Folketingswahl 2015

69. Wahl zum dänischen Parlament Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Folketingswahl 2015 war die 69. Wahl zum dänischen Parlament Folketing. Sie wurde von Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt am 27. Mai 2015 angesetzt und fand am 18. Juni 2015 statt.[1] Bei dieser büßte der rote Block um die Minderheitsregierung der Sozialdemokraten seine Mehrheit im Folketing ein. Nach der Wahl trat Thorning-Schmidt als Ministerpräsidentin und Parteichefin zurück. Zugleich fiel dem blauen Block um Lars Løkke Rasmussen von der rechtsliberalen Partei Venstre die Aufgabe der Regierungsbildung zu. Dass die Dänische Volkspartei um Kristian Thulesen Dahl mehr Wählerstimmen als Venstre erhielt, war für einige Medien überraschend.[2]

← 2011Folketingswahl 20152019 →
in %, angegeben ist der Listenbuchstabe
 %
30
20
10
0
26,3
21,1
19,5
7,8
7,5
4,8
4,6
4,3
3,4
0,8
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2011
 %p
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  −2
  −4
  −6
  −8
+1,5
+8,8
−7,2
+1,1
+2,5
+4,8
−4,9
−4,9
−1,6
± 0,0
14
7
47
9
8
4
13
34
6
37
14 7 47 9 8 4 13 34 6 37 
Insgesamt 179 Sitze
  • Ø: 14
  • F: 7
  • A: 47
  • Å: 9
  • B: 8
  • Sonst.: 4
  • I: 13
  • V: 34
  • C: 6
  • O: 37
Blöcke
 %
60
50
40
30
20
10
0
52,0
47,9
0,1
Blauer Block
Roter Block
Sonst.
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu
 %p
   4
   2
   0
  −2
  −4
+2,4
−2,5
± 0,0
Blauer Block
Roter Block
Sonst.

Ausgangslage

Zusammenfassung
Kontext

Bei der Folketingswahl 2011 wurde die liberale Venstre um Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen wieder stärkste Partei (26,7 % = +0,4 Prozentpunkte). Die Sozialdemokraten hatten 2011 mit Helle Thorning-Schmidt als Spitzenkandidatin 24,8 % erhalten (−0,7 Prozentpunkte), das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Die Dänische Volkspartei (DF), die Sozialistische Volkspartei (SF) und die Konservative Volkspartei hatten 2011 ebenfalls Verluste verzeichnet. Die Gewinner der Wahl 2011 waren die Sozialliberalen (RV), die rot-grüne Einheitsliste (EL) und die Liberale Allianz (LA). Die Christdemokraten verfehlten mit 0,8 % den Einzug ins Parlament (Folketing) deutlich. Helle Thorning-Schmidt konnte eine Dreiparteienkoalition ihrer Sozialdemokraten mit Sozialliberalen und der Sozialistischen Volkspartei bilden, die von der Einheitsliste toleriert wurde (Regierung Helle Thorning-Schmidt I).

Am 30. Januar 2014 verließ die SF diese Koalition. Thorning-Schmidt bildete eine neue Minderheitsregierung mit den Sozialliberalen; diese wurde weiterhin von der rot-grünen Einheitsliste und der SF toleriert.[3][4]

Bei der Europawahl in Dänemark 2014 legte die Dänische Volkspartei (DF) mehr als zehn Prozentpunkte zu und wurde erstmals in ihrer Geschichte stärkste Partei bei einer nationalen Wahl, während Venstre, Sozialdemokraten, Sozialisten und Konservative Verluste verzeichneten. Die von der rot-grünen Einheitsliste unterstützte Folkebevægelsen mod EU, die Sozialliberalen und die Liberale Allianz konnten anders als die DF nur mäßig von den Verlusten der anderen Parteien profitieren.

Umfrageergebnisse im Wahljahr

Kurz vor der Wahl sahen die Meinungsforschungsinstitute die Sozialdemokraten bei etwa 25–26 Prozent und damit leicht über ihrem letzten Ergebnis bei der Folketingswahl 2011. Während Sozialliberale und Sozialisten beide bei circa fünf Prozent und damit etwa vier Punkte unter ihrem Resultat im Jahre 2011 lagen, wurde der rot-grünen Einheitsliste eine Verbesserung ihres Ergebnisses prognostiziert. Der neuen Partei Alternativet, die sich Ende 2013 von den Sozialliberalen Partei abgespalten hatte, wurde ein sicherer Einzug ins Parlament mit fünf Prozent vorhergesagt.

Der liberalen Venstre wurde ein Einbruch von 26,7 auf 19–21 Prozent vorhergesagt. Im Gegenzug lag die Dänische Volkspartei nur leicht hinter den Liberalen und damit klar über ihrem letzten Ergebnis. Der Liberalen Allianz wurde ein deutlicher Zugewinn vorhergesagt, während den Konservativen mit drei bis vier Prozent ein Unterbieten des Ergebnisses von 2011 vorhergesagt wurde. Ein Einzug der Christdemokraten galt als äußerst unwahrscheinlich.

