Zivier hatte zunächst jüdisch-theologische Studien betrieben, dann Geschichte, Slawistik und Orientalistik studiert und wurde zum Dr. phil. promoviert. Aufgrund seiner Kenntnisse der slawischen Sprachen wurde er Archivar im Dienst des Fürsten von Pleß. Er gestaltete das Archiv des Fürstentums in ein modernes Institut um. Nachdem er bereits mehrere Arbeiten zur Geschichte des schlesischen Bergbau-Rechts und des Fürstentums Pleß veröffentlicht hatte, wurde er nach dem Tod des Historikers Jakob Caro 1904 vom Verlag Perthes in Gotha mit der Fortführung der von Richard Roepell im Jahr 1840 begonnenen und von Caro seit 1863 fortgesetzten Geschichte Polens betraut. Unmittelbar an dieses Standardwerk von Roepell und Caro anknüpfend, ergänzte er die Geschichtsschreibung Polens um einen wichtigen Band, in dem die Zeit bis zum Aussterben der Manneslinie der Jagellonen abgehandelt wird.
In der Zeitschrift Im deutschen Reich hat Zivier in einer Reihe von Aufsätzen zur jüdischen Frage Stellung genommen. 1902 gründete Zivier die Zeitschrift Oberschlesien, deren erste fünf Jahrgänge er redigierte. Er gilt als Initiator des 1906 eröffneten Gesamtarchivs der deutschen Juden in Berlin. Zivier hat sich u. a. auch mit der Geschichte des schlesischen Bergbaus befasst.[1]
Zivier war der Vater des Journalisten und Schriftstellers Georg Zivier (Pseudonym Hans Gregor).
Studien über den Kodex Suprasliensis. Zwei Bände, 1892/1899.
Zur Theorie des Bergregals in Schlesien, 1897.
Geschichte des Bergregals in Schlesien bis zur Besitzergreifung des Landes durch Preußen, 1898.
Rechtsverhältnisse der ‚Freien Standesherrschaft‘ Fürstentum Pleß, 1898.
Akten und Urkunden zur Geschichte des schlesischen Bergwesens, 1900 (Nachdruck 2010 durch US-amerikanischen ‚Print-on-Demand‘-Verlag, ISBN 1-141-97515-7).
Eine archivalische Informationsreise. In: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums. Band 49, NF 18, 1905, S. 209–254.
Geschichte des Fürstentums Pleß. Band I: Entstehung der Standesherrschaft Pleß, 1906.
Die Juden Oberschlesiens – Im Anschluss an das Gesamtarchiv der deutschen Juden, 1907 (Nachdruck 2010 durch US-amerikanischen ‚Print-on-Demand‘-Verlag, ISBN 1-161-10462-3).
Entwicklung des Steinkohlebergbaus im Fürstentum Pleß, 1914.
Neuere Geschichte Polens, Band I: Die beiden letzten Jagellonen (1506-1572). Perthes, Gotha 1915 (Nachdruck 2010 durch US-amerikanischen ‚Print-on-Demand‘-Verlag, ISBN 1-160-20334-2).
Zur Rassen- und Ostjudenfrage, 1916 (umgearbeitete und ergänzte Ausgabe 1923).
Polen (= Perthes’ Kleine Völker- und Länderkunde zum Gebrauch im praktischen Leben, 4. Band). Perthes, Gotha 1917.
Slawistik und Geschichte Polens (Lehrbuch).
Deutsche Biographische Enzyklopädie. 2. Ausgabe (Rudolf Vierhaus, Hrsg.), Band 10, Saur, München 2008, S. 874.
Große Jüdische Nationalbiographie (S. Wininger, Hrsg.), Band 6, Kraus Reprint, Nendeln/Liechtenstein 1979, S. 366–367.
Ernst Gottfried Lowenthal: Juden in Preußen. Biographisches Verzeichnis – Ein repräsentativer Querschnitt. Herausgegeben vom Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz. Reimer, Berlin 1983, S. 256.
Barbara Kalinowska-Wójcik: Jüdische Geschichtsforschung im Schlesien des 19. und frühen 20. Jahrhunderts: Jacob Caro (1835–1904), Markus Brann (1849–1920) und Ezechiel Zivier (1868–1925). In: Joachim Bahlcke / Roland Gehrke (Hgg.): Gelehrte – Schulen – Netzwerke. Geschichtsforscher in Schlesien im langen 19. Jahrhundert. Böhlau, Wien u.a. (Neue Forschungen zur schlesischen Geschichte; 28), ISBN 978-3-412-51666-6, S. 331–366.
Barbara Kalinowska-Wójcik: Ezechiel Zivier (1868–1925). In: Joachim Bahlcke (Hrsg.): Schlesische Lebensbilder. Band XIII. Stiftung Kulturwerk Schlesien, Würzburg 2021, ISBN 978-3-929817-11-9, S. 145–157.