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ECLASS

Datenstandard für die Klassifizierung von Produkten und Dienstleistungen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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ECLASS (alte Schreibweise eCl@ss) ist ein Datenstandard für die Klassifizierung von Produkten und Dienstleistungen mit Hilfe von standardisierten ISO-konformen Merkmalen. Der ECLASS-Standard ermöglicht den digitalen Austausch von Produktstammdaten über Branchen, Länder, Sprachen oder Organisationen hinweg. Insbesondere in ERP-Systemen ist die Nutzung als standardisierte Grundlage für eine Warengruppenstruktur oder mit produktbeschreibenden Merkmalen von Stammdaten weit verbreitet. Im Zusammenhang mit dem Digitalen Produktpass (DPP) können Informationen mithilfe von ECLASS-Strukturelementen, etwa zu „Environmental Footprint“, „General Battery and Manufacturer Information“ oder „Circularity and Resource Effieciency“, innerhalb einer Verwaltungsschale (Asset Administration Shell, AAS) dargestellt werden.

Schnelle Fakten V. ...

Als ISO-konformer und weltweit einziger merkmalsbasierter Klassifikationsstandard dient ECLASS als „Sprache“ für die Industrie 4.0 und das „Internet of Things“ (IoT).

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Der Verein

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Entstehung und Organisation

Der ECLASS e.V. wurde am 14. November 2000 von 12 großen Unternehmen der deutschen Wirtschaft gegründet. Heute hat der ECLASS e.V. mehr als 150 internationale Mitglieder aus Wirtschaft, Verbänden und öffentlichen Einrichtungen. Grundlegend für eine elektronische Beschaffung von Dienstleistungen – genauso wie bei materiellen Produkten – ist ein Standard für den Informationsaustausch zwischen Lieferanten und Kunden. Der ECLASS e.V. ist eine Non-Profit-Organisation, die den gleichnamigen Klassifikations- und Stammdatenstandard branchenübergreifend international definiert, weiterentwickelt und verbreitet. Der ECLASS e.V. entwickelt und pflegt einen international anerkannten Standard zur einheitlichen Klassifikation und Beschreibung von Produkten und Dienstleistungen. Ziel ist die Förderung eines effizienten und interoperablen elektronischen Datenaustauschs über Branchen und Länder hinweg. Damit unterstützt der Verein Unternehmen bei der Digitalisierung von Geschäftsprozessen und der Erfüllung regulatorischer Anforderungen, etwa im Rahmen des Digitalen Produktpasses.

Gegründet wurde der ECLASS e.V. von den Firmen Siemens, BASF, Audi/VW, E.ON, SAP, Bayer AG, Degussa, Wacker Chemie, Infraserv Chemfidence und Solvay. Heute zählen neben großen internationalen Industrieunternehmen auch viele mittelständische Unternehmen und Organisationen der öffentlichen Hand, wie das Land NRW oder die Österreichische Bundesbeschaffung, zu den Mitgliedern.

Mitgliedschaft

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Struktur des Vereins

Im Verein bestehen folgende Mitgliedschaften:

  • Ordentliche Mitglieder: Ordentliche Mitglieder können Unternehmen, Verbände oder öffentliche Körperschaften oder Gebietskörperschaften sein.
    • Organisationen mit mehr als 750 Mitarbeitenden erhalten im Rahmen ihrer Ordentlicher Mitgliedschaft automatisch einen Sitz im ECLASS Steering Committee. Dieses Gremium ist das zentrale Entscheidungsgremium des Vereins und legt die strategische Ausrichtung sowie wesentliche Weiterentwicklungen des Standards fest.
  • Fördermitglieder: Die Fördermitgliedschaft dient dazu, natürlichen Personen oder Unternehmen die Gelegenheit zu geben, die Arbeit des Vereins kennenzulernen, diesen finanziell und fachlich zu fördern und auf der Basis eines reduzierten Mitgliedschaftsbeitrages geeignete Informationen zum Thema Klassifizierung, Normung etc. zu erhalten.

Neben den üblichen Vereinsgremien wie Mitgliederversammlung und Vorstand hat der Verein noch folgende Gremien.

