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griechischer Dichter Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Vincenzo Cornaro, später Vitsentzos Kornaros (griechisch Βιτσέντζος Κορνάρος) (* 1553 bei Sitia; † 1613 oder 1614 in Candia) war ein griechischer Dichter venezianischer Abstammung. Er zählt zu den wichtigsten Vertretern der kretischen Literatur[1] und war Autor des erzählenden Gedichtes Erotokritos. Dieses Werk inspirierte sehr viel später Dionysios Solomos (1798–1857), Dionysios Fotinos (1777–1821) und beeinflusste griechische Dichter wie Kostis Palamas (1859–1943), Kostas Krystallis (1868–1894) oder Giorgos Seferis (* 1971).
Die Zuschreibung des religiösen Dramas Η Θυσία του Αβραάμ (deutsch: Das Opfer des Abraham) an ihn wird von der neueren Forschung zugunsten eines anonymen Verfassers nicht aufrechterhalten.[2]
Ausschließlich anhand der Aussagen, die der Dichter selbst am Ende seines Werks macht, lässt sich belegen, dass er aus einer venezianischen Familie stammte und als Vincenzo Cornaro getauft wurde. Er nennt den Vornamen Vitsentzos, den Familiennamen Kornaros, als Geburtsstätte den Ort Sitia und die Stadt Kastro (Iraklio), in der er geheiratet hat. Er soll am 26. März 1553 als Sohn von Iacopo Cornaro (Iakovos Kornaros) und Zambeta Demetzo geboren worden sein. Er kam aus einer vermögenden hellenisierten venezianischen Adelsfamilie (vgl. Corner). Sein Bruder Andrea Cornaro (Andreas Kornaros, † um 1613) hatte eine Geschichte Kretas geschrieben, die jedoch nie veröffentlicht wurde. Erst Anfang der 1980er Jahre konnte Nik. Panagiotakis belegen, dass Vincenzo sein Bruder war, was wiederum genauere Datierungen gestattete.[3]
Cornaro ging (nach dem 20. März 1585) nach Candia (heute Iraklio). Dort heiratete er am 8. September 1590 Marieta Zeno,[4] mit der er zwei Töchter hatte: Eleni und Katerina. Bis 1591 übte er Verwaltungsämter aus, und während der Pest von 1591–1593 übernahm er das Amt des Gesundheitsbeauftragten. Er war auch Mitglied einer literarischen Vereinigung, der Accademia degli Stravaganti, die sein Bruder Andrea gegründet hatte.
Er starb 1613 oder 1614 in Iraklio und wurde im Kloster des heiligen Franziskus beerdigt, die genaue Todesursache ist nicht bekannt.
Das wichtigste Werk Kornaros’ war Erotokritos (griechisch Ερωτόκριτος), ein gereimter Roman von ungefähr zehntausend fünfzehnsilbigen Versen. Seine Sprache ist der kretische Dialekt, jedoch so, dass er ein besonderes literarisches Werkzeug darstellt, und mit einer auf Volksliedern basierenden Versform, obwohl das Werk gleichzeitig dennoch sehr verschieden von ihnen ist. Seine Sprache ist stark von venezianischen Einsprengseln durchsetzt.
Als Vorlage für das Werk gilt das im 15. Jahrhundert sehr populäre Paris et Vienne von Pierre de la Cépède. Der Erotokritos ist jedoch nicht nur eine einfache Kopie, sondern eine schöpferische Abwandlung mit besserem innerem Aufbau. So hat es im Vergleich zur französischen Fassung[5] eine festere Struktur und weniger Wiederholungen. Kornaros kannte das französische Werk möglicherweise als italienische Übersetzung, denn es erscheint sehr unwahrscheinlich, dass er des Französischen mächtig war.
Die Erzählung spielt im antiken Athen, doch die Beschreibung der Epoche passt besser zum westlichen Rittertum. Der Inhalt kann in die fünf folgenden Abschnitte geteilt werden:
Das Werk war sehr beliebt und wurde als Handschrift im 17. Jahrhundert verbreitet. 1713 wurde es in Venedig von einem Kreter gedruckt, der viele Handschriften gesammelt hatte, auf die er sich stützte, um eine dem Original getreue und glaubwürdige Fassung zu erstellen. Keine der Handschriften ist erhalten geblieben, außer einem Fragment aus dem Jahre 1710, das aber stark von der venezianischen Ausgabe abweicht. Wahrscheinlich wurde die Niederschrift abgebrochen, nachdem die gedruckte Fassung 1713 erschien.
Als Erstes zu bemerken sind seine Auswirkungen in kretischen „mandinades“ (neugriechisch μαντινάδες). Auf Kreta hat es ferner eine fast mythische Tradition geschaffen: Die Namen der Helden haben bis heute als Taufnamen fortgelebt und in der Volksphantasie steht die Bezeichnung „Palast des Herakles“ für den Tempel des olympischen Zeus in Athen. Die große Verbreitung ist auf intellektuelle Reisende im ganzen 18. und 19. Jahrhundert zurückzuführen, die behaupteten, dass Menschen auf Kreta das ganze Werk auswendig konnten. Auch Giorgos Seferis bemerkt, dass in Smyrna Anfang des 20. Jahrhunderts das Verstehen des Textes trotz der stark idiomatischen Sprache einfach war.
Aber der größte Beweis seines Einflusses ist die Auswirkung, die es auf die neugriechische Dichtung gehabt hat. Beispiele für Gedichte, die von der Verskunst beeinflusst wurden, sind Der Kreter von Dionysios Solomos, Mutter Gottes von Angelos Sikelianos, der Epitaphios von Giannis Ritsos und der Neue Erotokritos von Pantelis Prevelakis.
Etliche Gelehrten des 18. Jahrhunderts hielten das Werk hingegen für eine minderwertige Lektüre wegen seiner volkstümlichen Sprache, insbesondere Dionysios Fotinos hatte das Werk in gelehrte, höhere, wie er glaubte, Sprachform umgewandelt. Andreas Kalvos betrachtete es als eintönig und Iakovos Polylas verwarf es wegen seiner idiomatischen Sprache.
1929 wurde von D. Synadinos ein Theaterstück auf der Grundlage des Erotokritos inszeniert. 1966 verfilmte Nikos Koundouros das Werk. Das Gedicht wurde auch oftmals vertont und ist in dieser Form sehr beliebt auf Kreta. Der kretische Komponist Nikos Mamangakis verfasste 1985 die Oper Erotokritos und Aretousa.
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