Remove ads
Krankheit Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Delirium tremens (von lateinisch delirium ‚Irresein‘ oder de lira ire ‚aus der Spur geraten‘, ‚Delir‘ und tremere ‚zittern‘) stellt eine ernste und potenziell lebensbedrohende Komplikation bei einer länger bestehenden Alkoholkrankheit dar. Als Alkoholdelir tritt es zumeist im Rahmen des Alkoholentzuges auf, kann aber auch durch einen Alkoholrausch ausgelöst werden. Auch bei anderen Suchterkrankungen kann ein Delirium tremens im Entzug oder als unmittelbare Nebenwirkung auftreten, doch wird der Ausdruck in der Regel nur für das Vollbild des Alkoholentzuges verwendet.
Klassifikation nach ICD-10 | |
---|---|
F10.4 | Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Ein Delirium ist ein organisches Psychosyndrom, das charakterisiert wird durch gleichzeitig auftretende Störungen des Bewusstseins und der Aufmerksamkeit, der Wahrnehmung, des Denkens, des Gedächtnisses, der Psychomotorik, der Emotionalität und des Schlaf-Wach-Rhythmus. Die Dauer ist unterschiedlich, und der Schweregrad reicht von leicht bis potenziell tödlich.
Die Lebenszeitprävalenz eines Alkoholentzugsdelir liegt bei 5 % (3 bis 15 %) aller alkoholabhängigen Personen. Das Risiko eines erneuten Auftretens bei 12 bis 23 %.[1]
Spontanverlauf: Die Letalität (Sterblichkeitsrate) des behandelten Deliriums liegt bei 1–4 %, wobei ältere und wiederholt delirante Patienten vor allem aufgrund ihrer Multimorbidität eine schlechtere Prognose haben.[2] Für die restlichen Fälle gilt, dass nach drei bis acht Tagen (max. 20 Tage) eine Erholung eintritt. Angst, Schlafstörungen und leichte vegetative Beschwerden können jedoch bis zu sechs Monate lang bestehen bleiben und dazu führen, dass der Alkoholkranke im Sinne einer Eigentherapie rückfällig wird, also wieder Alkohol trinkt, um sich von diesen Symptomen zu befreien. Das Delir tritt typischerweise drei Tage nach ersten Symptomen eines Alkoholentzugs auf.[3]
Nicht selten sind Deliria, die im Rahmen anderer Alkoholfolgekrankheiten wie Pankreatitis, obere gastrointestinale Blutung bei Leberzirrhose oder Lungenentzündung (Pneumonie) auftreten. Wird der Patient wegen dieser Krankheiten ins Krankenhaus eingewiesen und bekommt dort keinen Alkohol mehr, kann zur Einweisungskrankheit das Delir als erschwerender Faktor hinzukommen. Das gilt auch für Bewusstseinsstörungen nach Unfällen, insbesondere nach Schädel-Hirn-Verletzungen.
Die klinische Symptomatik setzt sich zusammen aus:
Diese wird „klinisch“ gestellt, das heißt durch Beobachtung, körperliche Untersuchung und vor allem durch Eigen- und Fremdanamnese (Achtung: Dissimulation, auch falsche Angaben durch Angehörige infolge von Schamgefühlen). Man kann die Diagnose auch ex juvantibus stellen. Dabei verabreicht man Alkohol oral oder über die Vene. Insbesondere bei der Gabe über die Vene verschwinden die Symptome innerhalb von Minuten.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.