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deutsche überregionale, gemeinnützige und ökumenische Kultureinrichtung, die zeitgenössische Kunst fördert (1893–) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die 1893 gegründete Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst (DG) ist eine „überregionale, gemeinnützige und unabhängige Kultureinrichtung“[1] in der Rechtsform eines e. V. mit Sitz in München. Sie versteht sich als „ökumenisch ausgerichtet[es]“ „Forum für einen lebendigen Dialog zwischen Kunst und Kirche, für einen kreativen Gedankenaustausch zwischen Künstlern, Theologen, Philosophen und Kunstfreunden“.[1] In ihren Ausstellungsräumen am Wittelsbacherplatz (Finkenstraße 4),[2] zum Kunstareal München gehörend, veranstaltet sie regelmäßig thematische Werkschauen zeitgenössischer Künstler. Im DG Kunstraum werden vier bis fünf Ausstellungen pro Jahr gezeigt, die von einem Rahmenprogramm begleitet werden, darunter Vortragsreihen, Künstlergespräche, Konzerte und Lesungen.
Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst e. V. (DG) | |
---|---|
Rechtsform | eingetragener Verein |
Gründung | 4. Januar 1893 in München |
Gründer | Georg Busch, Heinrich Waderé, Jakob Stolz, Josef Brühl, Emanuel Walch, Kaspar Schleibner, Bonifaz Locher, Gebhard Fugel, Josef Weiss, Gustav Schnürer, Hermann Lang |
Sitz | München |
Schwerpunkt | Dialog zwischen Bildender Kunst und Kirchen |
Vorsitz | Ulrich Schäfert |
Geschäftsführung | Benita Ariane Meißner (seit 2015) |
Website | www.dg-kunstraum.de |
Die Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst entstand als Teil des erstarkenden deutschen Katholizismus im späten 19. Jahrhundert.[3] Sie vereinigte Kunstschaffende mit Kunstfreunden und potenziellen Auftraggebern. Im Spannungsfeld zwischen Modernismus und Ultramontanismus stand sie auf Seiten des letzteren und strebte in einer Phase intensiver Kirchbautätigkeit ein an kanonischen Vorbildern der Vergangenheit orientiertes, streng kirchliches Kunstschaffen an. Die Auseinandersetzung um die Frage, was das sei, begleitete sie seit ihrer Gründung.
Am 30. Januar 1885 hatte Georg Busch mit anderen Schülern von Syrius Eberle und weiteren Gleichgesinnten den Albrecht-Dürer-Verein gegründet. Stilideale waren die „altdeutsche Kunst“ und die Nazarener. Busch bemühte sich von Anfang an um engen Kontakt mit führenden Persönlichkeiten aus Kirche, Politik und Gesellschaft.
Am 18. März 1892 trafen sich in Buschs Atelier in München die Bildhauer Joseph Brühl, Heinrich Waderé, Jakob Stolz, die Maler Emanuel Walch, Kaspar Schleibner, Bonifaz Locher und Gebhard Fugel, der Kirchenhistoriker Aloys Weiss sowie die beiden Mitherausgeber des Jahrbuchs der Görres-Gesellschaft Josef Weiß und Gustav Schnürer, um über die Gründung einer Gesellschaft für christliche Kunst zu beraten. Die Gruppierung beteiligte sich im selben Jahr am 21. Katholikentag, um für ihr Anliegen zu werben. Dort kam es zu einer Resolution der Vollversammlung, die die Gründung empfahl. Diese erfolgte, mit Unterstützung großer Teile des deutschsprachigen Episkopats, am 4. Januar 1893. Georg von Hertling übernahm die Präsidentschaft (bis 1911), Georg Busch als Künstlerpräsident die faktische Leitung. Bald traten namhafte Künstler, aber auch Vertreter der regierenden Herrscherhäuser und die Mehrzahl der Diözesanbischöfe der DG bei. 1912 hatte sie 6.000 Mitglieder.
