Die European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC-Studie, wörtlich: Prospektive europäische Studie über Zusammenhänge zwischen Ernährung und Krebs) war eine prospektive, von 1992 bis 2000 laufende, multizentrische Studie.
Ziel war die Gewinnung einer breiten Datenbasis zur Erforschung der Zusammenhänge zwischen Ernährung, Lebensweise, Stoffwechsel, Erbfaktoren, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen, die möglicherweise ernährungsbedingte Ursachen haben, wie der Typ-2-Diabetes, zum Gegenstand hatte. Untersucht wurde der Verzehr von Obst, Gemüse (Blattgemüse, Fruchtgemüse, Wurzelgemüse, Kohl, Pilze und Zwiebeln/Knoblauch) als auch der von Frucht- und Gemüsesäften.
An der Studie waren 23 Zentren in zehn europäischen Ländern mit 519.000 Studienteilnehmern beteiligt. Diese wurden wiederholt nach ihren Lebensgewohnheiten befragt und ihre Gesundheitsentwicklung beobachtet. Darüber hinaus standen von allen Probanden Blutproben und Messwerte für weitere Analysen zur Verfügung. Leitungsorgan der Studie war das EPIC-Steering-Komitee. Die zentrale Datenbank befindet sich bei der International Agency for Research of Cancer (IARC) der Weltgesundheitsorganisation in Lyon. Das Projekt wurde von der Europäischen Kommission gefördert.
Deutsches Zentrum
Ein deutsches Zentrum stellt das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) dar. In der Potsdamer EPIC-Teilstudie wurden über 27.000 Studienteilnehmer/-innen beobachtet.
Ausgangsdaten
Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer zum Zeitpunkt der ersten Datenerhebung lag bei 51,5 Jahren. 65,4 Prozent der Teilnehmer waren weiblich. Während der durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 9,7 Jahren starben 14.723 der Studienteilnehmer.
Die Studie läuft derzeit noch. Folgende Teil Ergebnisse ergaben sich bislang:
- Eine verringerte Salzzufuhr zusammen mit einer erhöhten Zufuhr von Kalium aus Obst oder Gemüse sorgen für einen gesunden Blutdruck.
- Körperliche Aktivität ist ein guter Indikator für eine größere Lebenserwartung und weniger Knochenbrüche.
- Eine hohe Zufuhr von Ballaststoffen schützt gegen Darmkrebs.[1]
- Adipositas erhöht das Risiko für verschiedene Krebserkrankungen.
- Hohe Werte an Sexualhormonen erhöhen das Risiko für Brustkrebs.
- Ein hoher Konsum von Fett erhöht das Risiko für Brustkrebs.
- Ein hoher Konsum von Obst und Gemüse beugt frühzeitigem Tod vor.[2]
- Hohe Blutzuckerwerte sind mit einem erhöhten Risiko für Herzerkrankungen assoziiert.
- Der Konsum von Obst und Gemüse wirkte sich positiv auf fünf von 14 untersuchten Krebsarten aus. Bei 9 Krebsarten wurde hingegen kein Effekt festgestellt.[3]
- Es wird geschätzt, dass die Kombination von folgenden vier Verhaltensweisen zu etwa 14 Jahre längeren Leben führt: Nichtrauchen, körperliche Aktivität, moderater Alkoholkonsum, der Konsum von fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag.[4]
- Teilnehmer, die täglich mehr als 160 Gramm verarbeitetes Fleisch aßen, hatten ein 44 Prozent höheres Risiko, in der Zeit der Studie zu sterben, als Teilnehmer, die nur rund 20 Gramm pro Tag verzehrten. Für den erhöhten Konsum von Geflügel und rotem Fleisch konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang belegt werden.[5]
- Teilnehmer mit einem hohen BMI starben im Vergleich zu Teilnehmern mit mittlerem BMI häufiger an Krebs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Studienteilnehmer mit einem niedrigen BMI starben hingegen häufiger an Erkrankungen der Atmungsorgane.
- Der Konsum von rohem Gemüse, Ballaststoffen, eine mediterrane, pflanzliche, vegetarische, vegane oder pescetarische Ernährung sind mit einer geringeren Krebs-Mortalität assoziiert.[6]
- Obst und Gemüse schützen (kaum) vor Krebs. In: Deutsches Ärzteblatt, 7. April 2010
- P Boffetta et al.: Fruit and vegetable intake and overall cancer risk in the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC). In: Journal of the National Cancer Institute, 2010, 102, S. 529–537.
- Anthony B. Miller et al.: Fruits and Vegetables and Lung Cancer: Findings from the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition. In: Int. J. Cancer, 2004, 108, S. 269–276.
- A. E. Khan, V. Gallo, et al.: Diabetes and the risk of non-Hodgkin’s lymphoma and multiple myeloma in the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition. In: Haematologica, 2008, 93, S. 842–850.
Sheila A. Bingham, Nicholas E. Day, Robert Luben, Pietro Ferrari, Nadia Slimani: Dietary fibre in food and protection against colorectal cancer in the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC): an observational study. In: Lancet (London, England). Band 361, Nr. 9368, 3. Mai 2003, ISSN 0140-6736, S. 1496–1501, doi:10.1016/s0140-6736(03)13174-1, PMID 12737858. Max Leenders, Hendriek C. Boshuizen, Pietro Ferrari, Peter D. Siersema, Kim Overvad: Fruit and vegetable intake and cause-specific mortality in the EPIC study. In: European Journal of Epidemiology. Band 29, Nr. 9, September 2014, ISSN 1573-7284, S. 639–652, doi:10.1007/s10654-014-9945-9, PMID 25154553. Kathryn E. Bradbury, Paul N. Appleby, Timothy J. Key: Fruit, vegetable, and fiber intake in relation to cancer risk: findings from the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC). In: The American Journal of Clinical Nutrition. 100 Suppl 1, Juli 2014, ISSN 1938-3207, S. 394S–8S, doi:10.3945/ajcn.113.071357, PMID 24920034. Kay-Tee Khaw, Nicholas Wareham, Sheila Bingham, Ailsa Welch, Robert Luben: Combined impact of health behaviours and mortality in men and women: the EPIC-Norfolk prospective population study. In: PLoS medicine. Band 5, Nr. 1, 8. Januar 2008, ISSN 1549-1676, S. e12, doi:10.1371/journal.pmed.0050012, PMID 18184033, PMC 2174962 (freier Volltext). Sabine Rohrmann et al.: Meat consumption and mortality--results from the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition. In: BMC Medicine, 7. März 2013; 11:63. doi:10.1186/1741-7015-11-63 PMID 23497300 Esther Molina-Montes, Esther Ubago-Guisado, Dafina Petrova, Pilar Amiano, María-Dolores Chirlaque: The Role of Diet, Alcohol, BMI, and Physical Activity in Cancer Mortality: Summary Findings of the EPIC Study. In: Nutrients. Band 13, Nr. 12, 28. November 2021, ISSN 2072-6643, S. 4293, doi:10.3390/nu13124293, PMID 34959845.