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deutscher Schriftsteller, in Erinnerung vor allem wegen mehrerer Romane über seine lothringische Heimat Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ernst Moritz Mungenast (* 29. November 1898 in Metz; † 3. September 1964 in Stuttgart) war ein deutscher Schriftsteller, Journalist und Übersetzer lothringischer Herkunft.
Mungenast war das elfte von fünfzehn Kindern eines Architekten österreichischer Abstammung und dessen aus dem Bitscher Land stammender Ehefrau;[1] ein entfernter Vorfahre war der Baumeister Joseph Munggenast.
Nach Absolvierung seiner Schulzeit (Abitur) am Gymnasium in Metz nahm Mungenast in Garderegimentern an der Westfront in voller Länge am Ersten Weltkrieg teil. Er wurde mehrfach verwundet, verlor im Krieg ein Auge und kam in ein Lazarett in Berlin.[2][3] Als Kriegsversehrter wurde er aus dem Militär entlassen und studierte anschließend an der Humboldt-Universität zu Berlin Germanistik, Literatur und Kunstgeschichte. Nach Beendigung seines Studiums bekam er 1924 eine Anstellung als Journalist und Redakteur beim Berliner Tageblatt, das nach 1933 von den Nazis gleichgeschaltet wurde, Mungenast arbeitete dort bis 1932. Während dieser Zeit heiratete er Maria Rott und hatte mit ihr drei Kinder.
Ab 1935 lebte und wirkte Mungenast als freier Schriftsteller in Stuttgart, zwischen 1946 und 1953 in Metz, später in Murrhardt bei Stuttgart und kehrte schließlich direkt nach Stuttgart zurück, wo er bis zu seinem Tode wohnte. Sein Grab liegt auf dem Pragfriedhof (Abt. 16-4-1) in Stuttgarts Norden.[1][3]
In vielen seiner belletristischen Werke schildert er facettenreich seine lothringische Heimat, so in seinem Erstlingswerk Christoph Gardar und den darauf folgenden Romanen Die Halbschwester, Der Kavalier und Der Zauberer Muzot.
„… sehr viele Leser waren erstaunt. Sie hatten nicht gewußt, wie wenig sie von Lothringen wissen, und sie haben nun gemerkt, daß der Blick in jene Welt zwischen Deutschland und Frankreich lohnend ist.“
Schon sein erster Roman, Christoph Gardar, wurde positiv aufgenommen, so bezeichnete die Deutsche Allgemeine Zeitung Mungenast aufgrund dieses Werkes als „einen kommenden Epiker von hohem Rang“.[5] Sein bekanntestes Werk ist der ursprünglich in zwei Bänden erschienene Familien-Roman Der Zauberer Muzot, in dem er den Zeitraum von 1848 bis 1939 durchschreitend den Werdegang einer Familie in Metz um die Hauptfigur, den Spielwarenhändler Andreas Muzot, und die wechselhafte Geschichte Lothringens darzustellen unternimmt. Lothringen und seine Geschichte werden in diesem Roman nicht als gefällige Kulisse oder kluges Beiwerk herangezogen, um einen Roman aufzuputzen; sondern umgekehrt ist der Roman an sehr vielen Stellen darauf angelegt, dem Leser geschichtliche Fakten und Entwicklungen nahezubringen. In einem kurzen Vorwort vermerkt der Autor selber 1939 die Doppelnatur des Zauberers Muzot: „[…] neben dem Romancier, der von Menschen und Familien erzählt, spricht hier auch der Chronist, der, die Zusammenhänge und die Hintergründe erhellend, in sachlich nüchternem Tonfall von politischen Dingen und von Völkern berichtet.“ Dieser Roman war ab 1940 wegen der politisch-historischen Autonomiebezüge von der Besatzungsmacht in Elsass-Lothringen verboten.
Erfolgreich war sein in der Nachkriegszeit entstandener Roman Tanzplatz der Winde, der im Saarland spielt.
Mungenast hat darüber hinaus Sammelwerke herausgegeben (u. a. Bunkergeschichten), Jugendbücher geschrieben (u. a. Die ganze Stadt sucht Günther Holk) und ist der Autor eines 1928 erschienenen Sachbuchs über die Stummfilmschauspielerin Asta Nielsen.
