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Computerattacke Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Denial-of-Service-Angriff (DoS-Angriff; englisch denial of service: für „Verweigerung des Dienstes“) bezeichnet in der Informationssicherheit einen Angriff auf das Schutzziel der Verfügbarkeit. Meist geschieht das durch Überlastung eines Rechnernetzes oder Netzwerkdienstes. Wird der Angriff von einer Vielzahl von Rechnern aus durchgeführt, spricht man von einem Distributed-Denial-of-Service-Angriff (DDoS-Angriff, deutsch wörtlich „verteilter Dienstverweigerungsangriff“). Ein verteilter Angriff ist wirkungsvoller und schwieriger abzuwehren als ein DoS-Angriff von einer einzelnen Quelle aus.
Wenn eine Überlastung mutwillig herbeigeführt wird, dann geschieht dies in der Regel mit der Absicht, einen Internetdienst funktionsunfähig zu machen. War dies ursprünglich vor allem eine Form von Protest oder Vandalismus, werden Denial-of-Service-Attacken mittlerweile von Cyber-Kriminellen als Dienstleistung angeboten (DDoS-Booter), um Konkurrenten zu schädigen. Ebenso werden Serverbetreiber zu einer Geldzahlung erpresst, damit ihr Internetangebot wieder erreichbar wird.[1]
Im Unterschied zu Angriffen auf andere IT-Schutzziele will der Angreifer beim DoS-Angriff normalerweise nicht in den Computer eindringen und benötigt deshalb keine Passwörter oder Ähnliches vom Zielrechner. Jedoch kann der Angriff Bestandteil eines anderen Angriffs auf ein System sein, zum Beispiel bei folgenden Szenarien:
Ein DoS-Angriff überlastet eine knappe Ressource eines IT-Systems wie beispielsweise den Internetzugang, die CPU oder den Arbeitsspeicher, damit das überlastete System auf Anfragen nicht oder nur sehr langsam antwortet. Im einfachsten Fall geschieht dies durch das Senden vieler Anfragen an das angegriffene Ziel. So werden beispielsweise beim SYN-Flooding viele TCP-Verbindungsanfragen an einen Server gesendet, um dessen Zustandstabelle zu füllen, damit der Server keine neuen Verbindungen mehr entgegennehmen kann. Slowloris hält möglichst viele Verbindungen zu einem Webserver offen, um dessen Ressourcen zu belegen. Um die Effizienz des Angriffs zu steigern, werden, wenn möglich, Programmfehler oder Sicherheitsschwächen ausgenutzt. So wird beispielsweise bei WinNuke oder Ping of Death das Betriebssystem mit einem einzelnen Datenpaket, bei der Teardrop-Attacke mit mehreren Paketen, zum Absturz gebracht. Die Land-Attacke nutzt einen Programmfehler aus, um die CPU voll auszulasten, sodass das System nicht mehr reagiert.
Ohne Ausnutzung eines Programmfehlers muss der Angreifer in erheblichen Maße eigene Ressourcen einsetzen, um das Angriffsziel zu überlasten. Um das zu erreichen, werden Angriffe meist von vielen verteilten Quellsystemen durchgeführt (DDoS-Angriff). Der Angreifer kann hierbei auf Botnetze zurückgreifen, um sich fremde Ressourcen zu eigen zu machen (Abschnitt #DDoS und Botnetze). Um die Bandbreite von netzwerklastiven DDoS-Angriffen zu erhöhen, werden Verstärkungsangriffe durchgeführt. Hierbei werden Internetdienste von Dritten missbraucht, um die vom Angreifer eingesetzte Bandbreite zu multiplizieren (Abschnitt #Distributed-Reflected-Denial-of-Service-Angriff).
Eine besondere Form stellt der Distributed-Reflected-Denial-of-Service-Angriff (DRDoS-Angriff) dar. Hierbei adressiert der Angreifer seine Datenpakete nicht direkt an das Opfer, sondern an regulär arbeitende Internetdienste, trägt jedoch als Absenderadresse die des Opfers ein (IP-Spoofing). Die Antworten auf diese Anfragen stellen dann für das Opfer den eigentlichen DoS-Angriff dar. Durch diese Vorgehensweise ist der Ursprung des Angriffs für den Angegriffenen nicht mehr direkt ermittelbar, da die Absenderadresse beim Opfer die Adresse vom regulären arbeitenden Internetdienst darstellt.
