Die Dresdner Musikfestspiele finden seit 1978 jährlich zwischen Mitte Mai und Anfang Juni in Dresden statt. Sie sind eines der größten und modernsten Klassik-Festivals in Europa.
Geschichte
Die historischen Vorläufer der Dresdner Musikfestspiele liegen in den Musen- und Zwingerfestspielen der sächsischen Kurfürsten sowie den ab 1928 in den Sommermonaten bei Unterbrechung durch die Zerstörung Dresdens durchgeführten Zwingerserenaden bzw. ab 1947 denen im Schlosspark Pillnitz. Ihre eigentliche Existenz verdanken sie aber einem Beschluss des Zentralkomitees der SED und des Ministerrates der DDR von 1976[1] mit folgender Verfügung: „Beginnend 1978 finden in Dresden als jährlich durchzuführendes Musikfestspiel internationalen Ranges Dresdner Musikfestspiele statt!“. Das neu gegründete Festival wurde schnell ein großer Erfolg. Schon bei den ersten 16-tägigen Festspielen besuchten über 100.000 Gäste 140 Veranstaltungen. In den Folgejahren reisten Weltstars wie Marilyn Horne, René Kollo, Barbara Hendricks,[2] Dietrich Fischer-Dieskau, Herbert von Karajan und die Berliner Philharmoniker, Claudio Abbado und das Orchester der Mailänder Scala oder Zubin Mehta und das New York Philharmonic an die Elbe.
In den mehr als 40 Festival-Jahrgängen war die Zahl und Vielfalt der Veranstaltungen groß – ein Markenzeichen der Festspiele, das bis heute das Programm prägt. Dabei werden neben Orchester- und Kammermusik sowie Solokonzerten auch Alte und Neue Musik, Weltmusik, Jazz, Pop, Rock und Tanz geboten. Höhepunkte waren etwa die Auftritte von Eric Clapton (2919) und Sting (2024) im Rahmen der Musikfestspiele. Die seit der Gründung bestehende Tradition des jährlich wechselnden Festspielmottos wird bis heute fortgeführt.[3] Ein Rekord wurde 2003 mit 150.000 Besuchern aufgestellt.[1] Im Jahr 2024 besuchten 65.000 Gäste die 60 Veranstaltungen an 24 Spielstätten. Mit Ticketeinnahmen in Höhe von 2 Millionen Euro bei einer Auslastung von 93 Prozent verzeichneten die Dresdner Musikfestspiele 2024 ihren erfolgreichsten Jahrgang.
Mit der Reihe der „Palastkonzerte“ starteten 2017/18 im neuen Konzertsaal im Kulturpalast Gastspiele hochkarätiger Künstler auch außerhalb der regulären Festivalzeit. Zudem haben die Musikfestspiele mit dem 2012 ins Leben gerufenen Dresdner Festspielorchester einen eigenen Klangkörper, der Experten für historische Aufführungspraxis aus führenden Alte-Musik-Ensembles in ganz Europa vereint, und als Botschafter der Festspiele weltweit tourt. Von 2023 bis 2026 erarbeitet das Projekt „The Wagner Cycles“ unter dem Dach der Festspiele eine historische informierte Aufführungsreihe von Richard Wagners Ring des Nibelungen unter der musikalischen Leitung von Kent Nagano. Geplant ist darüber hinaus die Einrichtung einer Richard-Wagner-Akademie als international ausgerichtetes Kompetenzzentrum für romantische Orchester- und Opernpraxis des 19. Jahrhunderts. Für das Vorhaben wurde im Herbst 2024 eine Zuwendung in Höhe von 15 Millionen Euro aus dem Förderprogramm „KulturInvest“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) bewilligt.[4] 2018 wurde den Dresdner Musikfestspielen mit ihrem Intendanten Jan Vogler der Europäische Kulturpreis Taurus verliehen.
