Evangelisches Ratsgymnasium Erfurt
Gymnasium in Erfurt Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Gymnasium in Erfurt Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.
Das Evangelische Ratsgymnasium ist neben der Edith-Stein-Schule Erfurt eines der beiden in kirchlicher Trägerschaft stehenden Gymnasien in Erfurt. Die Schule besteht aus zwei Gebäuden, der Casinoschule und dem Haus am Breitstrom.
Evangelisches Ratsgymnasium Erfurt | |
---|---|
Schulform | Humanistisches Gymnasium |
Gründung | 1561 |
Adresse | Meister-Eckehart-Straße 1 |
Ort | Erfurt |
Land | Thüringen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 50° 58′ 33″ N, 11° 1′ 44″ O |
Träger | Evangelische Schulstiftung Mitteldeutschland |
Schüler | ca. 620 |
Lehrkräfte | ca. 45 |
Leitung | Schulleitungsteam[1] |
Website | www.evrg-erfurt.de |
Das Ratsgymnasium wurde am 9. Dezember 1561 durch Beschluss des Magistrats der Stadt Erfurt als gymnasium evangelicum gegründet und am 13. Januar 1562 gegen erzbischöflichen Einspruch eröffnet. Als erster Rektor wurde Paul Dummrich, ein Schüler Philipp Melanchthons, berufen. Sein Sitz war zunächst das 1559 endgültig säkularisierte Augustinerkloster (Erfurt). Daher nannte man es auch schola oder paedagogium in coenobio Augustiniano. Bis zur Gründung einer Jesuitenschule 1611 nahm es neben Kindern evangelischer Eltern auch Kinder katholischer Eltern auf. Als die Stadt Erfurt 1664 ihre Autonomie an die kurmainzische fürstbischöfliche Herrschaft verlor, behielt der Stadtrat dennoch seine Kompetenz für die nunmehr gymnasium senatorium oder Ratsgymnasium genannte und weiterhin evangelisch geprägte Schule.
1820 verfügte die preußische Regierung die Aufhebung des Ratsgymnasiums und kündigte auf Grundlage des Humboldtschen Bildungskonzeptes gleichzeitig die Gründung eines neuhumanistischen Gymnasiums mit sechs Klassenstufen an. Das Königliche Gymnasium wurde 1820 zunächst in einem Haus in der Eichengasse eröffnet und zog 1822 in das Gebäude des ehemaligen Jesuitenkollegs in der Schlösserstraße. Schulträger blieb die Stadt Erfurt, als vorgesetzte Behörde fungierte allein die königliche Regierung.
Ab 1844 fand auch Turnunterricht statt, der zunächst im Freien vor dem Schmidtstedter Tor und nach Beginn der Eisenbahnbaus vor dem Andreas-Tor im Freien durchgeführt wurde. 1854 wurde das westlich des Gymnasialhofs gelegene Grundstück angekauft und 1868 zu einem ordentlichen Turnplatz umgebaut. 1867 wurden Prima und Tertia auf jeweils zwei Jahre zerlegt, ein Jahr später erfolgte auch die Teilung der Sekunda, so dass es nun neun Klassenstufen gab. Gleichzeitig werden – beginnend in der Quarta – Parallelklassen eingeführt, um den wachsenden Schülerzahlen gerecht zu werden. Die Sprachenfolge war 1. Latein, 2. Französisch, 3. Altgriechisch und 4. (für die Theologiestudienanwärter) Hebräisch. Das Schulleben wurde mit erläuternden Statistiken in einem jährlich erscheinenden Jahresbericht veröffentlicht.
1894 ließ die Stadt Erfurt für die erheblich gewachsene Schülerzahl ein neues Schulgebäude in der Schillerstraße errichten, das am 3. Juli 1896 feierlich eingeweiht wurde. Zu dieser Zeit waren neben dem Direktor zwölf Oberlehrer, zwei Hilfslehrer und je ein Elementar-, Zeichen-, Gesangs- und katholischer Religionslehrer sowie weitere freiwillige Hilfslehrer tätig. Von den 396 Schülern bekannten sich ca. 70 % zum evangelischen, 20 % zum katholischen und 10 % zum jüdischen Glauben.
Im August 1914 meldete sich die gesamte Oberprima kriegsfreiwillig, ein Notabitur wurde eingeführt. 180 Schüler und fünf Lehrer fielen im Ersten Weltkrieg. Nach dem Krieg wurde die Schule in Staatliches Humanistisches Gymnasium Erfurt umbenannt. 1938 nahm sie den Namen Staatliches Langemarck-Gymnasium an. Im Zweiten Weltkrieg, von 1943 bis 1945, wurden die Schüler als Luftwaffenhelfer eingesetzt, was zu stark verkürztem Unterricht führte.