Die DG publizierte Jahresmappen mit Reproduktionen und Besprechungen der Werke ihrer Mitglieder, veranstaltete Wettbewerbe und beteiligte sich an Ausstellungen. Der Stilkanon entsprach dem historistischen Eklektizismus mit wenig Spielraum für Experimente. Die Gründung einer Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst GmbH durch Georg Busch im Jahr 1900 schuf die Basis für eigene Ausstellungen, den Vertrieb von Kunstwerken und die Herausgabe der Zeitschrift Die christliche Kunst ab 1904. Zugleich entstand um die GmbH aber ein Richtungsstreit sowohl hinsichtlich der künstlerischen Standards wie der kommerziellen Ausrichtung. Als Folge schloss sich die DG 1911 noch enger an den Episkopat an, während reformkatholische Kräfte wie Expeditus Schmidt OFM, Engelbert Drerup und Josef Popp aus der Gesellschaft ausschieden. Den Bischöfen wurde ein Zensurrecht eingeräumt, das Bischof Paul Wilhelm von Keppler wahrnahm. Die damit einhergehende weitere Verengung des künstlerischen Spektrums führte bis 1913 zum Austritt von 1.000 Mitgliedern.
Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zu einer vorsichtigen Öffnung der DG für den gemäßigten Expressionismus von Künstlern wie Karl Caspar, Josef Eberz, Felix Baumhauer, Otto Grassl und Paul Thalheimer. Federführend war dabei Georg Lill, Hauptkonservator am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und Vorstandsmitglied der DG. Er wirkte auch mäßigend auf den heftigen Protest vieler DG-Autoren gegen einen expressionistischen Kruzifixus von Ludwig Gies ein.
1924 führte ein Generationswechsel im Vorstand zur weiteren Abwendung vom Eklektizismus. Eine mit diesem Ziel 1926 von Karl Baur und Michael Kurz gesammelte Neue Gruppe rief jedoch eine traditionalistische Gegenbewegung hervor. Um 1930 machte sich der Einfluss des neoklassizistischen Monumentalismus geltend. In der Zeit des Nationalsozialismus verlor die DG ihr Publikationsorgan und ihre öffentlichen Wirkungsmöglichkeiten. Während des dritten Reiches garantierte die katholischen Kirche bzw. der Erzbischof von Freising durch den Konkordatsschutz die Unabhängigkeit des Vereins und dieser wurde nicht der nationalsozialistischen Kunstpolitik unterstellt. Am 26. März 1946 unterzeichnete der Präsident der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst eine Erklärung,[4] in der er versicherte, dass der Verein keine Anhänger des Nationalsozialismus oder einen aktiven Parteigenossen in einflussreicher Stellung im Verein duldete.
Der Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg stand im Zeichen eines kreativen Dialogs mit allen Künstler und Richtungen, die dafür Anknüpfungspunkte boten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fand die erste Ausstellung der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst unter dem Titel „zeitgenössische christliche Kunst“ in der Neuen Sammlung München (Gartentrakt des Bayerischen Nationalmuseums) statt. Bis 1955 fanden Ausstellungen des Vereins an verschiedenen Orten in München sowie außerhalb statt. 1955 wurden eigene Ausstellungsräume am Wittelsbacherplatz bezogen. Ein neues Gebäude wurde durch den Architekten Wilhelm Deiss gebaut und durch die Firma Josef Hebel, Fürstenfeldbruck mit Gasbeton errichtet. Auftraggeber für diese Bauten war der Verein Ausstellungshaus für christliche Kunst.
Seit 1955 werden die Ausstellungsaktivitäten der DG durch den VAH gefördert.
Der DG Kunstraum befindet sich heute im Hauptsitz von Siemens. 2012 fand die letzte Ausstellung (Ausstellung „Tod“,[5] kuratiert von Stephan Huber) in den alten Räumen am Wittelsbacherplatz statt. Von 2012 bis 2016 fanden die Ausstellungen im Ausweichquartier in der Türkenstraße 16 statt. Im Jahr 2016 fand der Rückzug in die neuen Räume am alten Standort statt.
