Remove ads
deutscher Boxer Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dirk Schäfer (* 4. September 1961 in Halberstadt) ist ein ehemaliger deutscher Boxer des SC Traktor Schwerin und zweimaliger DDR-Meister (1980 und 1981). Seine sportliche Laufbahn wurde durch geheimpolizeiliche Zersetzung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR beendet. Er ist seit 1985 Straßenmusiker in Schwerin und eines der bekanntesten Gesichter der Stadt.
Schäfer wurde 1961 in Halberstadt (Bezirk Magdeburg) geboren und begann bereits im Kindesalter im Jahr 1966 mit dem Boxtraining – unter der Anleitung seines Vaters, Dieter Schäfer, der ein früherer Boxer und Trainer war. 1976 zog er mit der Familie nach Schwerin. Ab seinem 15. Lebensjahr besuchte Dirk Schäfer die dortige Kinder- und Jugendsportschule (KJS). Er trainierte beim SC Traktor Schwerin, einem der führenden Boxvereine der DDR. Bei den DDR-Meisterschaften gewann er 1979 die Bronzemedaille im Fliegengewicht (bis 51 kg), 1980 und 1981 die Goldmedaille im Bantamgewicht (bis 54 kg). Laut Tagesspiegel war er „einer der besten Boxer des Landes“.[1]
Schäfer geriet in Konflikt mit dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR. Er habe eine kritische Haltung gegenüber der DDR-Führung gezeigt („provokatorisch und die gesellschaftliche Entwicklung in der DDR negierend“), sich mit „negativen und asozialen Personen“ umgeben und wiederholt an „Jazzkonzerten und Gesprächsrunden in kirchlichen Einrichtungen“ teilgenommen, so die Vorwürfe des MfS. Es wurde ein Maßnahmenplan im Sportbereich und Freizeitbereich aufgestellt, und fünf oder mehr inoffizielle Mitarbeiter (IM) und weitere Spitzel auf ihn angesetzt. Darunter waren bekannte Persönlichkeiten aus seinem sportlichen Umfeld wie sein Trainer Fritz Sdunek (Deckname IMS „Frank“) und Richard Nowakowski (IMS „Anton“). Sdunek gab bei der Stasi in einem der Berichte an, dass Schäfer „idiotisch und überspitzt denken“ würde.[2] Schäfer sagte in der Rückschau, dass er von der Überwachung und den geheimpolizeilichen Maßnahmen nichts mitbekommen habe.[3] Seine Teilnahme an der WM 1982 in München wurde verhindert. Als er sich weigerte, trotz Verletzung im Trainingslager der DDR-Auswahl als Sparringspartner eingesetzt zu werden, wurde er 1982 aus seinem Klub verbannt und „in Unehren“ ausdelegiert. Schäfer durfte nie wieder für die DDR boxen.[4] Nach Einschätzung von Anne Drescher, Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, sei Dirk Schäfer „kein Einzelfall“ gewesen, aber „ein Fall mit bitterem Ausgang“.[2]
Im Jahr 1983 wurde er zur NVA eingezogen und während dieser Zeit wegen Befehlsverweigerung zu einer Haftstrafe verurteilt.[5] Im Anschluss war er unter anderem als Bühnentechniker am Mecklenburgischen Staatstheater tätig.[6] Seit 1985 ist er Straßenmusiker und heute eines der „bekanntesten Gesichter“ (Ostsee-Zeitung) der Landeshauptstadt Schwerin.[7] Sein Schicksal wurde 2017 in der NDR-Dokumentation „Der Blues des Boxers – Staatssicherheit im Sport“ thematisiert.
Schäfer ist verheiratet, hat Kinder aus einer früheren Ehe und mehrere Enkel.[5]
Schäfer reist mit einem Wohnmobil, auf dessen Tür der folgende Schriftzug angebracht ist: „Siegen kann jeder.“[2]
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.