Remove ads
bewusste Herstellung eines Objektes oder einer Information zur Täuschung Dritter Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Fälschung oder Falsifikat bezeichnet man in Täuschungsabsicht hergestellte oder bearbeitete Objekte und Informationen. Häufig gefälscht werden Antiquitäten, aber auch Markenprodukte, indem ein Original oder ein rechtlich geschütztes Produkt in allen Eigenschaften, Materialien, Signaturen und Markenzeichen so kopiert wird, dass es wie das Original erscheint. Auch vom Fälscher frei erfundene Produkte eines bestimmten Herstellers, Künstlers, Politikers oder Schriftstellers fallen in diese Kategorie.
Fälschungen gibt es in vielen Bereichen. In der Geschichtswissenschaft, aber auch in anderen Wissenschaften werden Objekte, Unterlagen oder Daten gefälscht. In der Kunst werden Kunstfälschungen vorzugsweise für finanziellen Gewinn und Anerkennung genutzt. Ein Beispiel aus der Literatur ist B. J. Macphersons Fragments of ancient poetry, collected in the highlands of Scotland, das 1760 als angebliches Werk Ossians ausgegeben wurde. Für propagandistische oder assoziative Zwecke werden Fälschungen im Journalismus und der Politik genutzt. Die scheinbar wahrheitsgetreue Fotografie wird unter anderem mit Bildbearbeitungsprogrammen verfälscht. Der englische Begriff Fake ist symptomatisch für die Internetkultur.
Die unterschiedlichsten Objekte werden gefälscht. Beispiele sind die Fälschung von Dokumenten wie Ausweisfälschung oder auch zum Durchsetzen politischer Ziele als Wahlfälschung. Auch Landkarten werden aus politisch-militärischen Gründen gefälscht.[1] In historischem Zusammenhang bekannt sind die Konstantinische Schenkung und die pseudoisidorischen Dekretalen. Antiquitäten werden aus preiswerten Materialien mit Alterungseffekten imitiert und als alt und teuer verkauft. Die verbreitete Fälschung von Markenartikeln fällt unter den Begriff Produktpiraterie. Gesundheitlicher Schaden für den Nutzer entsteht durch den Handel mit gefälschten Arzneimitteln, die wirkungslos oder häufig sogar gesundheitsgefährdend sind. Gefälschte oder unter falscher Kennzeichnung vertriebene Ersatzteile für Fahrzeuge oder elektronische Geräte können deren Betriebssicherheit oder Funktion beeinträchtigen. Häufige Opfer sind auch Sammler, die mit scheinbar preiswerten Angeboten gelockt, für gefälschte Objekte teuer bezahlen. Aus religiösen Gründen wurden im Mittelalter Reliquien gefälscht, indem echte Körperteile unbestimmter Herkunft als angeblich von Heiligen stammend ausgegeben wurden. Unmittelbaren materiellen Nutzen verspricht die Fälschung von Zahlungsmitteln; so werden neben Falschgeld und gefälschten Aktien auch Briefmarkenfälschungen in Umlauf gebracht. Eine vorbeugende Maßnahme besteht darin, die Fälschung durch Sicherheitsmerkmale zu verhindern; das wiederum ist Herausforderung für die nächste Fälschergeneration.
Imitationen und Nachbildungen zählen nicht als Fälschungen, solange sie als solche gekennzeichnet sind. Plagiate fallen in eine Grauzone und sind markenrechtlich geächtet.
Produktpiraterie und Fälschungen von Markenartikeln verursachen jährlich Schäden in Milliardenhöhe.[2]
Falschgeld ist kein Geld im Rechtssinne, sondern eine Fälschung, durch die ein echtes Zahlungsmittel (Banknoten oder Münzen) vorgetäuscht und im Zahlungsverkehr als solches verwendet werden soll. Unecht ist eine Banknote dann, wenn sie nicht oder jedenfalls nicht in der vorliegenden Form von demjenigen stammt, der als Aussteller aus ihr hervorgeht.[3] Falschgeld ist ein Rechtsbegriff, unter welchem § 36 Abs. 1 BBankG „nachgemachte oder verfälschte Banknoten oder Münzen“ versteht. Falschgeld ist eine Geldfälschung, die durch Geldfälscher vorgenommen wird. Geldfälschung (§ 146 StGB) ist in Deutschland ein Verbrechen, das mit einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr bestraft wird.