Die blaue Allianz von Venstre, Volkspartei, Liberaler Allianz, Konservativen und Christdemokraten lag kurz vor der Wahl meist gleichauf mit der roten Allianz um Sozialdemokraten, Sozialliberalen, Sozialisten, Rot-Grünen und Alternative. Beide erreichten bei den letzten Umfragen vor der Wahl jeweils 49–51 Prozent, wobei eine Mehrheit zugunsten des konservativ-liberalen Blockes etwas wahrscheinlicher schien.[5]

Antretende Parteien

Zu den dänischen Buchstabenbezeichnungen siehe Parteibuchstaben.

Dänemark

Färöer

Grönland

Ergebnisse

Zusammenfassung
Kontext

Dänemark

Thumb
Stimmenstärkste Parteien in den 92 Aufstellungswahlkreisen (opstillingskredse).
Thumb
Stimmenstärkste Parteien in den 10 Großwahlkreisen (storkredse)

Die Wahlkreise sind wie folgt aufgeteilt:

In den drei Landesteilen (Dänisch, plural Landsdele) Seeland-Süddänemark (Sjælland-Syddanmark), Hauptstadtregion (Hovedstaden) und Mitteljütland-Nordjütland (Midtjylland-Nordjylland) gibt es insgesamt zehn Mehrpersonenwahlkreise, die als Großwahlkreise (Storkredse) bezeichnet werden. In diesen werden zunächst 135 Wahlkreismandate (kredsmandater) vergeben. Dabei spielt die geographische Größe der Großwahlkreise eine Rolle: je größer ein Gebiet ist, desto mehr kredsmandater werden in diesem vergeben. Auf die drei Landesteile werden danach 40 Ausgleichsmandate (tillægsmandater) verteilt.

Von den Großwahlkreisen sind die 92 Aufstellungswahlkreise (opstillingskredse) zu unterscheiden. Die Politiker stehen zwar hier auf den Stimmzetteln, aber sie repräsentieren im Folketinget die Großwahlkreise. Die eigentlichen Wahlkreise sind also die Großwahlkreise, nicht die Aufstellungswahlkreise.

Dänemark insgesamt

Weitere Informationen Logo, Partei ...
Logo Partei Liste Stimmen Prozent ± % Sitze ± Sitze
Socialdemokraterne
Sozialdemokraten
A 0.924.940 26,3 +1,5 47 +3
Dansk Folkeparti
Dänische Volkspartei
O 0.741.746 21,1 +8,8 37 +15
Venstre
Liberale Partei
V 0.685.188 19,5 −7,2 34 −13
Enhedslisten – de rød-grønne
Einheitsliste
Ø 0.274.463 07,8 +1,1 14 +2
Liberal Alliance
Liberale Allianz
I 0.265.129 07,5 +2,5 13 +4
Alternativet
Die Alternative
Å 0.168.788 04,8 neu 09 neu
Det Radikale Venstre
Sozialliberale
B 0.161.009 04,6 −4,9 08 −9
Socialistisk Folkeparti
Sozialistische Volkspartei
F 0.147.578 04,2 −5,0 07 −9
Det Konservative Folkeparti
Konservative
C 0.118.003 03,4 −1,5 06 −2
Kristendemokraterne
Christdemokraten
K 0.029.077 00,8 ±0,0
Einzelbewerber 0.003.066 00,1
Gesamt 3.518.987 100 175
Ungültige Stimmen 0.041.073 01,2 +0,2
Abgegebene Stimmen 3.560.060 85,9 −1,8
Wahlberechtigte 4.145.321
Quelle: Danmarks Statistik[6]
Schließen

Roter Block Blauer Block

Ergebnisse nach Landesteilen

Im Folgenden sind die Ergebnisse in den drei Landesteilen bzw. 10 Großwahlkreisen dargestellt. Bemerkenswert bei der Wahl war das regional unterschiedliche Stimmverhalten.[7]

Seeland-Süddänemark

In Seeland-Süddänemark, der Grenzregion zu Deutschland, gewann die Dänische Volkspartei deutlich überproportional an Stimmen. Mit 25,6 Prozent erreichte sie Stimmenanteile lag sie nur knapp hinter den Sozialdemokraten, welche 26,6 Prozent erreichten.

Weitere Informationen Großwahlkreis, Ergebnisse in Prozent ...
Großwahlkreis Ergebnisse in Prozent
A B C F I K O V Ø Å Übrige
Südjütland23,53,12,23,07,51,128,423,55,12,60,0
Fünen28,93,43,54,46,50,421,818,28,54,50,0
Seeland27,93,22,93,96,20,425,619,66,73,50,0
Seeland-Süddänemark26,63,22,83,76,70,625,620,66,63,40,0
Schließen
Mitteljütland-Nordjütland

In Mittel- und Nordjütland erreichte die Venstre ihr bestes Regionalergebnis. In Westjütland wurde die Partei mit 27,4 % zur lokal stärksten Partei.

