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Wissenschaftliches Forschungsgebiet über det Element Feuer Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Feuerökologie ist eine Forschungsrichtung der Ökologie, in der es um die natürliche Rolle des Feuers als Umweltfaktor in verschiedenen Ökosystemen, seine Anwendung durch den Menschen in traditionellen Formen der Landwirtschaft, seine kulturgeschichtliche Bedeutung und seine Auswirkungen auf Gesundheit, Umwelt und Klima geht.
Der Begriff etablierte sich in den 1970er Jahren, als immer deutlicher wurde, dass Wald- und Buschbrände als ökologische Störung nicht nur katastrophale Ereignisse sind, die Leben vernichten, sondern dass Feuer ein wichtiger Umweltfaktor für manche Lebensräume sowie bestimmte Pflanzen ist: So verdanken etwa fast alle Feucht- und Trockensavannen der Tropen sowie subtropische Gras- und Hartlaub-Buschlandschaften als sogenannte Feuerklimax ihre Existenz als baumarme Landschaften in waldfähigen Klimaten vor allem regelmäßig wiederkehrenden Bränden. Etliche Pflanzen solcher Biome benötigen Feuer, um zu keimen, sich zu etablieren oder zu vermehren.[1] Zudem fördert das Feuer die Evolution der Arten.
Auch bei trockenen Tundren[2], Steppen und borealen Nadelwäldern[3] leisten Brände einen wesentlichen Beitrag zur Vitalität und Erneuerung der Lebensräume.
Die borealen Nadelwälder Europas sowie die trockenen Tundrenbereiche Nordamerikas brannten ursprünglich etwa zweimal pro Jahrhundert. Auch wenn diese Gebiete keine Feuerlandschaften sind, würden sie ohne regelmäßige Brände anders aussehen: Die nordischen Nadelwälder bestünden dann vorwiegend aus Fichten ohne Kiefern.[2]
Selbst in immerfeuchten tropischen Regenwäldern und subtropischen Lorbeerwäldern treten im Abstand von Jahrhunderten (oder auch nur Jahrzehnten, etwa bei häufigen Kiefern) natürliche Brände auf. Am seltensten sind sie in feucht-gemäßigten Wäldern (gemäßigter Regenwald und sommergrüner Laubwald).[4]
Feuerökologen untersuchen nicht nur die naturgegebenen Zusammenhänge in Feuerökosystemen, sondern insbesondere auch die Rolle des Menschen – sowohl als Brandstifter wie auch als Brandbekämpfer und -verhinderer –, da jegliche Eingriffe in größerem Maßstab Veränderungen im Naturhaushalt verursachen. So führt etwa das schnelle Löschen von Bränden in den nordischen Nadelwäldern zu selteneren, aber weitaus verheerenderen Feuersbrünsten, die auch die feuerresistenten Pflanzen nicht überleben.
Demgegenüber spielen vom Menschen gelegte Feuer für die Jagd, zur Weidepflege oder zur Urbarmachung durch Brandrodung im Wanderfeldbau seit Jahrtausenden eine mindestens ebensogroße Rolle für die Feuerlandschaften wie natürlich entstandene Brände.
Schlussendlich spielen vermehrte Vegetationsbrände heute eine nicht unbedeutende Rolle im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung.
Feuer ist ein abiotischer Umweltfaktor, der je nach Art eines Waldbrandes unterschiedliche Auswirkungen hat
Ab 45–55 °C kann Hitzestress die Organe von Pflanzen schädigen. Bei diesen vergleichsweise niedrigen Temperaturen sind wasserreiche Gewebe gefährdeter als trockenere. Bei langanhaltenden Bränden treten hingegen Temperaturen von 600–1000 °C auf, die jegliche Biomasse zerstören. Vor allem Pflanzen haben Anpassungen an regelmäßige Brände entwickelt. Wenn diese Anpassungen Pflanzenarten – direkt oder indirekt – fördern, werden sie als Pyrophyten bezeichnet.
Feuer verändern das Ökosystem auch in klimatischer Hinsicht:
Die Erkenntnisse über den Umweltfaktor Feuer haben dazu geführt, dass im Naturschutz Feuer gezielt gelegt und kontrolliert werden, um die natürliche Vegetation zu erhalten. So werden in England Heidemoore abgebrannt, um den Bestand des Moorschneehuhns zu erhöhen, da diese sich von den Knospen der nach Bränden nachwachsenden Heidekräuter ernähren. Der Freiburger Feuerökologe Johann Georg Goldammer praktiziert und wirbt weltweit für diese Methode der Umweltpflege, oft gegen den Widerstand von Naturschützern und Feuerwehrleuten. Kontrollierte Brände, die nicht die Kronen der Wälder erreichen sind aber von großem Nutzen für die Erneuerung der Pflanzenwelt. Sie führen neues Licht und Dünger den unteren Bereichen des Waldes zu und sorgen für eine regelmäßige Beseitigung des Totholzes. Kleintiere überstehen diese Prozedur oft gut, da sie sich in angrenzende Bereiche verziehen. Wälder, die hingegen lange Zeit keinem Brand ausgesetzt waren, bilden zu viel Totholz aus und trocknen derart durch, dass das schädliche Waldbrandrisiko sehr hoch liegt. Diese Erkenntnis erfordert ein Umdenken vom im 19. Jahrhundert vor allem in Deutschland verbreiteten Vorstellung von der ungestörten „Waldesruh“ (siehe Deutscher Wald, Romantik): In Verwaltung und Wissenschaft wirken bis heute die Arbeiten von Dietrich Brandis (1824–1907) nach. Er arbeitete lange in der britischen Kolonialverwaltung und predigte „Feuer ist der Feind des Waldes.“
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