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deutsche Komponistin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Emilie Luise Friederika Mayer (* 14. Mai 1812 in Friedland (Mecklenburg); † 10. April 1883 in Berlin) war eine deutsche Komponistin. Sie war in ihrer Zeit hochgefeiert und galt weithin als der „weibliche Beethoven“.[1][2]
Emilie Mayer komponierte acht Sinfonien, Konzertouvertüren, ein Klavierkonzert, Kammermusik und Lieder. Ihre Werke sind stilistisch von der Wiener Klassik sowie ab den 1850er Jahren von Beethoven beeinflusst, wobei sie zunehmend eine eigene Tonsprache fand. In den 1860er Jahren komponierte sie überwiegend Kammermusik; besonders in ihren Violinsonaten zeigen sich frühromantische Anklänge. Emilie Mayer gehört zu den bedeutendsten Komponistinnen des 19. Jahrhunderts.[3]
Emilie Mayer wurde geboren als viertes Kind des Ratsapothekers August Friedrich Mayer (1777–1840) in dessen zweiter Ehe mit Henrietta Carolina Louisa, geb. Maaß (1790–1814), Postverwalterstochter aus Mirow.[4] Der Vater war nur wenige Jahre zuvor aus Brandenburg nach Mecklenburg zugewandert und hatte 1804 in erster Ehe in eine uralte ostmecklenburgische Apothekerfamilie eingeheiratet.[5] Zwei (Halb-)Brüder von Emilie wurden später Apotheker in Stettin und Halle.[6] Noch nicht dreijährig verlor Emilie ihre Mutter, die nach der Geburt ihres vierten Kindes bald nach dessen Entbindung starb.[7]
Als Fünfjährige erhielt Emilie den ersten Klavierunterricht durch den Friedländer Kantor und Organisten Carl Driver (1774–1840).[8] Von 1841 bis 1847 war sie Schülerin von Carl Loewe in Stettin. In dieser Zeit entstanden einige ihrer ersten Kompositionen, wie z. B. das Singspiel Die Fischerin (1842) und mehrere Lieder, sowie zwischen 1845 und 1847 mehrere Kammermusikwerke und die Sinfonien in c- und e-Moll.[9] Emilie Mayer absolvierte weitere musikalische Studien; auf Empfehlung Carl Loewes hin ab 1847 in Berlin bei Adolf Bernhard Marx und Wilhelm Wieprecht.[10] Sie unternahm Konzertreisen nach Wien, Halle, Hamburg, Pasewalk und Stettin. In Berlin entstanden weitere Kammermusikwerke und Sinfonien, die in zahlreichen Städten aufgeführt wurden.[9] 1860 fand Emilie Mayer zum ersten Mal Erwähnung in einem Lexikon, in Paul Franks Kleinem Tonkünstlerlexikon.[11]
1862 verließ Emilie Mayer Berlin und zog für einige Jahre zu ihrem älteren Halbbruder (Friedrich) August (1804–1878) nach Stettin. Hier komponierte sie mehrere Sonaten für Klavier und Violine sowie Sonaten für Klavier und Violoncello; außerdem bemühte sie sich um die Veröffentlichung weiterer Werke.[9]
Ab 1876 lebte sie wieder in Berlin. Ende 1880 schuf sie ein letztes großes Orchesterwerk, die Ouverture zu Faust op. 46, widmete sich aber auch kleinen Formen. Eine ihrer letzten Kompositionen, das Notturno[12] op. 48(/2), 1883 veröffentlicht, widmete sie Joseph Joachim.[9]
Emilie Mayer blieb unverheiratet. Sie führte in Berlin ein eigenes, offenes Haus und pflegte Kontakte zu wichtigen Persönlichkeiten des gesellschaftlichen und aristokratischen Lebens. Sie zählte zu den bekanntesten und produktivsten Komponistinnen der Zeit der Romantik. Ihre Werke wurden zu Lebzeiten u. a. in Brüssel, Lyon, Budapest, Dessau, Halle, Leipzig und München aufgeführt.[13] Zeitgenössische Berichte, so etwa die der Stettiner Schriftstellerin Marie Silling, schildern sie als „eine lässige Persönlichkeit, die Konventionen nicht unbedingt beachtete, sie war vergesslich, und befestigte deshalb wichtige Gegenstände an ihrer Kleidung, ob Regenschirm oder Brille. E.M. erschien bei festlichen Feiern auch mal ohne Hut – unmöglich für eine Dame – und amüsierte sich über das Entsetzen der Anwesenden.“[14] Auch abseits der Musik war Emilie Mayer kreativ: Mit Weißbrot formte sie um 1840 – lange vor Erfindung der modernen Eat-Art – Skulpturen und Schalen. Diese fanden in Berlin sogar bei Hofe Beachtung und wurden eine Zeitlang in Dresden im Grünen Gewölbe aufbewahrt.[15]
Sie starb in Berlin am 10. April 1883 an einer Lungenentzündung. Ihr Begräbnis fand am 13. April auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof statt.[16]
Emilie Mayer wurde auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof I im heutigen Berliner Ortsteil Kreuzberg beigesetzt. Lange Zeit galt die genaue Lage des Grabes als vergessen. 2018 gelang es der Pianistin Kyra Steckeweh, dem Filmemacher Tim van Beveren und dem Historiker Jörg Kuhn im Zuge der Recherchen und Dreharbeiten zu dem Dokumentarfilm Komponistinnen (der sich unter anderem mit dem Leben und Wirken Mayers befasst), ihre Grabstelle zu lokalisieren. Am 13. August 2021, ursprünglich für den 14. Mai 2021 geplant und pandemiebedingt verschoben, wurde die Grabstätte, die sich in der Nähe der Gräber von Felix Mendelssohn Bartholdy und Fanny Hensel befindet, durch einen Gedenkstein markiert. Zu diesem Festakt, der von der Mendelssohn-Gesellschaft ausgerichtet wurde, wurden das Streichquartett op. 14 aufgeführt sowie Fanny Hensels Gartenlieder op. 3.[17][18]
Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestätte von Emilie Mayer (Grablage: II-W-C-34) seit August 2021 als Ehrengrab des Landes Berlin ausgezeichnet. Diese Würdigung gilt zunächst für die übliche Frist von 20 Jahren, anschließend kann sie verlängert werden.[19]
Emilie Mayer hinterließ ein umfangreiches musikalisches Werk. Sie komponierte acht Sinfonien, zwölf Streichquartette, Klavierkammermusik, fünfzehn Konzertouvertüren, Violin- und Cellosonaten, Klavierwerke, ein Singspiel, Lieder und vierstimmige Chöre. Ein eigenes von ihr erstelltes Werkverzeichnis ist nicht überliefert, zahlreiche Kompositionen müssen als verschollen gelten.[20] Emilie Mayers Kompositionen gerieten nach ihrem Tod weitgehend in Vergessenheit und wurden erst ab Mitte der 1980er Jahre durch die Forschung wiederentdeckt.[21] Mehrere Erstveröffentlichungen wurden u. a. vom Furore-Verlag in Kassel, dem Verlag Ries & Erler in Berlin und der Edition Massonneau Schwerin herausgegeben.
Königin Elisabeth von Preußen verlieh ihr einen Orden. In München wurde sie zum Ehrenmitglied der Philharmonischen Gesellschaft ernannt.
Ende 2022 gründete sich im Geburtsort der Komponistin die Emilie Mayer Gesellschaft e. V., unterstützt durch das Land Mecklenburg-Vorpommern.[22]
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