Weitere Informationen Großwahlkreis, Ergebnisse in Prozent ...
Großwahlkreis Ergebnisse in Prozent
A B C F I K O V Ø Å Übrige
Westjütland24,52,84,93,65,92,321,327,44,52,60,0
Nordjütland30,03,12,73,35,90,921,923,26,12,80,0
Ostjütland27,34,92,84,48,31,018,918,77,46,10,0
Mitteljütland-Nordjütland26,34,63,44,27,50,821,119,57,84,80,1
Schließen
Hauptstadtregion

In der Hauptstadtregion um Kopenhagen sind traditionell rot-grüne und linke Parteigruppierungen stärker als im Landesdurchschnitt. Die rot-grüne Einheitsliste erreichte in Kopenhagen mit 16,4 % ihr landesweit bestes und die Venstre mit 10,3 % ihr landesweit schlechtestes Ergebnis. Die Sozialdemokraten erzielten mit 33,5 % auf Bornholm ihr landesweit bestes Ergebnis.

Weitere Informationen Großwahlkreis, Ergebnisse in Prozent ...
Großwahlkreis Ergebnisse in Prozent
A B C F I K O V Ø Å Übrige
Nord-Seeland22,66,15,33,911,40,618,820,66,34,50,0
Kopenhagen-Umgebung29,15,44,54,78,40,420,114,88,24,40,0
Kopenhagen22,39,43,16,58,80,411,410,316,411,20,0
Bornholm33,51,61,72,84,02,919,920,38,45,00,0
Hauptstadtregion24,67,14,15,29,20,516,214,711,07,20,1
Schließen

Färöer

Weitere Informationen Partei, Liste ...
Partei Liste Gesamt-
stimmen
Prozent ± % Sitze ± Sitze Listenintern
bestplatziert
Persönliche
Stimmen
Tjóðveldi
Republikaner
E 05.730 24,5 +5,2 1 +1 Høgni Hoydal 1.477
Javnaðarflokkurin
Sozialdemokraten
C 05.666 24,3 +3,3 1 ±0 Sjúrður Skaale 2.495
Sambandsflokkurin
Unionisten
B 05.500 23,5 −7,2 −1 Edmund Joensen 2.416
Fólkaflokkurin
Volkspartei
A 4.368 18,7 −0,3 Annika Olsen 1.754
Framsókn
Fortschritt
F 00.749 03,2 neu Poul Michelsen 0.374
Miðflokkurin
Zentrumspartei
H 00.605 02,6 −1,6 Jenis av Rana 0.258
Sjálvstýrisflokkurin
Selbstverwaltungspartei
D 00.403 01,7 −0,6 Jógvan Skorheim 0.297
Einzelbewerber 00.345 01,5 Zakarias Wang 0.340
Gesamt 23.366 100 2
Ungültige Stimmen 00.210 0,9 −0,5
Abgegebene Stimmen 23.576 65,6 +6,7
Wahlberechtigte 35.614
Quelle: Färöischer Rundfunk.[8]
Schließen

Grönland

Weitere Informationen Partei, Liste ...
Partei Liste Stimmen Prozent ± % Sitze ± Sitze Listenintern
bestplatziert
Persönliche
Stimmen
Inuit Ataqatigiit
Gemeinschaft der Inuit
IA 07.904 38,5 −4,2 1 ±0 Aaja Chemnitz Larsen 2.540
Siumut
Vorwärts
S 07.831 38,2 +1,4 1 ±0 Aleqa Hammond 3.745
Demokraatit
Demokraten
D 01.753 08,5 −3,5 Randi Vestergaard Evaldsen 0.922
Atassut
Gemeinsinn
A 01.526 07,4 +0,2 Steen Lynge 1.309
Partii Naleraq
Partei der Peilmarke
PN 00.962 04,7 neu Per Rosing-Petersen 0.869
Gesamt 19.976 100 2
Ungültige Stimmen 00.538 2,6 ±0,0
Abgegebene Stimmen 20.514 50,0 −7,4
Wahlberechtigte 41.048
Quelle: valg.gl/qinersineq.gl[9]
Schließen

Regierungsbildung

Am Tag nach der Wahl trat Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt zurück. Am 20. Juni beauftragte die Königin den Venstre-Vorsitzenden Lars Løkke Rasmussen mit der Regierungsbildung. Der strebte zunächst eine Koalitionsregierung aller Parteien des blauen Blocks an. Da Dänische Volkspartei, Liberale Allianz und Konservative Volkspartei aber aus verschiedenen Gründen nicht in die Regierung eintreten wollten, bildete er eine Regierung, die nur aus Mitgliedern seiner Venstre-Partei bestand. Die Regierung Lars Løkke Rasmussen II wurde am 28. Juni 2015 vereidigt. 2017 wurde eine sog. „Kleeblattregierung“ aus Venstre, Liberaler Allianz und Konservativer Volkspartei gebildet, wobei Løkke Ministerpräsident blieb.

Einzelnachweise

Loading related searches...

Wikiwand - on

Seamless Wikipedia browsing. On steroids.