Deutsches Zweirad- und NSU-Museum
Museum in Neckarsulm Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Deutsche Zweirad- und NSU-Museum in Neckarsulm ist mit etwa 400 Ausstellungsstücken auf knapp 2000 m² Ausstellungsfläche und sechs Etagen eine der größten historischen Zweiradsammlungen dieser Art in Deutschland. Das 1956 eröffnete Museum ist das älteste Motorradmuseum Deutschlands und zeigt anhand einer Sammlung von 140 Motorradmarken und 45 Fahrradherstellern die Entwicklung des Zweirades von den Anfängen des Fahrrades über historische Motorräder bis hin zu modernen Rennmaschinen und Geschwindigkeitsrekordmaschinen. Es befindet sich im ehemaligen Deutschordensschloss. Das NSU-Museum dokumentiert die Geschichte der Marke NSU, die in Neckarsulm hergestellt wurde. Seit 2022 firmiert das Museum auch unter dem Namen Deutsches Motorradmuseum Neckarsulm.
In Neckarsulm stellte NSU als eine der ersten Firmen der Welt ab 1886 Fahrräder und ab 1901 Motorräder her. Deshalb lag die Idee nahe, in Neckarsulm ein Zweirad-Museum aufzubauen. Ein wichtiger Grund war außerdem die Zweiradkrise Mitte der 1950er Jahre. Für spätere Generationen sollte die Zweiradtechnik dokumentiert und überliefert werden. Mit Unterstützung von NSU und des Deutschen Museums München, vor allem seines Abteilungsleiters Max Rauck, wurde auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Hans Hoffmann im ehemaligen Deutschordensschloss das Deutsche Zweirad-Museum eingerichtet. Es wurde am Pfingstsamstag, dem 19. Mai 1956, feierlich eröffnet. Die Ausstellung umfasste damals rund 70 Exponate, die auf 600 m² präsentiert wurden. Im Jahre 1971 gab es die erste Sonderausstellung zum Thema Weltrekordfahrzeuge.
Die Ausstellungsfläche und die Anzahl der Exponate wurden seit der Eröffnung 1956 fortlaufend vergrößert. 1981 wurden 200 Ausstellungsstücke auf 900 m² gezeigt und 1984 wurde die Fläche nochmals auf 1200 m² erweitert. 1986 eröffnete die NSU-Abteilung, und das Museum erhielt seinen heutigen Namen: „Deutsches Zweirad- und NSU-Museum“. Ab 1989 erfolgte der Umbau des Museums. Dabei wurden die beiden historischen Gebäude Bandhaus und Amtshaus (Palas) durch ein modernes Stahlglas-Rampentreppenhaus verbunden. Das komplette Deutsche Zweirad- und NSU-Museum ist barrierefrei.
Seit 1991 beherbergt das Deutsche Zweirad- und NSU-Museum auf einer Fläche von knapp 2000 m² mit rund 400 Exponaten eine der größten Zweiradsammlungen Deutschlands und die größte öffentliche NSU-Sammlung der Welt. Mit 140 Motorradmarken bietet das Museum einen guten Überblick über die Geschichte der Mobilität auf zwei Rädern.
Das Deutsche Zweirad- und NSU-Museum unterteilt seine Sammlung in sechs Abteilungen:
An über 45 Modellen wird die Entwicklung des Fahrrades dokumentiert. Diese Abteilung beginnt mit den ersten Versuchen von Karl Drais, der 1817 seine zweirädrige Laufmaschine konstruierte. Der Franzose Pierre Michaux entwickelte diese Idee weiter, indem er die bisherige Laufmaschine mit einer Tretkurbel im Vorderrad ausstattete, welches das Zweirad in dauernder gleichmäßiger Bewegung hielt.
Diese Entwicklung des Fahrrades von der Drais’schen Laufmaschine über Hochräder der 1880er Jahre bis zu den ersten Niedersicherheitsfahrrädern kann anschaulich verfolgt werden. Weitere Kuriositäten, Entwicklungen unterschiedlichsten Antriebsformen (z. B. Kardanantrieb am Fahrrad) bis hin zu Rennmaschinen der Tour de France und Downhillmeisterrädern. Zusätzlich werden heutige Entwicklungen im E-Bike-Bereich präsentiert.
Im Treppenraum ergänzen erste Fahrräder mit Hilfsmotor vom Beginn des 20. Jahrhunderts die Geschichte der mobilen Entwicklung auf zwei Rädern.
Die Fahrradsammlung umfasst in Depot und Dauerausstellung aktuell 127 Fahrradmarken.
