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im Zweiten Weltkrieg gegen den deutschen NS-Staat betriebener britischer Tarnsender Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Deutsche Kurzwellensender Atlantik (auch Atlantiksender genannt) war ein im Zweiten Weltkrieg existierender Tarnsender des britischen Kriegsministeriums in deutscher Sprache. Er wurde vom 5. Februar 1943 bis Mai 1945 betrieben. Der Sender war der erste großflächige Versuch, die Kampfmoral der deutschen Bevölkerung, vor allem der Marinesoldaten durch ein weiträumig sendendes Rundfunkprogramm zu untergraben. Seine wichtigste Zielgruppe waren die Besatzungen der deutschen U-Boote, die im Nordatlantik britische und amerikanische Geleitzüge angriffen.
Der Sender wurde, wie auch der Soldatensender Calais von Sefton Delmer geleitet. Beide Programme wurden von der Sendeanlage Aspedistra in der Nähe vom Crowborough (South East England) abgestrahlt.
Hintergrund der Entstehung des Senders war die Sorge des englischen Premierministers Winston Churchill vor einer Blockade Englands durch deutsche U-Boote. Die Political Warfare Executive beauftragte daraufhin den Journalisten Sefton Delmer, der mit dem Betrieb des Tarnsenders Gustav Siegfried 1 und weiterer britischer Rundfunksender bereits über Erfahrungen in „Schwarzer Propaganda“ verfügte, einen weiteren Tarnsender in Funktion zu bringen, dessen Name sich an den von den Nationalsozialisten betriebenen deutschen Auslandspropagandasender anlehnen sollte: Deutscher Kurzwellensender Atlantik. Im Jahre 1943 gründete Delmer außerdem den Soldatensender Calais, nachdem Gustav Siegfried Eins seine Existenz beendet hatte. Die für damalige Standards gut ausgestatteten Studios befanden sich im mittelenglischen Milton Bryan in der Grafschaft Bedfordshire.
Die über die Kurzwellen im 30-, 38- und 49-Meter-Band ausgestrahlten Sendungen begannen mit der Kennung:
Der Sender nutzte erstmals die Technik des „Wellenreitens“, um fremde Programme über die eigenen Frequenzen wiederzugeben. So übernahm er Sendungen des Reichsrundfunks und weckte damit den Anschein noch größerer Echtheit. Die Stationsmeldung zwischen fünf und acht Uhr morgens konnte deshalb lauten:
Das Programm lief täglich von 17.30 Uhr (bzw. 18.30 Uhr) bis 8 Uhr früh. Wichtigste Informationsquelle des Tarnsenders, der eine Mischung aus wahren und erfundenen Meldungen, unterfüttert mit schmissiger Musik in hörerorientierter Umgangssprache sendete, war die Deutsche Wehrmacht selber: Systematisch wurden Unterhaltungen deutscher Kriegsgefangener in britischen Camps abgehört und ausgewertet, ebenso wurden Briefe deutscher Gefangener in die Heimat mitgelesen. Außerdem hatte Delmers Team, das aus deutschen Emigranten bestand, die Verfügung über einen Hellschreiber, den das von Goebbels gesteuerte Deutsche Nachrichtenbüro (DNB) nutzte, um die regionalen Rundfunk- und Pressestellen im Deutschen Reich mit Meldungen zu versorgen. Dieser Hellschreiber war vom Korrespondenten des DNB in London bei dessen übereilter Abreise ins Reich bei Kriegsausbruch zurückgelassen worden, ohne funktionsunfähig gemacht zu werden. So konnten zum Beispiel Reden von NS-Größen ausschnittsweise im Originalton geschickt ins Programm eingestreut werden, was den Anschein der Authentizität des Senders erhöhte.[1]
Die New York Times beschrieb unmittelbar nach Kriegsende die Funktion des Atlantiksenders als täuschend echt. Er verbreitete Propaganda nur sehr dosiert und klang ansonsten vollständig wie eine nationalsozialistische Radiostation.
Der Erfolg des Senders ist ungewiss. Ein Aufruf vom 29. April 1945, also unmittelbar vor der Kapitulation, an die deutschen U-Boote, Schluss zu machen und sich zu ergeben, blieb erfolglos.[3]
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