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Prozesse der Produktionstechnik Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Fertigungsverfahren werden in der Fertigungstechnik alle Verfahren zur Herstellung von geometrisch bestimmten festen Körpern (Werkstücke) bezeichnet, also von Körpern mit bestimmten Maßen und Formen, wozu auch die Oberflächenrauheit zählt.[1] Zu den wichtigsten Fertigungsverfahren zählt das Gießen, Schmieden, Fräsen, Bohren, Schweißen und Löten. Außerdem zählt zu den Fertigungsverfahren aus technischer Sicht das Ändern von Stoffeigenschaften, wie das Härten oder Weichglühen. Die Herstellung von Körpern ohne bestimmte Form ist dagegen Sache der Verfahrenstechnik.
Als Fertigungsverfahren werden in der Betriebswirtschaftslehre alle Produktionsprozesse bezeichnet, die den Arbeitsablauf in der Fertigung mit dem Unternehmensziel regeln, Produkte herzustellen.
In der angloamerikanischen Fachliteratur wird zwischen „Fertigung“ (englisch manufacturing) und „Produktion“ (englisch production) unterschieden, wobei die Fertigung als Teilbereich der Produktion angesehen wird.[2] Ein Teil der deutschsprachigen betriebswirtschaftlichen Fachliteratur hat sich dem angeschlossen,[3] die herrschende Meinung dagegen stuft „Fertigung“ und „Produktion“ und die entsprechenden Komposita als Synonyme ein.[4][5] „Fertigungsverfahren“ kann daher durch „Produktionsverfahren“ ersetzt werden. Dabei muss berücksichtigt werden, dass bei manchen Wirtschaftsobjekten der Begriff „Fertigung“ nicht passt, insbesondere bei Energie (hier wird von Energieerzeugung, Gasproduktion oder -herstellung oder Stromerzeugung gesprochen, nicht aber von Fertigung).
Der Betriebswirt Erich Gutenberg teilte 1951 den Begriffsinhalt der Fertigungsverfahren in seinem Standardwerk in drei Merkmale auf:[6]
Das erste Merkmal wird im Abschnitt Fertigungstechnik behandelt, die beiden anderen in Fertigungsverfahren aus betriebswirtschaftlicher Sicht.
Werkstücke können sowohl Halbzeuge sein, die noch weiter verarbeitet werden müssen (Bleche, Barren, Stäbe) oder Fertigerzeugnisse. In der Regel müssen mehrere Fertigungsverfahren miteinander kombiniert werden, um aus Rohteilen über Halbfertigteile fertige Produkte herzustellen. Ausgangspunkt sind die Daten der Konstruktion, zum Beispiel technische Zeichnungen oder dreidimensionale CAD-Modelle. Darin sind die Maße der Werkstücke, ihr Werkstoff und die zulässigen Abweichungen (Toleranzen) enthalten.
Additive Herstellungsprozesse (siehe auch Artikel Additive Fertigung) wie das Töpfern gab es zu allen Zeiten. In der Industrie sind Urform-Techniken wie der Metallguss und das Sintern von Bedeutung. Auch Beschichtungsmethoden wie das Auftragsschweißen können dazugezählt werden. Mit dem 3D-Druck erlangen additive Fertigungsprozesse sowohl in der industriellen Produktion wie auch im Entwurfsprozess zur Herstellung von Modellen und Prototypen eine zunehmend größere Bedeutung, so dass die Unterscheidung zwischen den neuen additiven und den traditionell deutlich überwiegenden subtraktiven Fertigungsverfahren sprachlich und sachlich relevant wurde.
Zu den subtraktiven Fertigungsverfahren zählt die herkömmliche Bearbeitung durch das Zerspanen, heute überwiegend durch CNC-Bearbeitung. Zum Zerspanen gehören etwa das Schleifen, Strahlen, Drehen, Fräsen, Sägen und Bohren. Modernere subtraktive Fertigungsverfahren sind das Laserschneiden, Erodieren, Plasmaschneiden und Wasserstrahlschneiden.[7]
Die zahlreichen verschiedenen Fertigungsverfahren werden in der DIN 8580 nach gemeinsamen Verfahrensprinzipien eingeteilt in sechs Hauptgruppen, die sich jeweils in mehrere Gruppen, Untergruppen, Verfahren und Verfahrensvarianten aufteilen.
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Bereich | Terminologie | ||
Titel | Fertigungsverfahren – Begriffe, Einteilung | ||
Letzte Ausgabe | Dezember 2022 | ||
Klassifikation | 01.040.25; 25.020 | ||
Ersatz für | DIN 8580:2003-09 |
Nach der DIN 8580 sind die Fertigungsverfahren in sechs Hauptgruppen unterteilt, deren Schwerpunkt in der Metallverarbeitung liegt. Merkmal der Einteilung ist der Zusammenhalt im Sinne des Zusammenhalts von Teilchen eines festen Körpers. Der Zusammenhalt wird entweder geschaffen (Urformen), beibehalten (Umformen, Umlagern von Stoffteilchen), vermindert (Trennen, Aussondern von Stoffteilchen) oder vermehrt (Fügen, Beschichten, Einbringen von Stoffteilchen).