Ein Beispiel für einen solchen Angriff ist die auf dem User Datagram Protocol (UDP) basierende DNS Amplification Attack, bei der das Domain Name System als Reflektor missbraucht wird. Der dabei auftretende „Verstärkungsfaktor“ (englisch amplification factor) beschreibt das Verhältnis der Paketgröße vom Reflektor zu der Paketgröße, welcher der Angreifer zu Auslösung dieser Antwort an den regulären Internetdienst schicken muss.
Ist dieser Verstärkungsfaktor größer 1 muss der Angreifer weniger Datenvolumen erzeugen als beim eigentlichen angegriffenen System durch die Antworten des Reflektorsystems zustande kommt. Für den Angreifer ist daher ein möglichst großer Verstärkungsfaktor am Reflektor vorteilhaft. Der konkrete Verstärkerfaktor ergibt sich durch die Definition des ausgenutzten Protokolls und dessen Eigenschaften. In folgender Tabelle sind einige, auf UDP basierende Verstärkerfaktoren für DRDoS-Angriffe zusammengefasst:
Protokoll | Erzielbarer Verstärkungsfaktor | Hinweise |
---|---|---|
MiCollab | 2,2 Milliarden[2] | VoIP-Telefonsystem von der Firma Mitel; behoben in R9.4 SP1 FP1[3] |
Memcached | 50.000 | Behoben in version 1.5.6[4] |
NTP | 556,9 | Behoben in version 4.2.7p26[5] |
CHARGEN | 358,8 | Character Generator Protocol, UDP-Port 19 |
DNS | bis zu 179[6] | |
QOTD | 140,3 | Quote of the Day, UDP-Port 17 |
Quake Network Protocol | 63,9 | Behoben ab Version 71 |
BitTorrent | 4 - 54,3[7] | Behoben in der Bibliothek libuTP seit 2015 |
CoAP | 10 - 50 | |
ARMS | 33,5 | |
SSDP | 30,8 | |
Kad | 16,3 | P2P Netzwerk basierend auf Kademlia |
SNMPv2 | 6,3 | |
Steam Protocol | 5,5 | |
NetBIOS | 3,8 | |
STUN | 2,38[8] |
Weitere bekannte Methoden sind der Smurf- und der Fraggle-Angriff, bei denen ein Paket mit der IP-Adresse des Opfers als Absender an die Broadcast-Adresse eines Netzwerks gesendet wird. Das bewirkt, dass das Paket um die Anzahl der Geräte im Netzwerk vervielfacht und an das Opfer zurückgeschickt wird.
E-Mail-Backscatter wird eingesetzt, um nach einem ähnlichen Verfahren das E-Mail-Postfach eines Opfers zu füllen.
Mutwillige DDoS-Angriffe werden oft (aber nicht ausschließlich, siehe DDoS als Protestaktion) mit Hilfe von Backdoor-Programmen oder Ähnlichem durchgeführt. Diese Backdoor-Programme werden in der Regel von Trojanern auf nicht ausreichend geschützten Rechnern installiert und versuchen selbstständig, weitere Rechner im Netzwerk zu infizieren, um so ein Botnetz aufzubauen. Je größer das Botnetz, desto wahrscheinlicher ist, dass der Angriff selbst gegen gut geschützte Systeme durchdringt. Die Steuerung des Angriffs erfolgt über IRC, HTTP oder mittels eines Peer-to-Peer-Netzes.
Mit zunehmender Bedeutung des Internets der Dinge werden für DDoS-Angriffe auch Geräte missbraucht, die auf den ersten Blick harmlos wirken: Internet-fähige Fernsehrekorder, Set-Top-Boxen, Fernseher, Überwachungskameras oder Uhren. Die Geräte werden oft mit Standard-Passwörtern ausgeliefert und ihre Firmware selten aktualisiert, was sie zu attraktiven Zielen für automatisierte Angriffe aus dem Internet macht.[9] Einmal infiziert, können sie ähnlich wie Rechner eines Botnetzes orchestriert werden.
DDoS-Angriffe sind als Form des Protests populär geworden. Einfach zu bedienende Werkzeuge wie zum Beispiel die Low Orbit Ion Cannon ermöglichen es auch nicht computerversierten Personen, den Betrieb fremder Computer, Websites und Dienste mit Denial-of-Service-Angriffen zu stören.
