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Wandteil eines Gebäudes, der oben an Dachkanten oder Dachüberstände angrenzt Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Giebel ist der Wandteil eines Gebäudes, der oben an Dachkanten oder Dachüberstände angrenzt, die höher liegen als die Traufe, oder über das Dach hinausragt (als Schein-, Schild- oder freier Giebel). Die giebelseitige Fassade eines Gebäudes wird auch Giebelwand genannt. Sie ist häufig weniger breit als die Längsseiten des Gebäudes und wird dann auch als Stirnseite bezeichnet. Die Schnittlinie zwischen Giebel und Dach bzw. der giebelseitige Dachüberstand wird als Ortgang bezeichnet.
Das Wort Giebel ist im Deutschen seit dem 10. Jahrhundert belegt (ahd. gibil, mhd. gibel). Die genaue Herkunft gilt als ungesichert. Es werden Zusammenhänge mit Kopf (als Oberstes, Haupt), als auch mit Gabel (als Spitze, Gabelung) vermutet.[1]
Der Giebel ist eines der ältesten und bedeutendsten Elemente der europäischen Architektur.
Unter einem Ziergiebel wird nicht nur der geschmückte, verzierte Giebel eines Gebäudes verstanden, sondern auch die verkleinerte Zierform eines Giebels. Portal-, Tür- oder Fenstergiebel beschreiben insofern das Motiv eines Giebels, das zur Bekrönung dieser Bauteile verwendet wird. Bei einem vorspringenden Bauglied wird hier auch von einer Verdachung gesprochen. In der Modernen Architektur verlor der Giebel diese dekorative Bedeutung.
Die Form des Giebels hängt von der Dachform und -konstruktion ab. Bei der häufigen Form des Satteldaches entsteht das klassische Giebeldreieck. Bei einem Krüppelwalm entsteht eine trapezförmige Fläche, während ein Gebäude mit einem Walmdach keinen Giebel besitzt. Entsprechend der Dachneigung (steil/spitz bzw. flach) existieren auch die Begriffe Spitzgiebel und Flachgiebel. Ein Knickgiebel passt sich mit mehreren Winkeln der Dachform an. Bei einem Tonnendach können Rundgiebel (erstmals 1528 in Naumburg) beziehungsweise Segmentgiebel entstehen.
Ein Zwerchgiebel (heute vielfach Quergiebel) steht zwerch (quer, also rechtwinklig) zum Giebel des Hauptdaches. Ein Giebel über einem Mittelrisalit, einem hervorspringenden Gebäudeteil, wird auch als Frontispiz bezeichnet.[2]
Ein aus der Gebäudeflucht hervortretender, übergiebelter Risalit wird in Norddeutschland auch als Kapitänsgiebel bezeichnet.
Ragt die Giebelscheibe über Dachfläche und Dachfirst hinaus, ist es ein Schildgiebel. Das Dach schließt dann von hinten an den Giebel an, der eine eigenständige Form erhalten kann. Nimmt dieser Schildgiebel keinen Bezug auf die Dachform oder -neigung, spricht man von einem vorgesetzten Blend- oder Scheingiebel.[3] Die Giebelränder von historischen, repräsentativen Gebäuden wurden auch mit Bauplastiken geschmückt. Ist der Giebel deutlich größer dimensioniert als das dahinterliegende Dach spricht man ebenfalls von einem Scheingiebel.
