Kapuzinermissionar Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Ernesto Wilhelm de Moesbach (* 19. September1882 als Alois Wilhelm in Mösbach, Großherzogtum Baden; † 5. Mai1963 in Panguipulli, Chile) war ein Kapuzinermissionar, der von 1920 bis 1963 in Araukanien in Chile diente[1]. Im Rahmen seiner Missionstätigkeit beschäftigte er sich mit ethnologischen Fragen der Ureinwohner, mit ihrer Sprache und mit der Botanik des Landes. Sein bekanntestes ethnologisches Werk ist die Transkription vom Leben und den Bräuchen der araukanischen Ureinwohner in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In der Sprachforschung schuf er Wörterbücher und Grammatikerläuterungen. Sein Werk über die Botanik von Araukanien erschien erstmals nach seinem Tode.
Er wurde in Mösbach (Ortenau) als Alois Wilhelm geboren. Seine Familie, die aus Bauern bestand, hatte insgesamt dreizehn Kinder. Mehrere seiner Geschwister und er selbst wurden aufgrund ihrer schulischen Begabung früh gefördert. Alois konnte im nahegelegenen Königshofen (Straßburg) eine Klosterschule des Kapuzinerordens besuchen, wo er das Abitur ablegte. 1904 trat er dem Kapuzinerorden bei und nahm den Vornamen „Ernst“ an, statt Alois.
Er studierte Philosophie und Theologie in Krefeld und im westfälischen Münster und wurde 1910 zum Priester geweiht. Im Ersten Weltkrieg diente Ernst Wilhelm als Divisionsgeistlicher bei Feldzügen in Frankreich und Russland (1914–1918). Nach dem Krieg entschied er sich für die Missionsarbeit. Sein Traum, in der Südsee (Bismarckinseln) zu arbeiten, erfüllte sich nicht. Stattdessen kam er 1920 zu den araukanischen Missionen des bayrischen Kapuzinerordens in Chile. Dort nahm er den Namen Pater „Ernesto“ Wilhelm de Moesbach an.
Nach Aufenthalten in Cunco (1920) und San José de la Mariquina (1921) sowie Puerto Saavedra (1922) wurde er nach Puerto Domínguez versetzt, wo er bis 1933 wirkte. In der wirtschaftlich schwierigen Lage nach dem Ersten Weltkrieg half und motivierte Pater Ernesto Wilhelm Landsleute in Deutschland, nach Chile auszuwandern. Er starb 1963 in Panguipulli, Provinz Valdivia.
Im Rahmen seiner Missionsarbeit beschäftigte er sich intensiv mit der Sprache[2] der Mapuche-Ureinwohner von Araukanien, weit über das Maß des reinen „Verstehens“ hinaus. Er veröffentlichte mehrere Bücher zu diesem Thema, die bis heute relevant sind. Einige seiner Werke wurden auch nach seinem Tod 1963 von bekannten Editoren erstmals oder neu herausgegeben.
Mehrere Auflagen seiner Werke über das Leben und die Gebräuche der Ureinwohner Araukaniens, basierend auf den Erzählungen des Mapuche-Häuptlings Pascual Coña, sind erschienen[3]. Weitere Arbeiten befassen sich mit der Mapuche-Sprache und der Botanik von Araukanien. Die Behandlung von Krankheiten mit Wildkräutern spielte im Leben der Ureinwohner eine große Rolle, was ebenfalls in seinen Schriften dokumentiert ist.
Ernesto Wilhelm de Moesbach genießt hohe Anerkennung bei den chilenischen Kultureinrichtungen. So ist sein Werk über die Mapuche-Indianer auf dem Internet-Portal der einheimischen Kulturen Chiles mit einer Gliederung seines Buches von 1930 gepostet.[4] Seine sprachwissenschaftlichen Arbeiten brachten P. Ernesto Wilhelm de Moesbach noch zu Lebenszeiten die Anerkennung der chilenischen Sprachakademie ein, in die er am 21. November 1960 als korrespondierendes Mitglied aufgenommen wurde.
Ernesto Wilhelm de Moesbachs umfassendes Werk wurde auch in der Publikation von Albert Noggler[5] gewürdigt: Vierhundert Jahre Araukanermission: 75 Jahre Missionsarbeit der bayrischen Kapuziner. Diese Arbeit erschien 1973 in der Neuen Zeitschrift für Missionswissenschaft und umfasst 501 Seiten.
1960 verlieh die chilenische Regierung Ernesto Wilhelm de Moesbach als Zeichen höchster Anerkennung den Verdienstorden Bernardo O’Higgins.
Im Heimatmuseum seines Heimatdorfes Mösbach gibt es eine Sammlung persönlicher Gegenstände, die an ihn erinnern.
