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Buch von Anna Katharine Green Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Fall Leavenworth ist ein viktorianischer Krimi von Anne Katharine Green, der in Washington, D.C. in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts spielt. Er erschien 1878 im Verlag Putnam und wurde kurz darauf auch in mehreren europäischen Ländern veröffentlicht. Der Roman war Greens Erstlingswerk und begründete ihren schriftstellerischen Ruhm. Sie gilt nicht zuletzt wegen dieses Werkes als eine Begründerin der modernen Detektivgeschichte. Der Roman wurde sowohl von Wilkie Collins als auch Émile Gaboriau positiv besprochen, galt als einer der Lieblingsromane des britischen Premiers Stanley Baldwin und war eine Zeitlang Pflichtlektüre der Studenten an der Yale Law School.[1]
Der ehrwürdige Mr. Leavenworth, ein wohlhabender Kaufmann, sitzt erschossen in einer abgeschlossenen Bibliothek – Mord im geschlossenen Raum! Selbstmord scheidet aus. Der Coroner ruft die Bewohner des Hauses am Tatort zusammen und befragt sie minutiös. Statt jedoch eine Klärung des mysteriösen Todesfalles herbeizuführen, wird alles nur noch verworrener. Welche der Nichten hat einen Vorteil aus dem plötzlichen Tod des reichen Onkels? Ein junger Anwalt wird zum Helfer des Detektivs Gryce, doch Fakten und Schlussfolgerungen führen in immer andere überraschende Richtungen. Kann eine der Cousinen je ohne Vorwürfe leben, falls die andere der Tat überführt werden sollte?
Die 1846 geborene Anna Katharine Green war Tochter eines New Yorker Anwalts und erhielt eine für ihre damalige Zeit ungewöhnlich gute Erziehung. Sie studierte am Ripley College, Vermont und schloss dieses Studium mit dem Bachelor ab. Sie hatte während des Studiums unter anderem Ralph Waldo Emerson kennengelernt und strebte ursprünglich an, selbst Lyrik zu veröffentlichen. Ihre dichterischen Versuche fanden jedoch bei Emerson keine positive Resonanz, so dass sie ab etwa 1868 versuchte, sich als Romanautorin zu etablieren. Anders als von ihr erwartet, stieß ihr erstes Werk – Der Fall Leavenworth – bei ihrem Vater nicht auf Ablehnung. Er verschaffte ihr Kontakt zu dem Verleger George Putnam, in dessen Verlag der Roman 1878 erschien.
Der Kriminalroman ist zugleich Psychostudie und Psychogramm der handelnden Personen und der Zeit, in der er spielt. Zu Beginn des Buches finden sich Skizzen des Tatorts, durch welche der Leser sich das Ausmaß des Verbrechens (Mord im geschlossenen Raum, ein beliebtes Thema viktorianischer Kriminalschriftsteller) verdeutlichen kann.
Der Roman gilt aus mehreren Gründen als prägend für die Entwicklung des Kriminalromans:[2]
Die Literaturhistorikerin Alma E. Murch hielt deswegen fest, dass sich im Werk von Green erstmals die Charakteristika finden, die den englischsprachigen Kriminalroman der folgenden 50 Jahre ausmachte.[3]
Inspektor Gryce ist außerdem der erste Polizeidetektiv, der Protagonist einer Serie wurde. Rund 20 Jahre nach dem Erscheinen von Der Fall Leavenworth führte Greens einen weiteren Kunstgriff des Kriminalromans ein, indem sie ihm die wohlhabende, gut erzogene Miss Amelia Butterworth zur Seite stellte. Mit der Einführung von zwei Hauptfiguren – im vorliegenden Fall von Inspektor Gryce und der Amateurdetektivin Butterworth – fand Green eine akzeptable Lösung für eines der grundlegenden Probleme früher Kriminalromane: Polizeiangestellte gehörten typischerweise der unteren sozialen Schicht an und im 19. Jahrhundert war es weder in den Vereinigten Staaten noch in Großbritannien realistisch vorstellbar, dass ein Angehöriger dieser Schicht auf gleicher Ebene mit Angehörigen einer der oberen sozialen Schichten verkehrte. Gleichzeitig interessierte sich das Lesepublikum aber primär für Kriminalgeschichten, die im oberen Milieu spielten. Mit der Einführung der wohlhabenden und wohlerzogenen Butterworth löste Green dieses Problem. Sie fand darin unter anderem eine Nachahmerin durch Dorothy L. Sayers, die ihrer Figur des Inspector Parker vom Scotland Yard den Amateurdetektiv Lord Peter Wimsey an die Seite stellt.[4]
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