Amt Lehnin (1542–1872)

Verwaltungseinheit im Kurfürstentum Brandenburg und im Königreich Preußen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Das Amt Lehnin war ein kurfürstlich-brandenburgisches, später königlich-preußisches Domänenamt, das 1542 beziehungsweise 1543 aus dem Kernbesitz des säkularisierten Klosters Lehnin, in der Zauche und im Havelland gelegen, gebildet wurde. Die zugehörigen Orte liegen heute im Landkreis Potsdam-Mittelmark und im Landkreis Havelland (Brandenburg). Das Amt Lehnin wurde 1872 aufgelöst. Bereits 1768 waren die zwei havelländischen Orte Gohlitz und Wachow dem Amt Nauen in Berge zugeordnet worden, 1809 und 1818 kamen weitere Teile des Amtes an das Amt Potsdam. Nach 1817 war der Amtssitz nach Brandenburg an der Havel verlegt worden.

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Amtshaus Lehnin

Geschichte

Das Kloster Lehnin erhielt bei seiner Gründung 1180 neben der Klosterstätte selber und den Gewässern der direkten Umgebung fünf Dörfer Göritz, Rädel, Cistecal, Schwina und Kolpin (ohne den Kolpinsee) zur Grundausstattung sowie zwei Drittel von Götz, je eine Wiese bei Deetz und Wida und eine jährliche Abgabe in Höhe von Winscheffel aus dem Salzzoll zu Brandenburg. Schon 1183 ergänzte Otto I. die Grundausstattung mit dem Dorf Wendisch-Tornow und zwei Seen (bei Göritz und bei Rädel), 1191 kam das Dorf Trechwitz hinzu. Das Kloster nahm im 13. und 14. Jahrhundert einen fulminanten Aufstieg und war um 1530 zum größten Grundbesitzer unter allen märkischen Klöstern aufgestiegen.

Bei seiner Aufhebung 1542 gehörte zum Territorium des Klosters das Städtchen Werder, 39 Dörfer und 54 Seen sowie einige Mühlen, Feldmarken wüster Dörfer, Wirtschaftshöfe, Waldungen und einzelne Objekte. Dieser Besitz wurde in den folgenden Jahren umstrukturiert. Der große Besitzkomplex des Klosters um Wandlitz im Barnim kam zum Amt Mühlenbeck. Anderer Streubesitz wurde verkauft, weiterverliehen oder vereignet. Im Januar 1543 überließ Kurfürst Joachim II. das dem Kloster gehörende Haus in der Neustadt Brandenburg seinem Rat Joachim von Bredow. Im April 1547 übereignete Kurfürst Joachim II. die Lehenshoheit des Klosters über den Besitz der v. Barby zu Loburg dem Domkapitel in Magdeburg. 1548 wurde ein Inventar der Kirchengeräte des Klosters Lehnin aufgestellt, die 1553 verkauft wurden.

Aus dem Kernbesitz des Klosters in der Zauche um das Kloster herum und dem kleinen Besitz im Havelland wurde das Amt Lehnin als landesherrlicher Besitz gebildet; erster Amtshauptmann war Michael Happe. Folgende Orte gehörten dazu:

Das Amt Lehnin war 1804 noch Domänenamt. Ab 1817 wird als Rentamt bezeichnet, d. h. der Beamte betrieb keine Eigenwirtschaft mehr, sondern zog nur noch die Grund- und sonstigen Renten ein. Teile des Amtsbesitzes kamen bereits 1809 zum Amt Potsdam. Weitere Teile des Amt Lehnin (1817 mit immerhin noch acht Dörfern und weiteren acht Etablissements, Forsthäusern und sonstigen Einzelhäusern) wurde 1818 mit dem Amt Potsdam vereinigt. Das Amt Potsdam hatte seinen Sitz in Bornim. Der letzte Rest der Amtsbesitzungen wurde 1872 aufgelöst.

1817 gehörten noch zum Amt Lehnin: Bochow, Damelang (und ein Teerofen bei D.), Damsdorf, Deetz, Derwitz, Emstal (Schwiena), Freienthal, Göhlsdorf, Götz, Kaltenhausen (Teilbesitz), Krielow, Leest, Michelsdorf, Nahmitz, Netzen, Phöben, Rädel und Schmergow[1].

Bereits seit 1828 entwickelte sich aus dem Domänenbesitz des Amtes ein Gutsbereich, zunächst zweigeteilt und zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig immatrikuliert, noch nicht als amtlich kreistagsfähiges Rittergut anerkannt. Die Nachfolge des alten Klosterbesitzes unmittelbar bei Lehnin befand sich 1856 zweigeteilt in der Hand der uradeligen Familie von Loebell und im Eigentum des Legationssekretärs Uebel.[2] Alleiniger Besitzer wurde nachfolgend Kommerzienrat M. J. Cohn. Er beließ alles in Pacht an Ober-Amtmann Köber.[3] Cohn übernahm vor Ort die Pflichten eines Patrons.[4] Später wurde das Rittergut samt Ziegelei versteigert.[5] Damit endete die Historie des Amtes Lehnin, respektive die Geschichte der einstigen Gemarkung des Amtsbereiches.

Amtsleute

Liste der bisher bekannten Amtsleute (nach der Denkmaltopographie, S. 321.):

Literatur

  • Friedrich Beck, Lieselott Enders, Heinz Braun (unter Mitarbeit von Margot Beck, Barbara Merker): Behörden und Institutionen in den Territorien Kurmark, Neumark, Niederlausitz bis 1808/16. in: Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam, Teil 1, Schriftenreihe: Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs (Staatsarchiv Potsdam), Band 4, Böhlau, Weimar 1964. ISSN 0435-5946
  • Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg : für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 2: Die Mittelmark und Uckermark enthaltend. Maurer, Berlin 1805, Online
  • Marie-Luise Buchinger und Marcus Cante: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Denkmale in Brandenburg Landkreis Potsdam Mittelmark. Band 14.1: Nördliche Zauche. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2009. ISBN 978-3-88462-285-8.
  • Johann Georg Krünitz, Friedrich Jakob Floerken, Heinrich Gustav Flörke: Oeconomische Encyclopädie oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- u. Landwirthschaft. Band 70: Von Lehm bis Leib-Regiment. Berlin 1804, S. 314. Online
  • Adolph Friedrich Johann Riedel: Codex Diplomaticus Brandenburgensis A. Erster Haupttheil oder Urkundensammlung zur Geschichte der geistlichen Stiftungen, der adlichen Familien, so wie der Städte und Burgen der Mark Brandenburg, X. Band, Fortsetzung der mittelmärkische Urkunden. Schloß und Städtchen Plaue. Burg, Stadt und Kloster Ziesar, Kloster Leitzkau. Schloß Golzow und die Familie von Rochow. Kloster Lehnin. Vermischte Urkunden. G. Reimer, Berlin 1856. Online (im Folgenden abgekürzt CDB A XIII mit entsprechender Urkundennummer und Seitenzahl)
  • Peter R. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil V: Zauch-Belzig. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1977.
  • Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375. Brandenburgische Landbücher. Band 2. Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940
  • Berthold Schulze: Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte 1540–1800. Beiband zur Brandenburgischen Ämterkarte. in: Einzelschriften der Historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin, Band 7, Im Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1935.
  • Stephan Warnatsch: Geschichte des Klosters Lehnin 1180–1542. Band 1, Lukas-Verlag, Berlin 2000. ISBN 3-931836-45-2.

Einzelnachweise

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