Glossar wird Wissenswertes aufgearbeitet.
Gemeinsam mit der Gesellschaft für Wiederverwendung und Recycling (GWR) eröffnet die FES demnächst außerdem den Shop reYOUrs für gebrauchte Elektrogeräte. Die FES sammelt dafür Altgeräte ein, woraufhin sie von der GWR repariert werden. Die Geräte werden dann wieder verkauft und sparen so im Vergleich zum Kauf neuer Gegenstände Ressourcen. Zudem stellt das Unternehmen Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern einen Online-Reparaturführer bereit.
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