  • Board: Zuständig für die operative Führung und Vertretung des Vereins.
  • Center for Research and Development (CRD): Das CRD ist das zentrale Gremium bei ECLASS, das für die technische Weiterentwicklung des ECLASS-Standards zuständig ist. Dazu gehören Aufgaben wie die Kontrolle und Pflege der Datenstruktur, die Festlegung technischer Anforderungen, und die Steuerung der Content Development Platform (CDP).
  • Operating Arm (OpArm): Der OpArm fungiert als Expert:innen-Gremium, welches den Vorstand berät und unterstützt. Der OpArm bereitet Themen vor, die für Entscheidungen relevant sind, etwa Beschlüsse oder strategische Entwicklungen im Verein.
  • Steering Committee: Das Steering Committee ist das strategische Entscheidungsgremium, das die inhaltliche und wirtschaftliche Ausrichtung des Vereins bestimmt. Ordentliche Mitglieder mit mehr als 750 Mitarbeitenden erhalten automatisch einen Sitz.

Geschäftsstellen und Regionale Vertretungen

Der Verein betreibt eine Hauptgeschäftsstelle (ECLASS Head Office) zur Koordinierung und Durchführung der durch den Vorstand beauftragten operativen und administrativen Tätigkeiten. Neben der Hauptgeschäftsstelle in Deutschland (im Institut der deutschen Wirtschaft) unterhält der ECLASS e.V. regionale Geschäftsstellen in Österreich, Portugal, Spanien, der Schweiz, Nordeuropa, China und den USA.

Finanzierung

Der Verein wird durch Beiträge der Mitglieder sowie aus den Einnahmen durch den Vertrieb des ECLASS Standards finanziert.

Jedes Ordentliche Mitglied entrichtet einen jährlichen Mitgliedsbeitrag entsprechend seiner Unternehmensgröße. Fördermitglieder entrichten einen reduzierten Beitrag. Die konkrete Höhe der Beiträge ergibt sich aus der Beitragsordnung des Vereins.

Der Standard ist lizenzpflichtig. Die Kosten hierfür sind nach Unternehmensgröße gestaffelt. Die ECLASS-Lizenzen können über die ECLASS Webseite erworben werden.

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Der ECLASS Standard

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Klassifikationshierarchie

Der ECLASS Standard ist ein hierarchisches System, ähnlich dem UNSPSC-Klassifikationssystem, zur Gruppierung von Produkten und Dienstleistungen. Es besteht aus vier Hierarchieebenen (Klassen): Sachgebiet (Ebene 1), Hauptgruppe (Ebene 2), Gruppe (Ebene 3) und Untergruppe (Ebene 4). Aus der Hierarchie ergibt sich, dass eine übergeordnete Klasse ihre untergeordneten Klassen umfasst, d. h. sie sind ihr logisch zugeordnet.

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Die Baumstruktur verdeutlicht die einheitliche und vergleichbare Struktur von Daten.

Die Knoten der Baumstruktur werden zusammen als Materialklassen bezeichnet. Auf der 4. Ebene (Untergruppe) stellt ECLASS sogenannte Merkmalleisten zur Verfügung. Merkmale ermöglichen die detaillierte Beschreibung von Produkten und Dienstleistungen in den zugehörigen Stammdaten und ermöglichen so die Suche in den verschiedenen Katalogen. Die Merkmale werden durch Werte definiert. Jeweils angehängte Schlagwörter und Synonyme dienen dem schnellen, zielgerichteten Auffinden der Produktklassen und ihrer Merkmalleisten.

Zusammengefasst besteht das System aus den folgenden Elementen:

  • Klassen – die Klassen oder Warengruppen erlauben es, Produkte zu gruppieren und auf diese Weise zu ordnen.
  • Schlagworte – durch den einzelnen Klassen zugeordnete Schlagworte wird die Suche nach Produkten vereinfacht und standardisiert (z. B. Warengruppe „Stühle“ wird auch bei Suchbegriffen wie „Sitz“ oder „Bürostuhl“ gefunden).
  • Merkmale – Merkmale sind zusätzliche Produktattribute, die nur für Produkte einer speziellen Klasse sinnvoll verwendet werden können, beispielsweise die Leistung bei Glühlampen oder der Durchmesser bei Röhren. Das Ziel ist die Einbringung dieser Merkmale in die Normung, d. h. DIN, EN, ISO, DKE/IEC
  • Werte – Werte spezifizieren den Wertebereich für die Merkmale
  • Einheiten – basierend auf DIN und ECE Einheiten zur Angabe der Einheit der Merkmale.
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Internationale Normen

Sowohl die Prozesse zur Entwicklung des Standards als auch die Ausleitungsformate und die datenmodelltechnischen Grundlagen basieren auf internationalen Normen.