Mehr als eine Million Exemplare zählt die Auflage aller seiner Werke zusammen.[5] Zwischen 1980 und 1999 sind drei seiner Romane ins Französische übersetzt in dem Metzer Verlag Serpenoise erschienen (bibliographische Angaben).
Mungenasts schriftstellerischer Nachlass ist seit November 1984 in Händen des Deutschen Literaturarchivs Marbach.[6][3]
Mungenasts Romane wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von verschiedenen Personen sehr verschieden, geradezu gegensätzlich beurteilt. Die Polarität der extremen Urteile steht in engem Zusammenhang mit dem politischen und kulturtheoretischen Standpunkt der Kritiker. Der positive Pol: höchstes Lob etwa durch den Literaturwissenschaftler Heinz Kindermann, der Mungenast als „Meister der kulturhistorischen Erzählkunst“ einschätzt.[7] Der negative Pol: Mungenast sei „ein ideologischer Vorbereiter der faschistischen Aggression gegen Frankreich“.[8] Darüber hinaus vereinte Mungenast selber in seinem Hauptwerk, dem Zauberer Muzot, für seine Zeit durchaus fortschrittliche, moderne Ansichten – etwa über die Gleichberechtigung von Frauen – mit Passagen, die konservativ sind oder gar revisionistisch anmuten, das heißt die Gegensätzlichkeit der Urteile ergibt sich auch aus der Mehrdeutigkeit oder Vielschichtigkeit dieses etwa 800 Seiten langen Romans.
Im Sinne der „Dolchstoßlegende“ schreibt er in diesem Roman über das Ende des Ersten Weltkriegs: „Die Heimat schnitt die Verbindung mit der Front ab und überließ den Feldgrauen seinem Schicksal.“[9] Da Deutschland „in fürchterlicher Verblendung seine Waffen fortgeworfen hatte, konnte es im Namen der Kultur vergewaltigt werden“.[9]
Das Deutsche Reich wird nach dem Versailler Vertrag durch „hirnverbrannte Finanzpläne“ (S. 428) der Alliierten schamlos ausgeplündert, ein Standpunkt der prinzipiell mit der Analyse des britischen Diplomaten und Volkswirtschaftlers John Maynard Keynes übereinstimmt, der die britische Delegation bei den Versailler Vertragsverhandlungen deswegen unter Protest verließ und anschließend, 1919, in einer Schrift davor warnte, dass die hohen Reparationsforderungen an das Deutsche Reich wirtschaftlich unvernünftig seien und binnen 20 Jahren in einen weiteren Krieg münden müssten. Der Aufstieg des Gefreiten mit der Fahne mit dem Sonnenrad (=Hakenkreuzfahne) ist laut Mungenast unausweichlich: „Und jener Mann namens Hitler, von dem man nur wußte, daß er während des Krieges Gefreiter gewesen war, drängte sich in diesem gewaltigen Drama von Szene und Szene und von Akt zu Akt immer heftiger in den Vordergrund, riß die Massen immer unwiderstehlicher mit sich fort, redete in allen Ecken und Enden des Reichs, rannte, bereits von Millionenscharen gefolgt, gegen die drei Dutzend anderen Parteien des Reichstags mit immer gewaltigerer Macht an und heftete schließlich den Sieg an seine Fahne mit dem Sonnenrad.“ (S. 428)
Die Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone nahm den Lothringen-Roman Zauberer Muzot und das Hindenburg-Buch Die Helden von Tannenberg in die 1946 veröffentlichte Liste der auszusondernden Literatur auf, und stufte somit diese Bücher in der Sowjetunion und der DDR staatlicherseits als politisch gefährlich bzw. ideologisch unerwünscht ein, was vor allem dazu führte, dass sie aus vielen öffentlichen Bibliotheken entfernt wurden.[10] Namentlich das Jugendbuch Die Helden von Tannenberg bezieht sich auf die sogenannte Schlacht bei Tannenberg, bei der 1914 russische Truppen deutschen unter der militärischen Führung Paul von Hindenburgs unterlagen, schon allein wegen dieses Themas kann es nicht verwundern, dass die sowjetische Führung das Buch und seinen Autor ablehnte.
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