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russischer Literat, Soziologe, Philosoph und Politiker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Fedor Stepun (russisch Фёдор Августович Степун, wissenschaftliche Transliteration Fëdor Avgustovič Stepun; deutsch eigentlich Friedrich Steppuhn; * 19. Februar 1884 in Moskau, Russisches Kaiserreich; † 23. Februar 1965 in München) war ein russisch-deutscher Literat, Soziologe, Philosoph und Politiker.
Die Familie Stepuns war deutscher und litauischer Herkunft. Fedor Stepun verlebte seine Kindheit auf dem Landgut seines Vaters, der Direktor einer Papierfabrik war. 1900 machte er einen, dem Abitur vergleichbaren, Abschluss an der Technischen Hochschule St. Michael in Moskau. 1901 trat er bei einer Artillerie-Division in den Militärdienst ein. Danach ging er zum Studium nach Deutschland, absolvierte aber 1904 noch eine weitere militärische Ausbildung in Russland.
Stepun studierte zunächst Philosophie in Heidelberg und schrieb seine Dissertation im Jahre 1910 bei Wilhelm Windelband. Mit Max Weber und Georg Simmel gründete er die Zeitschrift Logos, die gleichzeitig in Petersburg und in Tübingen erschien.[1]
Nach seiner Rückkehr und einer weiteren militärischen Ausbildung (1911) nahm Stepun ab 1914 als Offizier am Ersten Weltkrieg teil. Erst zu diesem Zeitpunkt nahm er die russische Staatsbürgerschaft an. 1917 betätigte er sich nach der Februarrevolution im Arbeiter- und Soldatenrat.
Nach der Oktoberrevolution wurde er nach einer Haft 1922 ausgewiesen, da er in der Regierung der Februarrevolution unter Alexander Fjodorowitsch Kerenski tätig gewesen war und als Gegner der Bolschewiki galt. Er befand sich bei der Ausweisung zusammen mit den ebenfalls Zwangsausgesiedelten Nikolai Alexandrowitsch Berdjajew, Sergei Nikolajewitsch Bulgakow und Iwan Alexandrowitsch Iljin auf dem sogenannten Philosophenschiff.
Stepun war dann ab 1926 als Professor für Soziologie an der Technischen Hochschule Dresden tätig, bis er 1937 von den Nationalsozialisten aus dem Staatsdienst entlassen und mit einem Rede- und Schreibverbot belegt wurde.[2]
Stepun blieb in Deutschland (Dresden und Rottach) und schrieb während der Kriegsjahre seine Memoiren.
Im Oktober 1946 wurde er an der Ludwig-Maximilians-Universität München Honorarprofessor für russische Geistesgeschichte. Er lehrte bis 1964 und entfaltete zudem eine rege Vortragstätigkeit, besonders in der Schweiz und in Skandinavien, aber auch für deutsche Rundfunksender. Beim 10. Deutschen Soziologentag 1950 in Detmold war Stepun neben Helmut Schelsky Hauptreferent.
Der orthodoxe Stepun, nach dem alle Erfassung der Wirklichkeit darauf gerichtet sein müsse, die Richtigkeit der Tatsachen festzustellen, in allen Urteilen die Gerechtigkeit zu suchen, nach der Stimmigkeit in der Vielfaltigkeit der Erkenntnisse und Erfahrungen zu trachten und nach der Wahrheit zu suchen, sah das Christentum von allen Weltreligionen als die an, der am meisten die Synthese von Glauben und Wissenschaft gelungen sei.[3]
Stepun wurde auf dem Nordfriedhof in München beigesetzt.
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