Die Motorradabteilung zeigt an über 140 nationalen und internationalen Marken einen Querschnitt über die gesamte Motorradgeschichte von 1885 bis heute. Gezeigt werden unter anderem viele Modelle von Herstellern wie: Adler, A.J.S., BMW, Benelli, Brough Superior, Cyclon, DKW, Douglas, Ducati, Hercules, Honda, Horex, Husqvarna, Gritzner Kayser, Kawasaki, Kreidler, Maico, Mars, Megola, Moto Guzzi, Moto Parilla, MV Agusta, MZ, Norton, Opel, Puch, Scott, Standard, Triumph, Victoria, Vincent, Wanderer, Windhoff, Yamaha oder Zündapp.
Ergänzt werden diese bekannten Namen durch Raritäten, zum Beispiel eine Megolapräsentation mit einer Renn-, einer Sport- und einer Straßenversion.
Der sogenannte „Reitwagen“ von Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach war das erste Zweirad mit Verbrennungsmotor, den sie 1885 in ein zweirädriges Holzgestell einbauten. Das Museum zeigt einen Nachbau dieses „Ur-Motorrades“. Zur selben Zeit hatte Carl Benz in Mannheim seinen dreirädrigen Motorwagen vorgeführt. In folgenden Jahren experimentierten die Brüder Heinrich und Wilhelm Hildebrand zusammen mit Alois Wolfmüller und dem Mechaniker Hans Geisenhof an motorgetriebenen Fahrzeugen. Sie konstruierten 1894 in München ein Zweirad mit Rohrrahmen, in das ein liegender Zweizylindermotor eingebaut war. Wolfmüller und Geisenhof erhielten für dieses Fahrzeug 1894 das Deutsche Reichspatent Nr. 78553, in dem erstmals der Name „Motorrad“ erwähnt wurde. Dies war das erste serienmäßig hergestellte Motorrad der Welt. Im Museum kann man das Original des Versuchsmodells – das sogenannte „Hildebrand und Wolfmüller“ – von 1894 und eines der ersten Serienmotorräder besichtigen.
Die weitere Entwicklung des Motorrads führte über die Stationen des 1901 gebauten „Neckarsulmer“ der NSU-Werke AG und des 1922 herausgebrachten Reichsfahrtmodell von DKW. Ausgestellt sind weiterhin sowohl Modelle fast vergessener Marken wie Cyklon, De Dion-Bouton oder Allright als auch Besonderheiten wie das Windhoff-Motorrad von 1928, eine Indian Four oder ein Nimbus-Motorrad, um nur einige wenige zu nennen. Mit über 140 Motorradmarken wird ein guter Überblick über die Entwicklung der Mobilität auf zwei Rädern präsentiert.
Des Weiteren sind eine Zündapp K800, die von der Wehrmacht genutzt wurde, eine BSA M20, die in der britischen Armee als Kradmeldermotorrad diente, oder das legendäre Kettenkrad HK 101 von NSU mit Opelmotor, zu sehen. Neben einer Standard Rex Sport von 1935, einer Sunbeam Modell 9 oder einer Dresch 500 von 1930 ist eines der besonderen Ausstellungsstücke eine Brough Superior 11.50 von 1939, die auch als „Rolls-Royce“ unter den Motorrädern bezeichnet wird und von Lawrence von Arabien gefahren wurde.
Weiterhin werden Motorräder der Nachkriegszeit präsentiert. Insbesondere sind hier Motorroller wie NSU Lambretta, Vespa, DKW Hobby oder Zündapp Bella zu sehen, die um eine Milchbar gruppiert sind. Neben deutschen Motorradmarken wie Adler, Horex, Triumph, Victoria, und Zündapp finden sich hier auch Motorräder italienischer Firmen – zum Beispiel Bianchi, Benelli und Ducati– und die wohl bekannteste amerikanische Firma Harley-Davidson. Auch viele japanische Motorradhersteller wie Kawasaki, Yamaha und Honda werden ausgestellt. Als besonders interessante Stücke in dieser Abteilung sind neben einer Wankel Van Veen (es wurden nur 38 gebaut) und einer Hercules Wankel 2000, mit dem innovativen Wankelmotor, eine BMW K 1200 S aus dem Jahr 2006.
Die originale „Captain America“-Harley-Davidson aus dem Film „Easy Rider“ mit Peter Fonda wurde 1968 gestohlen. Ein 1987 von Jim Leonard in den USA gefertigter Nachbau mit einigen Abweichungen ist seit Anfang der 1990er Jahre im Museum.
Eine Übersicht über die Modelle findet sich im digitalen Archiv der Homepage des Museums unter www.demomu.de.
Das NSU-Museum zeigt mit ausgewählten Exponaten die Entwicklung des ehemaligen Neckarsulmer Unternehmens. Im Untergeschoss befindet sich im Sandsteingewölbe des Deutschordensschlosses ein Überblick über die Geschichte des ehemaligen Weltmarktführers.