Vida y costumbre de los indígenas araucanos en la segunda mitad del Siglo XIX [Leben und Bräuche der araukanischen Ureinwohner in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts], Chile 1929
Memorias de un cacique mapuche [Erinnerungen eines Mapuche-Häuptlings], Hrsg.: Instututo de Capacitacion e Investigacion en Renforma Agraria, [Santiago de Chile], 1930
Pascual Coña, Rodolfo Lenz: Vida y costumbres de los indígenas araucanos en la segunda mitad del siglo XIX [Leben und Bräuche der araukanischen Ureinwohner in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts], Hrsg. Cervantes, Santiago de Chile, 1930
Voz de Arauco: explicacion de los nombres indigenas de Chile [Stimme von Arauko: Erklärung der indigenen Namen Chiles]. Hrsg. „San Francisco“, P. Las Casas, 1952
mit Walter Meyer-Rusca: Diccionario geografico: etimologico indigena de las Provincias Valdivia, Osorno y Llanguihue [Geographisches Wörterbuch: indigene Etymologie der Provinzen Valdivia, Osorno und Llanguihue], Hrsg.: San Francisco, Padre Las Cases Chile, 1955
Idioma mapuche: dilucidado y descrito con aprovechamiento de la "Gramática araucana" de Padre Felix José de Augusta [Mapuche-Sprache: erklärt und beschrieben anhand der „araukanischen Grammatik“ von Pater Felix José de Augusta], Hrsg.: San Francisco, Padre Las Cases Chile, 1963
Rusca Los huilliches a través de sus apellidos: estudio etimológico de los patronímicos aborígenes sureños [Die Huilliches durch ihre Nachnamen: etymologische Untersuchung der Patronymien der südlichen Aborigines], Hrsg. Walterio Meyer, Centro de Historia Familiar de Santiago, Santiago, 1988
Botánica indigena de Chile [Indigene Botanik Chiles], Hrsg. Carlos Aldunate, Andres Bello, Santiago de Chile, 1992
Nuevo diccionario mapuche-español: nombres propios mapuches, topónimos del Neuquén, mitologías patagónicas [Neues Mapuche-Spanisch-Wörterbuch: Mapuche-Eigennamen, Ortsnamen von Neuquén, patagonische Mythologien], Hrsg. Ediciones Alfonsina, Buenos Aires, Argentina, 2012
mit Félix José de Augusta: Idioma mapuche [Mapuche-Sprache], Hrsg. RIL editores, Santiago de Chile, 2013
mit José. Quidel Lincoleo, Carlos Cárcamo Luna: Un niño llamado Pascual Coña = Paskwal Koña Pigechi pichi wenxu [Ein Junge namens Pascual Coña = Paskwal Koña Pigechi pichi wenxu], Hrsg. Pehuén Editores, Santiago Chile, 2016
Voz de Arauco: explicación de los nombres indígenas de Chile [Stimme von Arauco: Erklärung der indigenen Namen Chiles], Hrsg. Jorge Loncón, Ceibo Ediciones, Santiago de Chile, 2016
Tom D. Dillehay: Reflections on Araucanian/Mapuche resilience, Independence, and ethnomorphosis in Colonial (and present-day) Chile. In: Chungará (Arica). Band 48, Nr. 4, 2016, S. 691–702, DOI:10.4067/S0717-73562016000400013, abgerufen am 16. Mai 2024
H. Hund, J. Fahrländer, O. Oberle: Ortschronik Mösbach. Hrsg.: Stadt Achern, Ortsverwaltung Mösbach, 1986.
Fernando Zúñiga: MAPUDUNGUN. El habla mapuche. Santiago de Chile 2006, S. 19 (online), abgerufen am 29. Mai 2024
Pascual Cona. In: Fundacion Futuro, abgerufen am 30. Mai 2024.
Oberle, Oskar: Auch ein großer Vergessener. Aus der Geschichte des Dorfes, der Häuser und der Familien. Hrsg.: Ortsverwaltung Mösbach, 11. Jg., Nr. 45, 10.11.2000
Oberle, Oskar: Die sprachwissenschaftlichen und botanischen Arbeiten. Aus der Geschichte des Dorfes, der Häuser und der Familien. Hrsg.: Ortsverwaltung Mösbach, 11. Jg., Nr. 44, 3.11.2000
Jessica Sequeira: Mapuche Poetry as Global Intellectual History. In: Global Intellectual History. Band 8, Nr. 2, 2023, SS. 229–240, S. 231 doi:10.1080/23801883.2021.2016575, abgerufen am 29. Mai 2024
Noggler, Albert: Vierhundert Jahre Araukanermission, 75-Jahre Missionsarbeit der bayrischen Kapuziner. In: Administration der Neuen Zeitschrift für Missionswissenschaft, 1973, 501 Seiten 3, 8, 41,81,82,88,94,97,100,101,115,121,122,348,349,449.