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Ortsteil von Rheinau, Baden-Württemberg, Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Diersheim ist ein Ortsteil der Stadt Rheinau.
Diersheim Stadt Rheinau | |
---|---|
Koordinaten: | 48° 39′ N, 7° 53′ O |
Höhe: | 130 m |
Fläche: | 7,08 km² |
Einwohner: | 1063 (31. Dez. 2013)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 150 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1974 |
Eingemeindet nach: | Rheinbischofsheim |
Postleitzahl: | 77866 |
Vorwahl: | 07844 |
Lage von Diersheim in Rheinau |
La Wantzenau | La Wantzenau | Freistett |
La Wantzenau | Rheinbischofsheim | |
Honau und Leutesheim | Linx | Hohbühn |
Im Westen grenzt die Gemarkung auf 1,3 Kilometer an den Rhein, der die Grenze zu Frankreich bildet. Jenseits des Flusses liegen die elsässischen Gemeinden La Wantzenau (westlich) und Kilstett (nordwestlich). Nachbarsiedlungen auf deutscher Seite sind die Rheinauer Ortsteile Freistett (nordöstlich), Rheinbischofsheim (östlich), Linx (südlich), der zu Linx gehörende Weiler Hohbühn (südöstlich) und Honau (südwestlich); weiter der zu Kehl gehörende Stadtteil Leutesheim (südwestlich) mit der gemeinsamen Grenze am Mühlbach.
Eine suebische Begräbnisstätte im Gewann Oberfeld, die 48 Urnen- und Brandgrubengräber umfasst, belegt, dass sich auf Diersheimer Gemarkung bereits in der Römerzeit Germanen niedergelassen haben. Etliche Grabbeilagen, insbesondere Fundstücke aus Keramik, weisen auf einen regen Handel mit den römischen Nachbarn hin. Durch die Umgebung verlief damals eine bedeutende Römerstraße, die Argentorate, die das heutige Straßburg, mit Aquae (Baden-Baden) verband. Außerdem wurde der Rhein von den Römern als wichtige Achse des Güterverkehrs genutzt. In räumlicher Nähe zu Diersheim wurden kleinere römische Siedlungen bei Helmlingen und Auenheim nachgewiesen. Hinweise auf eine suebische Landnahme fehlen allerdings andernorts bislang in Rheinau und umliegenden Gemeinden.[2]
Die älteste erhaltene Erwähnung von Diersheim stammt von 1241 im Zusammenhang mit der Brigittenkirche. Das Dorf Diersheim lag im Amt Lichtenau der Herrschaft Lichtenberg.[3] Es war ein Lehen des Bischofs von Straßburg[4], die Erstbelehnung erfolgte vermutlich 1274.[5] 1335 nahmen die mittlere und die jüngere Linie des Hauses Lichtenberg eine Landesteilung vor. Dabei fiel das Amt Lichtenau – und damit Diersheim – an Ludwig III. von Lichtenberg, der die jüngere Linie des Hauses begründete.[6]
Anna von Lichtenberg (* 1442; † 1474) war als Tochter Ludwigs V. von Lichtenberg (* 1417; † 1474) eine von zwei Erbtöchtern mit Ansprüchen auf die Herrschaft Lichtenberg. Sie heiratete 1458 den Grafen Philipp I. den Älteren von Hanau-Babenhausen (* 1417; † 1480), der eine kleine Sekundogenitur aus dem Bestand der Grafschaft Hanau erhalten hatte, um sie heiraten zu können. Durch die Heirat entstand die Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Nach dem Tod des letzten Lichtenbergers, Jakob von Lichtenberg, eines Onkels von Anna, erhielt Philipp I. d. Ä. 1480 die Hälfte der Herrschaft Lichtenberg. Die andere Hälfte gelangte an seinen Schwager, Simon IV. Wecker von Zweibrücken-Bitsch. Das Amt Lichtenau gehörte zu dem Teil von Hanau-Lichtenberg, den die Nachkommen von Philipp und Anna erbten.
Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III. 1736, fiel das Erbe – und damit auch das Amt Lichtenau mit Diersheim – an den Sohn seiner einzigen Tochter, Charlotte von Hanau-Lichtenberg, Landgraf Ludwig (IX.) von Hessen-Darmstadt.
Während der Schlacht bei Diersheim 1797 siegten französische Truppen über die Österreicher. Dabei wurde der Ort schwer in Mitleidenschaft gezogen. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss wurde das Amt und das Dorf Diersheim 1803 dem neu gebildeten Kurfürstentum Baden zugeordnet.
Bis einschließlich 31. Dezember 1973 war Diersheim eine selbstständige Gemeinde. Die am 26. März 1968 angestoßene baden-württembergische Verwaltungsreform stieß in Diersheim anfänglich auf wenig Resonanz. Das am 16. Juni 1970 vom Land verabschiedete „Zweite Gesetz zur Stärkung der Verwaltungskraft der Gemeinden“ führte zu Verhandlungen zwischen den Gemeinderäten von Diersheim und Rheinbischofsheim. Am 20. Juni 1973 wurde eine Verwaltungsgemeinschaft zum Jahresende besiegelt. Diersheim konnte einen Investitionsbeivertrag aushandeln. Am 1. Januar 1974 wurde nach bilateralen Verhandlungen einvernehmlich die Eingemeindung von Diersheim nach Rheinbischofsheim besiegelt. Infolge mehrfacher Intervention seitens verschiedener Landtagsabgeordneter beschlossen die Gemeinden Rheinbischofsheim und Freistett in zähen Verhandlungen die Fusion zur Stadt Rheinau, die am 1. Januar 1975 vollzogen wurde.[7][8]
Zeitgleich fand auch eine Reform auf Landkreisebene statt. Infolgedessen wurde der Landkreis Kehl, dem Diersheim bis zuletzt angehörte, am 1. Januar 1973 aufgelöst. Dadurch gelangte Diersheim zum neugebildeten Ortenaukreis.