Unter der sowjetischen Verwaltung folgte nach 1945 eine nochmalige Umbenennung in Staatliches Thomas-Müntzer-Gymnasium. Die alten lateinischen Klassenstufenbezeichnungen wurden aufgegeben und durch die einfachen Bezeichnungen Klasse 5 bis 12 ersetzt. Da die Grundschulen gleichzeitig Oberstufen aufbauten, ging die Schülerzahl zurück, so dass schließlich 1950 eine Zusammenlegung mit dem Heinrich-Mann-Gymnasium unter dessen Schulleitung erfolgte. Das Gebäude in der Schillerstraße wurde anschließend zum Pionierhaus umgebaut und als solches 1953 durch Otto Grotewohl eröffnet. 1963 zog das Pionierhaus in das Kommandantenhaus auf den Petersberg und in das Schulgebäude zog die 24. POS mit teilweise über 1.000 Schülern ein, so dass der Unterricht sogar bis zum Neubau einer weiteren Schule in der Goethestraße in zwei Schichten erteilt werden musste.
Nach der Wiedervereinigung setzte sich die Vereinigung ehemaliger Schüler und Freunde des humanistischen Gymnasiums zu Erfurt, geführt von Werner Seydlitz, zunächst bei der Stadt Erfurt für die Wiedergründung ihrer Schule im alten Gebäude in der Schillerstraße ein. Nachdem die Stadt jedoch keinen Bedarf für ein traditionelles humanistischen Gymnasiums gesehen hatte, konnte als Träger für eine solche Schule der Evangelische Kirchenkreis Erfurt gewonnen werden. Dabei spielte auch eine Rolle, dass mit der Edith-Stein-Schule bereits ein Gymnasium in katholischer Trägerschaft in Erfurt gegründet werden sollte. Am 30. Mai 1991 beschloss die Synode des Kirchenkreises, „ein Gymnasium mit evangelischem Charakter unter Aufnahme der Tradition des Erfurter Ratsgymnasiums“ zu errichten. Als Gebäude stellte die Stadt Erfurt eine neben der Predigerkirche in der Erfurter Altstadt gelegene ehemalige Regelschule zur Verfügung. 1998 erfolgte die staatliche Wiederanerkennung als Gymnasium durch den Kultusminister des Freistaates Thüringen. Im Jahr 1999 wurde eine neue Sporthalle eingeweiht, welche sich am Dom befindet und deswegen Domsporthalle genannt wurde. Seit dem Jahr 2003 nutzt die Schule zusätzlich ein modernisiertes Gebäude (ehemaliges Hotel und späteres Haus der DSF), das sich in unmittelbarer Nähe des Hauptgebäudes am Breitstrom befindet.
Das Evangelische Ratsgymnasium verfügt über ein christlich-humanistisches Profil. Die Schüler nehmen regelmäßig an Andachten und Gottesdiensten teil. Eine Teilnahme am Religionsunterricht ist verpflichtend. Es findet kein Ethikunterricht statt. Für alle Schüler ist die Teilnahme an einem sozial-diakonisches Praktikum in Klasse 10 vorgesehen.
Alle Schüler lernen die zwei Fremdsprachen Latein und Englisch ab der 5. Klasse. Es kann gewählt werden, welche Sprache intensiver gelernt wird; in der ersten Fremdsprache werden vier Wochenstunden, in der zweiten Fremdsprache drei Wochenstunden unterrichtet. Ab der 9. Klasse können sich die Schüler bei der Wahl der dritten Fremdsprache zwischen Französisch und Altgriechisch entscheiden. Zusätzlich wird zwischen drei verschiedenen Profilen gewählt: mathematisch-naturwissenschaftlich, musisch-künstlerisch oder wirtschaftlich-sozial. Verschiedene AGs (z. B. Sport, Theater, Kunsterziehung, zusätzliche Sprachen bzw. Vertiefungskurse) ergänzen das Unterrichtsangebot.
Da es jedes Jahr mehr Bewerber als Plätze für die neuen 5. Klassen gibt, findet ein Aufnahmegespräch des interessierten Schülers und der Eltern mit der Schulleitung statt, in dem die Eignung des Schülers für das Schulprofil überprüft wird. Eine Mitgliedschaft in der Kirche ist nicht notwendig. Das Evangelische Ratsgymnasium erhebt als freie Schule in Trägerschaft der Evangelischen Schulstiftung in Mitteldeutschland Schulgeld.
Im Schuljahr 2011/12 gab es von der 5. bis zur 10. Klassenstufe in jedem Jahrgang drei Klassen, davon zwei „L-Klassen“ mit Spezialisierung auf Latein und eine „E-Klasse“ mit Hauptausrichtung auf Englisch.
Ab dem Schuljahr 2012/13 gibt es nun sog. „vierzügige Klassenstufen“ mit jeweils drei L- und einer E-Klasse.