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tschechischer Philosoph und Biologe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Emanuel Rádl (* 21. Dezember 1873 in Pyšely, Böhmen; † 12. Mai 1942 in Prag) war ein tschechischer Biologe, Wissenschaftshistoriker, Philosoph und Hochschullehrer.[1][2]
Rádl besuchte das Gymnasium in Domažlice, wo Antonín Škoda zu seinen Lehrern gehörte. Nach dem Abitur verbrachte er zwei Jahre als Novize in den Augustinerklöstern in Domažlice, Vrchlabí und St. Thomas in Prag. Nach diesen zwei Jahren verließ er die Klöster und brach mit der Römisch-katholischen Kirche.[2] Rádl studierte Naturwissenschaften an der Karls-Universität in Prag. Er promovierte 1899. Von 1899 bis 1904 arbeitete er als Gymnasiallehrer in Pilsen, Pardubice und Prag.
1904 habilitierte er sich über Physiologie der Sinnesorgane von Tieren und die Geschichte biologischer Theorien und wurde Dozent in Prag. 1919 wurde er ordentlicher Professor für Naturphilosophie und Geschichte der Naturwissenschaften an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität in Prag. Er forschte zunächst auf dem Gebiet der Biologie und Physiologie. Dann wandte er sich mehr der Naturphilosophie zu und beschäftigte sich schließlich hauptsächlich mit philosophischen Problemen.
Den Untersuchungen von Hans Driesch folgend, verfolgte er den Ansatz des Neovitalismus in der Biologie. Rádl war Anhänger Tomáš Garrigue Masaryks. 1920 gründete er zusammen mit Zdeněk Nejedlý den Realistischen Klub und gab dessen Zeitschrift „Realistická stráž“ (Realistischer Wachtposten) heraus. Rádl kritisierte die nationalistischen Tendenzen nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Er schloss sich der Linken an, warf dieser jedoch ebenfalls irrationalen Patriotismus vor. Während Nejedlý sich den Kommunisten anschloss, trat Rádl der sozialdemokratischen Partei bei.
Nachdem 1922 Rádl von einer Weltreise zurückgekehrt war, wandte er sich dem Christentum zu und schloss sich der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder an. Er anerkannte die Theologie als Geisteswissenschaft. In der Offenbarung suchte er Bestätigung für wissenschaftliche und philosophische Wahrheiten. Dies brachte ihn wiederum zur Interpretation der Ansichten Masaryks über den religiösen Sinn der böhmischen Geschichte. In seiner zweibändigen Geschichte der Philosophie verarbeitete er diese religiösen Anschauungen.
1934 war Rádl Vorsitzender der internationalen philosophischen Tagung in Prag.[1][2] Mitte der 1930er Jahre litt Rádl an einer schweren langwierigen Krankheit, die ihn völlig an der öffentlichen Tätigkeit hinderte. In dieser Zeit entstand sein Werk Útěcha z filosofie (Trost in der Philosophie).[2]
Rádl arbeitete mit dem YMCA zusammen, der eine Reihe seiner Vorträge veröffentlichte. Zusammen mit Josef Hromádka leitete er 1927 die philosophisch-theologische christliche Zeitschrift Christliche Revue. Rádl war einer der Gründer der Tschechoslowakischen Liga für Menschenrechte und deren erster Vorsitzender.[2]
In seiner Heimatstadt Pyšely ist eine Straße nach Rádl benannt.[3] 1992 wurde Rádl postum der Tomáš-Garrigue-Masaryk-Orden 2. Klasse verliehen.[4]
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