Bezeichnung | Beschreibung | Abbildung |
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Dreiecksgiebel, auch Tempelgiebel, Pediment, Fronton, Frontispiz, Ziergiebel | Der flache Dreiecksgiebel findet sich bereits in der griechischen Architektur der Antike. Er wurde in der Renaissance, im Barock und im Klassizismus aufgegriffen. Dabei findet sich – wie bereits in der Antike – auch die gesprengte und verkröpfte Ausführung. Zahlreiche Variationen tauchen als Bekrönung oder Verdachung über Türen und Fenstern als Ziergiebel auf.[4] | |
Staffelgiebel, auch Treppengiebel oder Stufengiebel | Beim Staffelgiebel ist die Kontur seitlich abgetreppt. Diese Form entstand zunächst aus technischen Gründen, um die einzelnen waagerecht durchgeführten Steinschichten gerade abzuschließen und mit Dachziegeln eindecken zu können.[5] Der Staffelgiebel war dominierend in den Gebieten der Backsteingotik, insbesondere im Nord- und Ostseeraum vom 14. bis zum 17. Jahrhundert.[6] Während der Renaissance wurden gestaffelte Giebel mit Obelisken und Voluten geschmückt. Voluten wurden damals als Ornamente verwendet, die zwischen waagerechten und senkrechten Bauteilen vermitteln sollten.[7] Insofern wurden die Stufen des Staffelgiebels damit „verschleift“.[8] Es entstand der Volutengiebel. | |
Schweifgiebel | Der Schweifgiebel oder geschweifte Giebel hat einen geschweiften Umriss.[9] | |
Schweifwerkgiebel | Mit Schweifwerk dekorierter Giebel.[10] | |
Volutengiebel | Der Volutengiebel ist durch seitliche Voluten eingerahmt. Voluten wurden in Renaissance und Barock als Ornamente verwendet, die zwischen waagerechten und senkrechten Bauteilen vermitteln sollten.[11] Ausgehend von Italien verbreitete sich diese Giebelform während der Hochrenaissance in vielen Variationen in fast allen Ländern der Renaissance, besonders in den Niederlanden und in Deutschland, und wurde bis in das 18. Jahrhundert hinein verwendet.[12] | |
Gesprengter Giebel | Die Seiten des Giebels sind nicht bis ganz oben geführt, das Mittelteil ist ausgespart. Dieses Merkmal der Giebelausführung ist immer mit einer konkreten Giebelform kombiniert. | |
Verkröpfter Giebel | Das Mittelteil tritt gegenüber den Seitenteilen vor oder zurück.[13] Dieses Merkmal der Giebelausführung ist immer mit einer konkreten Giebelform kombiniert. | |
Scheingiebel, auch Blendgiebel | Die Giebelform nimmt keinen Bezug auf die Dachform oder Neigung.[3] Dies ist besonders ausgeprägt im Inn-Salzach-Stil. |
Diese Giebelformen und -ausführungen wurden im 19. Jahrhundert, in der Architektur des Historismus, wieder aufgegriffen. Bereits vorher wurden sie nicht nur in der Baukunst, sondern auch bei der Gestaltung von Möbeln und anderen Gebrauchsgegenständen benutzt.
In der antiken Architektur, insbesondere dem Tempelbau, ist das Tympanon die dreieckige Giebelfläche, die durch ihre Größe und Frontalität hervorgehoben war und mit figürlichem oder ornamentalem Dekor versehen wurde. Giebelfeld ist eine Eindeutschung von Tympanon, bezeichnet allgemein aber auch ein Giebeldreieck, insbesondere wenn dies von Gesimsen eingefasst und plastisch geschmückt ist.[14]
Der Giebel liegt in der Regel an der Schmalseite eines Gebäudes. Da eine Balkenlage als innere Geschossdecke normalerweise über den schmaleren Abstand gespannt ist, liegen deren Balken häufig parallel zum Giebel. Der Giebelbalken (oder Ortbalken) ist derjenige Balken, der unmittelbar neben dem Giebel(mauerwerk) angebracht ist.[14] Ein sogenannter Giebelanker verbindet eine Giebelwand mit einer Balkenlage.[14] Ziel ist die Rückverankerung und Aussteifung des Mauerwerks. Diese Technik kann als historisch gelten, heute werden dazu in der Regel Stahlbetonbauteile verwendet. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert war die Verankerung von Mauerwerk in die Holzbalkendecken der Geschosse mit Hilfe von Metallankern jedoch noch die gängige Methode.
Giebelsparren werden die äußersten an einem Dachgiebel befindlichen Sparren des Daches genannt. Eine andere Bezeichnung ist auch Giebelbinder.[14] Die Giebelsäule ist die Säule – als Stütze – eines Dachstuhls, die den Giebel unterstützt, die Last nach unten abträgt.[14] Ein Giebelgebinde ist ein Verbund von Dachsparren und Kehlbalken, entweder als (ausgemauerte) Giebelfläche oder unmittelbar hinter einem massiven Giebel (aus Mauerwerk) als Teil des Dachstuhls.[14] Die Giebelschwelle ist die Schwelle eines Giebelgebindes, bei Fachwerkhäusern kann auch die Schwelle der gesamten Giebelwand gemeint sein.[14]
Giebelständig bezieht sich auf die Orientierung eines Gebäudes in Bezug zu einer erschließenden Straße, oder einem Platz. Bei giebelständiger Bauweise steht die Giebelseite eines Gebäudes parallel zur Straße, während der Dachfirst quer zu dieser steht. Ein derartig ausgerichtetes Gebäude wird auch als Giebelhaus bezeichnet.[14] Ein Giebeldach ist in diesem Zusammenhang ein Satteldach, dessen Giebel Teil der Gebäudefront ist.[14] Giebelständige Bauweise gilt als typisch für deutschsprachige Straßenbilder der Gotik und der Renaissance. Der Gegenbegriff zu giebelständig in Architektur und Stadtplanung ist traufständig.
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