Erstmals wurde in Diersheim ein Sakralbau 1241 urkundlich erwähnt. Er war der irischen Heiligen Brigida von Kildare geweiht. Das deutet stark darauf hin, dass die Kapelle von Mönchen aus dem benachbarten Honau gegründet wurde, denn diese stammten überwiegend aus Irland. Die Brigittenkapelle befand sich im Fischereck. 1440 taucht Diersheim erstmals in Dokumenten als eigenständige von Honau losgetrennte Pfarrei auf.[9]
Graf Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg (1514–1590) führte nach seinem Regierungsantritt 1538 die Reformation in seiner Grafschaft konsequent durch, die nun lutherisch wurde. 1585 wird Diersheim als Filiale vom Kirchenspiel Rheinbischofsheim urkundlich aufgeführt, hatte also zwischenzeitlich die Eigenständigkeit verloren. 1731 erhielt die Pfarrgemeinde Diersheim, da die Einwohnerzahl auf etwa 350 gestiegen war, erneut die Unabhängigkeit. Die zu klein gewordene Brigittenkapelle wurde durch die Dreifaltigkeitskirche ersetzt, die bis heute besteht.[10]
1999 büßte die Diersheimer Kirchengemeinde erneut die Eigenständigkeit ein. Mit den Nachbardörfern Linx, Hohbühn, Holzhausen und Honau muss man sich aufgrund von Sparmaßnahmen seitens der Evangelischen Landeskirche in Baden eine Pfarrstelle teilen. Seither hat der bzw. die Geistliche in Linx ihren bzw. seinen Wohnsitz.
Durch Zuzug und Heirat leben mittlerweile etliche Katholiken in Diersheim, die von der Katholischen Kirchengemeinde Hanauerland[11] betreut werden. Die nächstgelegene katholische Kirche befindet sich im Nachbarort Honau.
In Rheinau gilt die Ortschaftsverfassung. Das bedeutet, dass die Lokalpolitik in allen Stadtteilen (bis auf Freistett) vom Ortschaftsrat und einer Ortsvorsteherin bzw. einem Ortsvorsteher geprägt wird. Der Ortschaftsrat berät die Stadtverwaltung und hat ein Vorschlagsrecht in allen Angelegenheiten, die den Stadtteil betreffen. Der Gemeinderat muss bei seinen Entscheidungen in den wichtigen teilörtlichen Belangen die Mehrheitsmeinung des Ortschaftsrats angemessen berücksichtigen.
Die Mitglieder des Ortschaftsrats werden alle fünf Jahre von den Bürgern des jeweiligen Stadtteils gewählt. Zur Kommunalwahl am 26. Mai 2019 traten zwei Wählergruppen an: Freie Wählergemeinschaft (FWG) sowie Frauenliste Diersheim (FLD).
Folgende Ortschaftsräte wurden gewählt (geordnet nach der Zahl der Stimmen):
Auf die FWG kommen 58 % und auf die FLD 42 %. Die Wahlbeteiligung lag bei 66 %.[12]
In der Legislaturperiode Mai 2014 – Mai 2019 stellten die beiden Wählervereinigungen FLD und die CDU/FWG jeweils vier Ortschaftsräte. Seit 2009 hat Doris Bleß das Amt der Ortsvorsteherin inne und folgte Gerd Birsner in dieser Funktion.[13]
In Diersheim wurden in den letzten Jahren mehrere größere Dorffeste gefeiert.
Anlässlich des 750-jährigen Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung fand 1991 ein Fest statt, in dessen Mittelpunkt das Musical „Diersche forever“ stand, welches der Liedermacher und damalige Ortsvorsteher Gerd Birsner komponierte und inszenierte. Dieses Fest war Gegenstand einer Folge der SWR-Reihe Treffpunkt.
„Sagenhaft“, ein weiteres Musical aus der Feder von Gerd Birsner, wurde 1995 im Rahmen eines weiteren Sommerfestes am Diersheimer Rathaus uraufgeführt und greift auf die vielfältigen Sagen (siehe nächstes Kapitel) zurück.
Am 30. und 31. Juli 2016 begingen die Diersheimer das 775. Jubiläum unter dem Motto „Diersheim im Herzen Europas“. Sämtliche Vereine repräsentierten ein europäisches Land und boten Köstlichkeiten aus diesen Ländern in Zelten feil, die im Dorfzentrum aufgestellt waren. Das kulturelle Begleitprogramm verdeutlichte, was Diersheim anderen Kulturen verdankt:
Diersheim liegt an der Kreisstraße 5373. Es bestehen direkte Busverbindungen nach Bühl über Freistett und nach Kehl. Der Bahnhof Diersheim befand sich an der Bahnstrecke Kehl–Bühl, welche stillgelegt ist. Durch die räumliche Nähe zum Landkreis Rastatt und zur Agglomeration Straßburg liegt Diersheim im Übergangsbereich von der Tarifgemeinschaft Ortenau (TGO) zum Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) sowie zu den Stadtwerken des Stadtverband Straßburg (CTS) und profitiert deshalb von Sondertarifen. Unweit des Kieswerks befindet sich am Rhein eine Schiffsanlegestelle.
In Diersheim gibt es einen evangelischen Kindergarten. Die Grundschule befindet sich im Diersheimer Ortsteil Krütt. Der Schulbezirk umfasst außer Diersheim die Nachbardörfer Honau, Linx und Hohbühn sowie Leutesheimer Aussiedlerhöfe, die sich in der Nähe von Honau befinden.
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