Intendanten
Seit der Saison 2009 ist der Cellist Jan Vogler Intendant der Dresdner Musikfestspiele, der dem Festival neue Impulse gegeben hat. Seine Vorgänger waren Hartmut Haenchen (2002–2008), Torsten Mosgraber (interim/2001–2002), Michael Hampe (1993–2000), Mattis Dänhardt (1991–1992) und Winfried Höntsch (1977–1991). Stellvertretender Intendant und Geschäftsführer mit künstlerischen Befugnissen war von 1994 bis 2012 der studierte Jurist und Betriebswirt, Kim Ry Andersen vom Dänischen Kultusministerium und Königlichen Theater Kopenhagen.[5] Als Verwaltungsdirektoren mit stellvertretender Intendanz folgten: Markus Lutz (2012–2015), Kulturmanager und Wirtschaftsjurist; Christian Eckhardt (2016–2020), Betriebswirt, sowie Ulrike Jessel (ab 2020), Kulturmanagerin.
Die Themen der Musikfestspiele seit ihrer Gründung
- 2025 Liebe
- 2024 Horizonte
- 2023 Schwarzweiß
- 2022 Zauber
- 2021 Dialoge
- 2020 Inspiration Natur
- 2019 Visionen
- 2018 Spiegel
- 2017 Licht
- 2016 Zeit
- 2015 Feuer Eis
- 2014 Die Goldenen 20er
- 2013 Empire
- 2012 Herz Europas
- 2011 Fünf Elemente
- 2010 Russlandia
- 2009 Neue Welt
- 2008 Utopia
- 2007 Landschaften
- 2006 Glauben – Verständnis, Toleranz, Kritik
- 2005 Lust am Fremden
- 2004 Sagenhaftes
- 2003 Wagner & Wolf
- 2002 Sehnsucht und Abschied
- 2001 Aufbruch
- 2000 Barock & Jazz
- 1999 España
- 1998 Die Macht der Musik
- 1997 Italiener in Elbflorenz
- 1996 Aufklärung – Traum der Vernunft
- 1995 Apokalypse
- 1994 Sachsens Glanz – Das Augusteische Zeitalter
- 1993 Tanzpodium
- 1992 Oper in Dresden – Kunst für Europa
- 1991 Das Erbe Mozarts in Dresden
- 1990 Russische Klassik – Sowjetische Moderne
- 1989 Vier Jahrzehnte sozialistische Musikkultur
- 1988 Verdi und Wagner in Dresden
- 1987 Die italienische Oper in Dresden
- 1986 Carl Maria von Weber und der Gedanke der Nationaloper
- 1985 Semperoper – Tradition und Gegenwart
- 1984 Begegnungen mit Tanz
- 1983 Dresdner Operntraditionen
- 1982 Musiktheater für Kinder
- 1981 Mozart als Musikdramatiker
- 1980 Tanztheater heute
- 1979 Oper des 20. Jahrhunderts
- 1978 Kammeroper
Festspielpreis
Von 2004 bis 2021 wurde zusammen mit der Uhrenmanufaktur Glashütte Original der mit 25.000 Euro dotierte Glashütte Original MusikFestspielPreis verliehen. Geehrt wurden Persönlichkeiten aus der Musikwelt, die sich um die Förderung von Nachwuchsmusikern oder der Vermittlung von klassischer Musik verdient gemacht haben. Von 2004 bis 2009 wurde der Preis noch unter dem Namen SAECULUM verliehen.
Preisträger
- 2004 Kurt Masur
- 2005 John Neumeier
- 2006 Joachim Herz
- 2007 Gidon Kremer
- 2008 Christa Ludwig
- 2009 Gustavo Dudamel
- 2010 Valery Gergiev
- 2011 Berliner Philharmoniker und deren Chefdirigent Sir Simon Rattle
- 2012 Hélène Grimaud
- 2013 Thomas Quasthoff
- 2014 Hilary Hahn
- 2015 Mariza
- 2016 Andris Nelsons
- 2017 Steven Isserlis
- 2018 Joyce DiDonato
- 2019 Joshua Bell
- 2020 Barbara Hannigan
- 2021 John Adams
Weblinks
Einzelnachweise
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