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Ablagerung in einem Abwassernetz Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Fettberg wird die steinartige Ablagerung von Abfallstoffen in einem Kanalisationsnetz bezeichnet. Diese entsteht durch die unsachgemäße Entsorgung von Küchen-, Kosmetik- und Hygieneartikeln über die Kanalisation, wenn diese sich mit erkaltenden Speisefetten und -ölen verbindet und zu einer betonharten Masse verhärtet. Der Begriff ist die Übersetzung von fatberg, einer Wortschöpfung in der englischen Sprache, die sich von den Worten fat und iceberg herleitet. Prominente Beispiele von Fettbergen sind seit den 2010er Jahren in Großbritannien gefunden worden. Auch andere Städte wie New York, Denver, Melbourne und Valencia klagen über derartige Verstopfungen ihrer Kanalisation.[1] Seit 2015 findet man den Begriff Fatberg im offiziellen Oxford English Dictionary.[2]
Ursache für das Entstehen von Fettbergen ist das problematische Verhalten der Einwohner, die den Ausguss der Spüle oder die Toilette als Entsorgungsweg für anfallende Abfälle betrachten. Zwei Komponenten im Abwasser führen zur Bildung der Fettberge:
Die Fettberge bilden sich an Stellen, wo der gleichförmige Abfluss im Abwasserkanal durch Fugen, beschädigtes Mauerwerk, Mörtelfugen, überschüssige Zementtropfen oder durch Eindringen von Fremdkörpern wie Baumwurzeln gestört wird. Durch die dort entstehenden Verwirbelungen verfangen sich die Inhaltsstoffe und verbinden sich mit den FOG. Dabei entsteht die Verfestigung nicht nur durch die Abkühlung und Erstarrung des heißen Fetts, sondern auch durch einen Verseifungsprozess der Lipide.[4]
Die entstehenden Klumpen können so fest wie Beton werden und verlegen die Rohrleitungen bis zum vollständigen Verschluss. Der entstehende Rückstau führt bei einem Mischsystem zum frühzeitigen Anspringen der Überläufe, sodass Abwasser ohne die notwendige Behandlung in Gewässer abgeschlagen wird und die Umwelt belasten. Dies bekommen Wassersportler direkt zu spüren, die sich dann zwischen schwimmenden Abfallstoffen aller Art wiederfinden und bewegen.
In den Vereinigten Staaten wird schon fast die Hälfte aller Kanalverstopfungen durch Fett und die ständig wachsenden Verwendung von Wischtüchern verursacht.[5] Die Beseitigung der Fettberge erfordert einen hohen Aufwand unter schwierigen und beengten Arbeitsbedingungen, da die harten Ablagerungen nur personalintensiv durch Spezialkräfte bewältigt werden können. Nach Angaben von Thames Water, der Betreiberin des Londoner Abwassernetzes, kostet die Beseitigung der Fettberge pro Monat eine Summe von 1,2 Mio. Euro.[6]
Der Bioabfall Fett wie auch die Fettberge sind Energiespender und können zu Biogas oder Biodiesel verarbeitet werden. Im Londoner Stadtteil Beckton ist seit August 2015 eine Großanlage in Betrieb, die aus Abwasserfetten und weiteren Fettabfällen 130 Gigawattstunden Energie pro Jahr erzeugt. Dies entspricht dem Bedarf von knapp 40.000 durchschnittlichen Wohnhäusern.[7]
Grundsätzlich gehören Fette, Öle und Küchenabfälle nicht in die Kanalisation, da sie die Kläranlagen zusätzlich belasten. In den deutschsprachigen Ländern ist das Einbringen von diesen Stoffgruppen in die Kanalisation nach den geltenden Wasser- und/oder Abfallgesetzen bzw. den örtlichen Entwässerungssatzungen nicht erlaubt. Wenn sie nicht in separaten Sammelstellen abgegeben werden können, sollen sie über den Restmüll entsorgt werden. Besonders in Betrieben mit gewerblicher Essensausgabe wie beispielsweise Gaststätten, Hotels, Großküchen und Imbissstuben, in denen fetthaltiges Abwasser anfällt, müssen Fettabscheider vor der Ableitung eingebaut werden. Auch wenn es in London entsprechende Entsorgungsauflagen gibt, werden diese von der Gastronomie mehrheitlich nicht eingehalten und sind damit Verursacher der Fettberge. Für Thames Water ist es daher nicht verwunderlich, dass gerade in den Vierteln mit viel Gastronomie die meisten Fettberge entdeckt werden.[2] Dagegen ist in einigen Ländern wie beispielsweise den Vereinigten Staaten der Gebrauch von Küchenabfallzerkleinerern weit verbreitet, die einen etwas höheren Verbrauch von Trinkwasser erzeugen.
Zur Vermeidung von Fettbergen werden öffentliche Sensibilisierungskampagnen geschaltet, die die Auswirkungen von z. B. Feuchttüchern auf die Kanalisation zeigen. So gibt es in England die Kampagne „Love your Loo“ (dt. „Liebe dein Klo“). Mit der Kernaussage „Die Toilette ist kein Mülleimer!“ propagiert sie, nur die drei Ps in die Toilette zu geben: pee, poo and paper, also „Urin, Kot und Toilettenpapier“.[8][9] Zusätzlich werden Informationen zu Entsorgungswegen intensiviert, die auch den Einsatz von Fettabscheidern zeigen.
Auch in Deutschland werden Probleme durch die Entsorgung fremder Artikel über die Toiletten beobachtet. Eine entsprechende Kampagne vom Verband kommunaler Unternehmen zur Aufklärung nennt sich Nur der Po gehört aufs Klo.[10] Die Corona-Krise führte zur vermehrten Entstehung von Fettbergen, da Toilettenpapier zeitweise Mangelware war und ersatzweise vermehrt Feuchttücher und Küchen(rolle)papier genutzt wurden.[11]
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