Nicht nur Medienkonsumenten, sondern auch Medienmacher fallen zuweilen auf Fälschungen herein.[4] Beispiele sind die Hitlertagebücher des Stern, die scheinbaren Dokumentarfilme, die Michael Born für Stern TV, Spiegel TV Magazin, ZAK und andere Fernsehmedien geliefert hatte, oder die vermeintlichen Interviews mit Hollywood-Stars, die Tom Kummer im Süddeutsche Zeitung Magazin platzierte. Die Geschichte der von Konrad Kujau gefälschten Hitler-Tagebücher wurde unter dem Titel Schtonk! verfilmt.
Als Mockumentary (von englisch: to mock (vortäuschen, verspotten, sich mokieren) und documentary) werden fiktionale, häufig parodierende Dokumentarfilme bezeichnet.[5] Ein Beispiel ist die vermeintliche Dokumentation Kubrick, Nixon und der Mann im Mond, die die Behauptung belegen soll, die amerikanischen Mondlandungen seien von Regisseur Stanley Kubrick im Filmstudio vorgetäuscht worden. Schon 1938 erregte Orson Welles Aufsehen, als er ein Radiohörspiel auf der Basis von H. G. Wells Krieg der Welten produzierte. Das Hörspiel war wie eine Reportage aufgemacht, und Hörer, die die erläuternde Einführung verpasst hatten, hielten dies für einen wahren Bericht über eine Invasion vom Mars.
Eine besondere Form der Fälschung von Inhalten sind die Zeitungsente oder erfundene Sachverhalte, immer häufiger auch Fake News. Im Dezember 2018 deckte das Magazin Der Spiegel die Fälschungen seines eigenen Redakteurs und vielfach preisgekrönten Journalisten Claas Relotius auf.
Die am Kunstmarkt zu erzielenden hohen Gewinne laden nach wie vor zu Kunstfälschungen ein. Seitdem allerdings die bildende Kunst im 20. Jahrhundert damit begonnen hat, ihre künstlerischen Mittel zu analysieren und die Frage nach der Authentizität ihrer Kunstwerke zu stellen, wird der Begriff der Fälschung im künstlerischen Sinne neu definiert.[6] Bereits die Arbeiten von Marcel Duchamp, später dann von Andy Warhol oder von Sigmar Polke hinterfragen das Verhältnis von Original und Kopie auf neue Weise. Importiert Duchamp mit seinen Readymades noch manufakturierte Waren aus dem Alltag in den Kunstkontext, werden von Künstlern wie Richard Prince oder Sherrie Levine bereits bestehende Bilder erneut ausgestellt und damit die Fälschungen selbst zu Kunstwerken deklariert.[7]
Auch Antiquitäten werden gefälscht.[8]
Zu Fälschungen auf diesem Gebiet zählen beispielsweise die Prillwitzer Idole als angebliche slawische, prähistorische Bronzefiguren, die aber erst in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts gefertigt wurden, sowie die Piltdown-Funde von 1912. Sie führten die Forschung zur frühmenschlichen Stammesgeschichte in die Irre und wurden erst 1953 als Fälschung entlarvt. Vom 23. März bis 9. September 2018 zeigte das LWL-Museum für Archäologie in Herne zahlreiche archäologische Fälschungen und Irrtümer aus Europa in einer Sonderausstellung, darunter die Tiara des Saitaphernes, das Einhorn von Quedlinburg und ein gefälschtes Relief der Gottheit Merkur.[9]
Verbraucherschutzverbände und Medien nutzen den Begriff Lebensmittelfälschung für den Einsatz von Ersatz- und Streckstoffen bei der Herstellung von Lebensmitteln.[10][11][12]
Folgende Fälschungen sind Straftaten in Deutschland:
Durch die Fortschritte in den digitalen Techniken (siehe Digitale Revolution) können immer bessere Fälschungen hergestellt und verkauft werden. Derartige Fälschungen können zu einem erheblichen wirtschaftlichen Schaden führen. Das gilt sowohl für Kunstfälschungen[18][19] als auch für Markenrechtsverletzungen. Selbst bei der Kennzeichnung als Nachbildungen oder Repliken kann es zu Rechtsstreitigkeiten kommen wie im Fall Rolex 2004.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.