Fahnenschwingen

alter Volkssport, bei dem Fahnen in verschiedene kunstvolle Schwingungen versetzt, hochgeworfen und wieder aufgefangen werden Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Fahnenschwingen

Das Fahnenschwingen (auch Fahnenschwenken oder Fahnenspiel, nicht aber Fahnenschlag) ist ein alter Volkssport, bei dem Personen kurze und mit einem schweren Handgriff versehene Fahnen in verschiedene kunstvolle Schwingungen versetzen, die Fahnen hochwerfen und wieder auffangen. Im Gegensatz zum Fahnenschwingen ist es beim Fahnenschlag nicht erwünscht, dass die Fahne die Hand verlässt, sondern möglichst nahe am Körper geführt wird. Schlagfahnen sind zudem länger (die Fahnenstange, bzw. der Griff ist in etwa so lang wie der Tuchbereich), auch ist das Tuch größer als das von Schwenkfahnen, bei denen der Griff nur ca. 30 bis 40 cm lang ist.

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Fahnenschwinger aus Nidwalden

Geschichte

Zusammenfassung
Kontext

Ursprünge

Hintergrund des Fahnenschwenkens ist, dass die „Schwenker“ auf den Stadtmauern standen und mit ihren Fahnen bei richtiger Nutzung Geräusche verursachten, die sich ähnlich wie Schüsse anhörten und den anrückenden Feind abschrecken sollten.[1]

Der Fahnenschlag hat dagegen einen klerikalen Hintergrund: Er soll die Fesselung des hl. Sebastian darstellen (in der Reihenfolge Kopf, Arm, Hände, Handgelenke, Körpermitte, beide Beine, rechtes Bein, linkes Bein, aufwickeln).

Entwicklungen seit dem Ende des 17. Jahrhunderts

Seit dem Ausgang des 17. Jahrhunderts war das Fahnenschwingen aus der Mode gekommen, Reste hatten sich noch in der Schweiz erhalten.

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Weltmeisterschaft im Fahnenhochwerfen 2016 in Tauberbischofsheim

Fahnenschwingen seit der Jahrtausendwende

Mit der neuen Attraktivität des Mittelalters ab den 2000er Jahren haben sich europaweit auch wieder viele Gruppen organisiert, die das Fahnenschwingen bei Schützenfesten, Vereinsfesten, Stadtfesten, aber auch auf Mittelalter-Märkten und bei Ritterspielen aufführen. Dazu wird Musik gespielt, typischerweise von Alphornbläsern, Blaskapellen oder Tambour-Corps.

In neuerer Zeit entwickelten sich länderübergreifende Wettbewerbe, beispielsweise die Weltmeisterschaft im Fahnenhochwerfen.

Fahnenschwingen im deutschsprachigen Raum

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Berliner Fahnenschwinger beim Schützenumzug in Bassum/Niedersachsen
Fahnenschwinger auf dem Deutschlandfest 2011 in Bonn

Deutschland

Zusammenschlüsse von Fahnenschwingern in Deutschland sind zum Beispiel: Deutschen Fahnenschwinger-Verband und Bund Freier Fahnenschwinger und Schwenker Deutschland

Seit 2002 findet jedes Jahr in Deutschland die Weltmeisterschaft im Fahnenhochwerfen mit einer kleinen Fahne statt. Die Weltmeisterschaft mit der großen Fahne wird in Belgien ausgerichtet.[2] 2025 findet die 21. Deutsche Meisterschaft im Fahnenschwingen statt.[3]

Österreich

In Österreich ist das Fahnenschwingen beispielsweise auf dem traditionellen Neckenmarkt anzutreffen.

Schweiz

In der Schweiz ist das Fahnenschwingen ein Teil der klassischen Volksfeste und des Brauchtums wie Jodeln, Alphornblasen, Ländlermusik oder Schwingen.[4] Rund um das Fahnenschwingen sind in der Schweiz der Eidgenössische Jodlerverband, welcher auch Fahnenschwinger umfasst, sowie die Fahnenschwinger-Vereinigung der Nordwestschweiz erwähnenswert.

Fahnenschwingen in anderen Ländern

Italien

In Italien und auch in San Marino gibt es eine Tradition des Fahnenschwingens.[5]

USA

Fahnenschwingen ist auch ein Schulfach an größeren High Schools in den Vereinigten Staaten (Flag team).

Literatur

  • Christian König: „Lasst uns die Fahne drüber schwingen!“ Facetten einer Bewegungskunst aus den Bräuchen der Landsknechte und der Festkultur der Zünfte. Verlag des Schwäbischen Albvereins e.V., Stuttgart 2022, ISBN 978-3-947486-09-0.
Commons: Fahnenschwinger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Deutschland
Schweiz

Einzelnachweise

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