Im Jahr 2020 bekamen die Räumlichkeiten einen neuen Namen (DG Kunstraum Diskurs Gegenwart) sowie ein neues Erscheinungsbild.[6] Der Name DG Kunstraum verbindet zwei zentrale Anliegen des Vereins: Diskurs und Gegenwart. Alle Aktivitäten des Vereins sind verbunden durch die Auseinandersetzung mit den existenziellen Fragen des Menschen anhand zeitgenössischer Kunst. Daneben ist das Thema Sakralbau ein weiterer Schwerpunkt.
Die Ausstellungen im DG Kunstraum werden von einem abwechslungsreichen Veranstaltungsprogramm begleitet: Führungen, Vorträge, Workshops für jung und alt, Lesungen, Künstlergespräche, Performances und fortwährend neue Formate.
Die DG über ihr Wirken:
„Der Kunstverein versteht sich als förderndes Forum, das mit ausgewähltem Sachverstand die Kunst und den Diskurs von Mensch und Gegenwart stärkt. Wir betrachten beides aus einer christlichen Haltung heraus, die angesichts vielfältiger Perspektiven immer wieder neu zu befragen ist. Sinnvolle Begegnung und qualifizierte Auseinandersetzung brauchen großzügigen Raum, Expertise, Dokumentation und wohlwollende Begleitung. Frei ist die Kunst dann, wenn sie weder dienen noch gefallen muss, wenn sie sich weder der Logik des Marktes beugen, noch in den Dienst eines politischen Anliegens, einer Religion oder Weltanschauung stellen muss. Uns sind Wohlwollen, Dialog und Respekt im Umgang mit Projektpartner und Künstler wichtig. Wir zahlen den Künstlern grundsätzlich eine Ausstellungsvergütung orientiert an den Leitlinien des Bundesverbands der Bildenden Künstler. Künstlerinnen und Künstler werden auf vielfältige Weise fördert: durch die Übernahme von Produktionskosten, durch Künstlerhonorare und Ausstellungspublikationen.“[7]
Seit 1979 vergibt die DG den DG Kunstpreis – Gebhard Fugel Preis, seit 2008 geschieht dies in einem Turnus von drei Jahren. Der namensgebende Maler war im Jahr 1893 einer der Mitbegründer der DG. Der Preis kann in den Disziplinen Malerei, Bildhauerei, angewandte Kunst und Architektur sowie in allen neu auftretenden Ausdrucksmöglichkeiten im Rahmen der bildenden Künste vergeben werden.[8] Der Kunstpreis dient in erster Linie der Nachwuchsförderung. Es können aber auch einzelne Werke oder ein Gesamtwerk aus der zeitgenössischen Künstlergeneration ausgezeichnet werden, die in ihrer Entwicklung wegweisend sind oder waren. Bewerbungen werden nicht angenommen. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert.[9]
Preisträger waren:
Die DG arbeitet regelmäßig in Projekten mit Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche zusammen. Gleichermaßen bestehen Kooperationen mit bedeutenden Museen, Universitäten und Sammlungen, darunter die Kunstpastoral der Erzdiözese München und Freising, das Kunstreferat der Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, das BBK München und Oberbayern e. V., die Hochschule für Musik und Theater München, die Ludwig-Maximilians-Universität und weitere.
Die DG ist Mitglied der Initiative Münchner Galerien zeitgenössischer Kunst, Brienner Quartier, der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine, dem Deutschen Museumsbund, sowie Teil des Kunstareals München.
Seit der Gründung des Vereins im Jahr 1893 richtete die DG Ausstellungen aus.
„[…]Vorbedingung für ein Gelingen dieser Bestrebungen war die Zusammenfassung aller Gleichgesinnten zu gemeinsamem Vorgehen. Nachdem dieses Werk mit der Gründung der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst vollzogen war, setzte die fruchtbare Tätigkeit unverzüglich ein: man verbreitete gute Abbildungen von Werken lebender Künstler, die sich der Gesellschaft angeschlossen, förderte die Ausführung von Originalwerken, unternahm Ausstellungen und Verlosungen neuer Schöpfungen, ermöglichte jedermann, sich in allen Kunstangelegenheiten ohne Kosten zuverlässigen Rat zu holen.“[10]
Ab 1925 verzeichnet die DG zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen.[11]
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