Befürworter dieser Form des Protestes argumentieren, dass bei Online-Demonstrationen die Protestierenden nur ihre eigenen Ressourcen verwenden und deren Aktionen somit weder das Tatbestandsmerkmal der Gewalt noch eine Drohung mit einem empfindlichen Übel aufweisen. Daher sei diese politische von der wirtschaftlich motivierten Form des DDoS zu unterscheiden.[10]
In Deutschland ist bereits der Versuch der Störung als Computersabotage strafbar, siehe dazu Abschnitt Rechtliche Situation.
Auch Staaten nutzten DDoS-Attacken, um unliebsame Websites, zumindest vorübergehend, lahmzulegen. Die Volksrepublik China hat dazu die sogenannte Great Cannon of China erstellt und greift Websites an, die Tools anbieten, um die Great Firewall zu umgehen.
DDoS-Angriffe finden regelmäßig im Internet statt. Im Folgenden werden einige bekannte Beispiele aufgeführt.
Das Content Delivery Network Akamai stellte eine Steigerung der Angriffe vom vierten Quartal 2013 zum ersten Quartal 2014 um 39 % fest, zum Vorjahresquartal sind es 47 %. Der Sicherheitsspezialist Imperva berichtet, dass ein Drittel aller Netzwerk-DDoS-Ereignisse ein Volumen von mehr als 10 Gbit/s haben. „Diese Angriffe werden von Jahr zu Jahr aggressiver und umgehen DDoS-Schutzmaßnahmen.“[24] Zweck solcher Angriffe sind meist Erpressung, Schädigung eines Konkurrenten oder Infiltration des Zielsystems. Es gibt über Stunden gehende Angriffe mit 180 Gbit/s, die selbst Providernetze überfordern. Manche Angreifer geben sich als Suchmaschinen-Bots aus. Mehr als ein Viertel der angreifenden Bot-Netze befinden sich in China, Indien und dem Irak.[25]
Führt der sprunghafte Anstieg von Seitenabrufen an eine bisher nur gering frequentierte Website aufgrund der Berichterstattung in einem publikumswirksamen Medium zu deren Überlastung und damit zur Einschränkung der Verfügbarkeit, wird das im Netzjargon auch „Slashdot-Effekt“ genannt und scherzhaft mit einem DDoS-Angriff verglichen.[26] Ein weiteres bekanntes Beispiel dafür im deutschsprachigen Raum ist die IT-Nachrichtenseite heise online und der dort gelegentlich auftretende „Heise-Effekt“.[27] Bei anderen populären Websites wie Twitter oder Reddit kann der Effekt ebenfalls beobachtet werden.
Führt das eigene Handeln eines Diensteanbieters zu einer Überlastung, spricht man dabei von einem Attack of Self-Denial.
Gegenmaßnahmen richten sich entweder an das potentielle Einzelopfer eines DDoS-Angriffs oder an die Allgemeinheit im Internet zur Prävention von bestimmten Formen von DDoS-Angriffen.
Auf dem Schwarzmarkt gibt es Dienstleister, die DDoS gegen Bezahlung anbieten. Da diese für einen Teil der Angriffe verantwortlich sind, versuchen Strafverfolger gegen diese vorzugehen, ähnlich wie auf anderen illegalen Märkten:
Angriffe mit breiten Auswirkungen haben sich zwischen 2015 und 2016 nahezu verdoppelt. Vor allem unsichere IoT-Geräte stellen eine zunehmende Gefahr dar. Ein Mirai-Ableger sorgte 2016 für eine Großstörung im Netz der Deutschen Telekom. Im selben Jahr gab es breit angelegte Attacken auf die Webseiten der Kandidaten im US-Präsidentschaftswahlkampf sowie einen Angriff auf den DNS-Dienstleister Dyn, durch den ein Wochenende lang unter anderem Twitter, Netflix und Spotify nicht erreichbar waren.[39]
Das World Wide Web Consortium erfuhr vom 28. Februar bis 2. März 2022 schwere Störungen durch wiederholte DDoS-Attacken, wobei die Zuordnung zum Angriff auf die Ukraine nicht eindeutig dokumentiert ist.[40]
Die zunehmende Vernetzung von immer mehr Geräten stellt neue Herausforderungen an die IT-Sicherheit. Das Prinzip „Security by Design“, wonach IT-Sicherheit bei der Soft- und Hardwareentwicklung vom Anfang an berücksichtigt wird, kann hier Abhilfe schaffen. Auch die Installation von Sicherheitsupdates, um Sicherheitslücken rechtzeitig zu schließen, ist eine wichtige Komponente.
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