Diazoplast

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Diazoplast

Diazoplast ist die Bezeichnung für ein Organell, das in Kieselalgen der Familie Rhopalodiaceae, insbesondere in den Gattungen Rhopalodia und Epithemia vorkommt.[1] Diazoplasten spielen – ebenso wie die Nitroplasten bei der Hapto­phyten-Familie Braarudosphaeraceae – eine entscheidende Rolle bei der Stickstofffixierung dieser Algen. Von diesem Prozess nahm man früher an, dass er ausschließlich bestimmten Bakterien und Archaeen vorbehalten ist.[2][3] Die Ent­deckung der Diazoplasten hat bedeutende Auswirkungen sowohl auf die Zellbiologie als auch auf die Agrar­wissen­schaft.

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LM-Aufnahmen von Epithemia pelagica UHM3200 in der Valvenansicht, b le­ben­de Zelle und c os­motisch ge­schock­te Zel­le mit Di­azo­plast (schwarze Pfeil­spitze).[A. 1] Balken 5 µm.
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LM-Aufnahmen von Epithemia catenata UHM3210 in Gürtelansicht (englisch girdle view), e le­ben­de Zellen und f os­motisch ge­schock­te Zel­le mit zwei Di­azo­plasten (schwarze Pfeil­spitzen).[A. 1] Balken 10 µm.

Diazoplasten und Nitroplasten wurden zunächst aufgrund ihrer annähernd kugelförmigen Gestalt als Sphäroidkörper (englisch spheroid bodies) bezeichnet.

Beschreibung

Zusammenfassung
Kontext
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Das Sphäroidkörper-Genom von Rhopalodia gibberula und Ver­gleich mit dem Sphäroidkörper-Genom von Epi­themia turgida
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Phylogenetische Multigen-Analyse der Diazoplasten und Nitro­plasten (Rhopalodiaceae- respektive Braarudosphaeraceae-Sphäroidkörper), sowie verwandter Cyanobakterien (2022).[1]
Sphäroidkörper der Rhopalodiaceae (Diazoplasten):
00EcSB – von Epithemia catenata
00EpSB – von E. pelagica
00EtSB – von E. turgida
00RgSB – Rhopalodia gibberula
Sphäroidkörper der Braarudosphaeraceae (Nitroplasten):
00UCYN-A [Ca. Atelocyanobacterium thalassae]
00UCYN-A – von Braarudosphaera bigelowii

Diazoplasten besitzen wie Nitro­plasten und (ge­wöhn­lich) Mito­chondrien und Chloro­plasten eine eigene DNA.[4][1]

Die phylogenetische Analyse des Di­azo­plasten-Ge­noms zeigte 2024 die nächste Ver­wandt­schaft zu einer an­de­ren N2-fixierenden symbiotischen Cyano­bakterien­art, Braarudo­sphaera bigelowii (als Phylo­typ auch UCYN-A und als Organell Nitroplast oder ebenfalls Sphäroidkörper genannt).[1] Wie diese Analysen 2014 und 2024 ergaben, stammen beide Organellen (Diazo­plasten der Rhopalodiaceae und Nitroplasten der Braarudo­sphaeraceae) von Cyano­bak­terien ab, die eng mit der Gattung Cyanothece verwandt sind.[5][6][4][1] Vergleichende phylo­gene­tische Analysen der 16S-rRNA-Gene und der Gene für die Stickstofffixierung (nifD) ergaben, dass das Genom der beider Typen von Sphäroidkörpern eng verwandt ist mit der freilebenden diazo­trophen Cyanobakterien-Art Crocosphaera sub­tro­pi­ca Mareš & J. R. Johansen (Stamm ATCC 51142)[A. 2][8][1] und der Art Zehria sp. KO68DGA (Stamm KO68DGA).[A. 3][1] Die beiden Symbionten sind auf ähnlichen, aber deutlich unterschiedlichen Pfaden der reduktiven Evolution aus solchen Cyanobakterien entstanden.[4][1]

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Charakterisierung der Diazoplasten (Sphäroidkörper) mariner Epithemia-Spezies. LM-Auf­nahmen von Sphäroidkörpern (Diazoplasten) des Stamms E. pelagica UHM3200 (EpSB) in (h,i,j) und des Stamms E. catenata UHM3210 (EcSB) in (k,l,m). Um die Diazoplaste frei­zu­setzen wur­den die Wirtszellen zerkleinert; Hellfeld in (h,k), Phycoerythrin-Fluoreszenz in (i,l) und Chloro­phyll-Fluores­zenz in (j,m). Pfeilspitzen zeigen auf die Diazoplasten. Zum Verglech jeweils links unten eine Einzelzellen von Synechococcus sp. WH7803 (Positiv­kontrolle). Wie zu sehen, be­sit­zen die Diazoplasten im Gegensatz zu WH7803 keines der beiden getesteten Pigmente (keine Photosynthese). Balken: 3 µm.

Anmerkungen

  1. Durch die osmotische Schockbehandlung wird der Inhalt der Wirtszelle zerstört und die Endosymbionten werden verdrängt
  2. Crocosphaera subtropica ATCC 51142 wurde früher provisorisch als Cyanothece sp. ATCC 51142 bezeichnet[7]
  3. Zehria sp. KO68DGA wurde früher als Gloeothece sp. KO68DGA bezeichnet.[9]

Literatur

Einzelnachweise

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