Das von Christian Schmidt und Heinrich Stoll gegründete Unternehmen, das 1880 nach Neckarsulm verlegt wurde, produzierte zunächst Strickmaschinen sowie ab 1886 Fahrräder und ab 1901 Motorräder. NSU wurde nach dem Zweiten Weltkrieg die größte Motorradfabrik der Welt. 1955 erreichte die Produktion mit 350.000 motorisierten Zweirädern den absoluten Höhepunkt. 1969 fusionierte NSU mit der Auto Union GmbH zur Audi NSU Auto Union AG, die heute unter dem Namen Audi AG firmiert.
Das NSU-Museum zeigt die Anfänge des Unternehmens mit dem ersten Hochrad von 1886 sowie die Entwicklung der Motorräder von 1901 bis 1938 und zwei Autos, die vor dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurden. Die Vorkriegssammlung ist sehr umfangreich durch die Privatsammlung von Adolf Mühlich hat dieser Sammlungsbereich eine besondere Tiefe. Besonderheiten sind erfolgreiche Rennmotorräder wie die Vorkriegsrennmaschinen, die der englische Rennfahrer Tom Bullus fuhr, oder die Bullus mit Königswelle von Walter Moore.
Des Weiteren wird die Geschichte von NSU in den 1950er und 1960er Jahren präsentiert, in denen die Neckarsulmer Firma zum Weltmarktführer im Motorradbau aufstieg. Neben den bekannten Alltagsmodellen ist ein großer Teil der NSU-Ausstellung der Nachkriegsrenngeschichte gewidmet. Hier werden u. a. eine Sportmax von 1955 und eine Rennfox „Blauwal“ von 1954 präsentiert, mit der Werner Haas Deutscher Meister und Rupert Hollaus Weltmeister wurde. Hier kann man sowohl die Motorräder der Baureihen Fox, Lux und Max sehen als auch das NSU Quickly, das zu seiner Zeit mit 980.000 Exemplaren meistverkaufte Moped der Welt. Aber auch Autos sind hier ausgestellt: unter anderem ein NSU Prinz III von 1961, ein Spies-Prinz, ein Wankel Spider sowie ein NSU Ro 80 mit Wankelmotor. Zum Jubiläumsjahr 2023 (150 Jahre NSU) wurde die Nachkriegssammlung neu geordnet und wissenschaftlich überarbeitet.
Die Rennsportabteilung zeigt verschiedene Rennmotorräder in einer stilisierten Steilbahnkurve. Besonders fallen dabei die Kompressor-Boliden aus den 1930er- und 1940er-Jahren von BMW, DKW und NSU auf. Diese und andere Raritäten wurden unter anderem von Tom Bullus, Georg Meier, Heiner Fleischmann, Wilhelm Herz, H. P. Müller, Werner Haas, Dieter Braun, Toni Mang, Manfred Herweh gefahren.
Zusätzlich beherbergt dieser Raum u. a. die „BMW Enduro“, mit der Gaston Rahier die Rallye Paris-Dakar 1985 gewann sowie eine Zementbahnrennmaschine, eine Eisspeedwaymaschine und weitere Geländesportmotorräder. Bemerkenswert sind außerdem die zwei Dragster des Holländers Henk Vink. Sein Rocket-Bike mit einem Peroxyd-Raketenmotor mit einer Leistung von 2000 PS kann auf eine Geschwindigkeit von über 400 km/h beschleunigt werden.
Das Deutsche-Zweirad- und NSU-Museum präsentiert in einer eigenen Abteilung die ehemalige Werkssammlung des Kreidlermuseums Kornwestheim. Dies ist seit der Schließung als Dauerleihgabe im Museum verankert. Neben den bekannten Alltagsfahrzeugen der Kreidler-Florett sind die Rekordfahrzeuge der schwäbischen Firma zu bestaunen. Mit dabei ist u. a. die so genannte „Kreidler-Zigarre“ von 1965. Mit dieser stellte Rudolf Kunz mehrere Geschwindigkeitsweltrekorde in der Großen Salzwüste von Utah (USA) auf.
In den jährlich wechselnden Sonderausstellungen werden einzelne Motorradfirmen oder Epochen, Bautypen etc. beleuchtet. Seltene und wertvolle Exponate aus Privatsammlungen und anderen Museen bieten einen guten Einblick in die Geschichte der Mobilität auf zwei Rädern und die Renngeschichte.
Das moderne Kino-Forum präsentiert den Film „Bike-Experience“, der in das Gefühl des Motorradfahrens einführt sowie Filme, die das Fahren mit einer NSU-Bullus auf der Silitude-Strecke sowie mit einer NSU-RD bei den Auerberg Klassiks zeigen. Der Raum bietet auch Platz für Veranstaltungen.
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