Viele Werkstücke lassen sich durch verschiedene Fertigungsverfahren herstellen. Zahnräder beispielsweise lassen sich durch Schmieden, Wälzfräsen, Wälzhobeln oder viele weitere Fertigungsverfahren herstellen. Diese Verfahren unterscheiden sich jedoch in der erreichbaren Genauigkeit, Oberflächenqualität (Rauheit), der nötigen Bearbeitungszeit, den benötigten Maschinen und Werkzeugen sowie der Flexibilität. Die Flexibilität kann sich dabei sowohl auf die Anzahl der Werkstücke, als auch auf die Bandbreite der herstellbaren Formen und zu bearbeitenden Werkstoffe beziehen.
Gießen und Schmieden von Metallen sind relativ ungenaue Fertigungsverfahren. Beim Spritzgießen von Kunststoffen hingegen können eng tolerierte Funktionsmaße recht genau eingehalten werden. Das Schmieden sowie manche Gussverfahren eignen sich für große Stückzahlen und sind dann mit geringen Stückkosten verbunden. Zu Beginn stehen aufwändige Arbeitsschritte wie das Fertigen von Formen oder Modellen beim Gießen und der Gesenke beim Gesenkschmieden. Schmieden ist auf Metalle als Werkstoff begrenzt. Metall, Holz oder Keramik lässt sich durch Fräsen, Schleifen oder Bohren bearbeiten. Dabei lassen sich recht gute Genauigkeiten und Oberflächenqualitäten erreichen.
Häufig kommen Kombinationen der Fertigungsverfahren vor, um die verschiedenen Vorteile zu kombinieren. Sogenannte Halbzeuge wie Bleche und Stangen werden mit massentauglichen Verfahren wie dem Walzen oder Ziehen hergestellt. Für den Metallguss werden Rohmaterialbarren oder Produktionsausschuss eingeschmolzen. Danach werden die Metallgussteile mit präziseren und flexibleren Verfahren zu den Endprodukten weiterverarbeitet. Für den Kunststoffspritzguss wird Rohmaterial in Granulatform verwendet, eine Nachbearbeitung ist nur in seltenen Fällen vorgesehen. Aus einem Blech lassen sich beispielsweise durch Stanzen und anschließendes Biegen und Tiefziehen Karosserieteile herstellen. Häufig durchlaufen die Werkstücke dabei die Verfahren in der Reihenfolge, in der sie in der DIN 8580 zu den Hauptgruppen zusammengefasst werden. Sie werden also zunächst durch Urformen hergestellt, anschließend durch Umformen weiterbearbeitet und schließlich durch Trennen und Fügen fertigbearbeitet.
Die Betriebswirtschaftslehre befasst sich mit den wirtschaftlichen, die Organisationslehre mit den organisatorischen Aspekten des Fertigungsverfahrens. Als Fertigungsverfahren werden die verschiedenen Formen der Produktion von Gütern bezeichnet.[8] Je nach dem Anteil des Produktionsfaktors wird einerseits zwischen Handarbeit (Faktor Arbeit) und Muskelarbeit sowie andererseits Maschinenarbeit (Faktor Betriebsmittel) unterschieden.[9]
Als „betriebswirtschaftliche Fertigungsverfahren“ werden die verschiedenen Formen des Arbeitsablaufs in der Fertigung von Produkten verstanden.[10] Sie können wie folgt eingeteilt werden:[11]
Maschinen und Automatisierung übernehmen Tätigkeiten, bei denen es um rein mechanische Aufgaben oder sich wiederholende Handarbeit geht; doch dass Computer Denkleistungen erbringen können, bedeutet, dass in Zukunft auch Berufe gefährdet sein werden, bei denen es nicht nur um Muskelkraft, sondern auch um Mitdenken und künstliche Intelligenz geht.[12]
Paul Riebel beschrieb 1963 folgende Fertigungsverfahren im Hinblick auf ihren Mechanisierungsgrad, bei denen mehr oder weniger Handarbeit erforderlich ist:[13]
Die Handarbeit bei Vollautomation beschränkt sich auf die Steuerungstechnik. In Industriestaaten haben sich während der Industrialisierung die Anteile zu Gunsten der Automation und Mechanisierung verschoben; in der Dritten Welt ist dagegen der Anteil der Handarbeit und Muskelkraft – insbesondere in der Agrarproduktion – noch sehr hoch.
Nach der Homogenität der Produkte und der Häufigkeit der Leistungswiederholung wird zwischen Einzelfertigung, Massenfertigung, Serienfertigung und Sortenfertigung unterschieden:[14][15]
Fertigungstyp | Merkmale | Beispiele |
---|---|---|
Einzelfertigung | ein Produkt/eine Dienstleistung wird nur einmal hergestellt, auch wenn später gleiche oder ähnliche Produkte/Dienstleistungen hergestellt werden | Bauwirtschaft, Friseur |
Massenfertigung | große Mengen an Produkten/Dienstleistungen werden wiederholt auf derselben Produktionsanlage hergestellt | Konsumgüter, Zahlungsverkehr |
Serienfertigung | die gleichzeitige oder unmittelbar aufeinander folgende Produktion mehrerer gleichartiger Produkte (Serie) auf verschiedenen Produktionsanlagen | Automobilindustrie, Modeindustrie |
Sortenfertigung | produktions- und absatzverwandten Produkten in verschiedenen Ausprägungen, die in größeren Stückzahlen nacheinander auf derselben Produktionsanlage hergestellt werden | Brauerei, Buchdruck |
Nach der Methodik der Verfahren gibt es:
Alle Handarbeitsformen (Handarbeit, Muskelarbeit, Schwerarbeit, Schwerstarbeit) können vorkommen.
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