italienischer Philosoph Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ernesto Grassi (* 2. Mai 1902 in Mailand; † 22. Dezember 1991 in München) war ein italienischer Philosoph.
Der Existentialist Grassi, Sohn einer deutschen Mutter und eines italienischen Vaters, lehrte viele Jahrzehnte Philosophie an italienischen und deutschen Universitäten. 1925 wurde er bei Piero Martinetti an der Universität Mailand promoviert. In Aix-en-Provence hörte er Maurice Blondel. Bei einer Rundreise durch Deutschland nahm er Kontakt zu Heinrich Rickert, Karl Jaspers, Nicolai Hartmann, Max Scheler und Martin Heidegger auf. 1928 ging er zu Heidegger nach Freiburg im Breisgau, wo Grassi bis 1938 als Lektor für Italienisch und Lehrbeauftragter für Philosophie lehrte.
Am 31. Dezember 1932 erhielt Grassi vom italienischen Erziehungsministerium die Lehrbefugnis (libera docenza) für Geschichte der Philosophie. Als Privatdozent hielt er an der Staatsuniversität Mailand seinen ersten Kurs ab, doch nach der Machtübernahme kehrte Grassi im Mai 1933 wieder nach Freiburg zurück.[1] 1938 ging er nach Berlin, wohin seine 1938 in Freiburg verliehene Honorarprofessur 1939 verlagert wurde. 1941 erschien ein Beitrag in Alfred Rosenbergs Zeitschrift Nationalsozialistische Monatshefte.[2] 1942 gründete er das Institut Studia humanitatis in Berlin. Von 1943 bis 1944 hielt er sich in Norditalien, dann in der Schweiz auf; hier nahm er von 1946 bis 1949 einen Lehrauftrag in Zürich wahr. 1947 war er für das Erscheinen des Humanismusbriefes Heideggers verantwortlich, der ersten Veröffentlichung Heideggers nach dem Zweiten Weltkrieg.[3] In München gründete er 1948 das Centro italiano di studi umanistici e filosofici, das er auch leitete, und war hier von 1948 bis 1970 Ordinarius, dann Emeritus an der Ludwig-Maximilians-Universität. Ab 1965 leitete er auch das Seminar für Philosophie und Geistesgeschichte des Humanismus an der Universität. Sein Nachfolger auf dem Lehrstuhl wurde Stephan Otto. Auch am Wiederaufbau des Kölner Petrarca-Instituts war er neben Fritz Schalk beteiligt. Er galt als einer der gründlichsten Kenner des italienischen Humanismus. Grassi gab die Reihe Humanistische Bibliothek heraus.
In Deutschland wurde Ernesto Grassi vor allem als Herausgeber der Taschenbuchreihe Rowohlts deutsche Enzyklopädie bekannt, die 1955 mit dem Band 1 des österreichischen Kunsthistorikers Hans Sedlmayr begann.
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