Der ECLASS Standard wird in Übereinstimmung mit der Norm ISO 8000-110 entwickelt, die Anforderungen an die Qualität von Stammdaten definiert und dabei insbesondere die Übertragbarkeit (Interoperabilität), formale Syntax und die semantische Kodierung in den Vordergrund stellt. ECLASS unterstützt die ISO-Konformität unter anderem durch technische Spezifikationen für etablierte Austauschstandards (z. B. BMEcat, AutomationML, Asset Administration Shell), die Nutzung von IRDI-Identifiers (konzeptionelle Identifikationen) zur semantischen Kodierung sowie die Bereitstellung des Standards in Formaten wie CSV, XML und JSON.

Versionen

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Jedes Jahr veröffentlicht der ECLASS e.V. eine aktualisierte Version des ECLASS Standards (Release). Bis 2021 war die Planung gestaffelt: „Major Releases“, die zusätzlich Strukturänderungen beinhalten, wechselten sich mit „Minor Releases“ ab, die bei unveränderter Struktur neue Inhalte anbieten. Um die Erweiterungen des ECLASS Standards zu beschleunigen und den dynamischen Anforderungen der Nutzer noch schneller gerecht werden zu können, beschloss der ECLASS Vorstand, ab ECLASS Release 12.0 (Veröffentlichung November 2021) zukünftig ausschließlich Major-Releases zu veröffentlichen.

Das aktuellste Release mit der Bezeichnung „ECLASS 16.0“ hat im Vergleich zur vorherigen Version „ECLASS 15.0“ 995 neue Klassen (CC, AS, BL, AC), davon 137 neue Classification Classes (CCs), 1.253 neue Merkmale, 985 neue Werte und 126 neue Wertelisten. Hierfür wurden über 155.000 Change Requests von Anwendern und Experten bearbeitet: Erweiterungen, Umstrukturierungen, Weiterentwicklungen und Aktualisierungen.

Zu jeder neuen Version veröffentlicht der ECLASS e.V. maschinenlesbare Dateien (TUF und CUF). Damit ist ECLASS der einzige Standard weltweit, der automatische – weil maschinenlesbare – Migrationen ermöglicht. Die aktuelle Version des ECLASS Standards ist die Version 16.0.

ECLASS 16.0 (veröffentlicht im November 2025) enthält rund 50.000 Klassen, rund 23.000 Merkmale und über 130.000 Schlagwörter. ECLASS wird seit der Version 15.0 in insgesamt 31 Sprachen bereit gestellt. Somit deckt ECLASS nun alle offiziellen Sprachen der europäischen Union und darüber hinaus viele weitere internationale Sprachen ab.

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Die Grafik zeigt die Entwicklung des ECLASS Standards (Stand 2023).
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Releaseentwicklung

Die Weiterentwicklung des ECLASS Standards basiert auf ISO-Standards. Die Teilnahme an der Weiterentwicklung ist für jeden kostenfrei möglich. Dafür steht ein kostenloses Online-Portal, die Content Development Platform (CDP), zur Verfügung, auf der Änderungsanträge (Change Requests) eingereicht werden können. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit der aktiven Mitarbeit in Fachgruppen (Expert Group).

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Vorteile

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Erst mit standardisierten Stammdaten wird Master Data Management möglich. Der ECLASS Standard bietet Vorteile entlang der gesamten Wertschöpfungskette:

  • Kosten senken: Mit ECLASS können Unternehmen Einkauf, Warenwirtschaft und Vertrieb effizienter machen, indem Sie Volumina bündeln und die Warenvielfalt verschlanken.
  • Internationale Absatzmärkte erschließen: Unternehmen können Produktstammdaten in 31 Sprachen über alle Grenzen hinweg digital austauschen. ECLASS erschließt den Anwendern elektronische Kataloge und digitale Marktplätze.
  • Produktivität steigern: ECLASS ermöglicht durchlaufende Prozesse, automatische Schnittstellen und standardisierte Produktinformationen. So stärken Unternehmen ihren ROI und Time-to-Market.
  • Qualität sichern: Der Austausch von Engineering- und CAx-Daten gelingt dank ECLASS übergreifend, effizient und ohne Datenverlust.
  • Prozesse nachhaltig optimieren: Durch harmonisierte Daten entlang der gesamten Supply Chain - von der Entwicklung über Produktion und Vertrieb bis zur Wartung - sparen Unternehmen Zeit und Geld.
  • Zukunftsfähig bleiben: ECLASS bietet semantische Interoperabilität und ist somit die Basis für Machine-to-machine-Kommunikation, I4.0-Anwendungen, den Digitalen Zwilling und den Digitalen Produktpass (DPP).
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Zusammenarbeit mit anderen Organisationen

Seit dem 1. Januar 2006 ist ETIM Mitglied von ECLASS und umgekehrt. ETIM Deutschland e.V. (ElektroTechnisches InformationsModell) ist eine Initiative zur Standardisierung des elektronischen Austausches von Produktdaten im Fachbereich Elektrotechnik. Beide Organisationen haben sich die Harmonisierung von ETIM mit dem ECLASS Standard zum Ziel gesetzt und arbeiten dabei u. a. mit VDMA, ZVEI und dem DIN zusammen. Am 1. Januar 2013 ist Prolist International e.V. im ECLASS e.V. aufgegangen.

ECLASS ist Mitglied der Industrial Digital Twin Association (IDTA). Ziel der Zusammenarbeit ist es, die Verwaltungsschale (Asset Administration Shell, AAS) als zentrales Element des digitalen Zwillings mit standardisierten, maschinelesbaren Daten auf ECLASS zu unterstützen. Damit können Merkmale und Klassifikationen des ECLASS-Standards direkt in die AAS integriert werden, was die Interoperabilität zwischen Systemen fördert und eine einheitliche semantische Grundlage für Industrie 4.0 Anwendungen schafft.

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Verbreitung

Rund 45.000 Unternehmen weltweit nutzen den ECLASS Standard bereits erfolgreich für den digitalen Datenaustausch und über alle Grenzen hinweg. ECLASS wird in Industrie, Handel, Handwerk und Dienstleistungssektor verwendet. Die aktuell 40 Sachgebiete (Stand 2025) umfassen zum Beispiel Bau, Logistik, Lebensmittel, Medizin, Optik, Automotive, Labortechnik oder Büromaterial. Neben großen internationalen Unternehmen wie Siemens, SAP, VW-Audi oder BASF, hat sich z. B. die deutsche Medizinbranche[2] für ECLASS als Klassifikationsstandard für den elektronischen Datenaustausch entschieden. Auch in der öffentlichen Beschaffung wie z. B. beim Kaufhaus des Bundes[3] und einigen Bundesländern wird er eingesetzt.

Im Jahr 2002 veröffentlichte das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation eine Umfrage, nach der von 296 befragten Unternehmen 34,9 % eine Standardproduktklassifikation einsetzten, davon wiederum 32,4 % ECLASS, absolut also 11,3 %. Damit lag ECLASS in Deutschland vor ETIM (6,6 %) und UNSPSC (3,8 %).[4]

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Literatur

  • Martin Hepp; Joerg Leukel; Volker Schmitz: A quantitative analysis of product categorization standards: content, coverage, and maintenance of eCl@ss, UNSPSC, eOTD, and the RosettaNet Technical Dictionary. In: Knowledge and Information Systems. Band 13, Nr. 1, 2007, ISSN 0219-1377, S. 77–114, doi:10.1007/s10115-006-0054-2.
  • Martin Hepp: Güterklassifikation als semantisches Standardisierungsproblem. Dt. Univ.-Verl., Wiesbaden 2003, ISBN 3-8244-7932-X (Zugl.: Würzburg, Univ., Diss., 2003).
  • Wolfgang Brenner, Tina Galuschka: Klassifizierung in der Praxis. A. Bernecker Verlag, Melsungen 2008, ISBN 978-3-87064-129-0.

Einzelnachweise

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