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Unternehmen mit Sitz in Engelskirchen-Ründeroth Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Dörrenberg Edelstahl GmbH mit Sitz in Engelskirchen-Ründeroth erzeugt, bearbeitet und vertreibt Edelstahl weltweit. Weitere Schwerpunkte bilden der Form- und Feinguss sowie die Oberflächenbehandlung. Das Unternehmen verfügt über vier Standorte in Deutschland sowie acht ausländische Tochtergesellschaften und Joint Ventures.
Dörrenberg Edelstahl GmbH | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1860 |
Sitz | Engelskirchen-Ründeroth, Deutschland |
Leitung | Marc Breidenbach |
Mitarbeiterzahl | 446 (2021) |
Umsatz | 170,8 Mio. Euro (2021) |
Branche | Stahlindustrie |
Website | https://www.doerrenberg.de |
Stand: 31. Dezember 2021 |
Die Familie Dörrenberg war, bevor sie das Unternehmen Dörrenberg gründete, in der Eisen- und Stahlindustrie des Oberbergischen Landes tätig, einem Zentrum der Frühindustrialisierung in Deutschland. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts betrieb sie dort Gruben, Hütten und Hämmer.[1]
Die Firma „Eduard Dörrenbergs Söhne“ wurde 1860 von Friedrich Dörrenberg (1837–1873) und seinem Bruder Rudolph Dörrenberg (1840–1896) im oberbergischen Ründeroth, heute ein Stadtteil von Engelskirchen, gegründet. Zwei Jahre später trat ihr älterer Bruder Eduard Dörrenberg (1834–1909) in das Unternehmen ein. 1869 kauften die drei Brüder den traditionsreichen Ründerother Hammer samt Puddelöfen, Wasserhämmern, Magazin und Eisengießerei. Am neuen Standort, bis heute Hauptsitz der Firma Dörrenberg Edelstahl GmbH, war das Unternehmen in der Lage hochwertigen Raffinierstahl herzustellen. Mit der Marke Janus entwickelte die Firma 1875 erstmals einen Edelstahl der obersten Güteklasse. Aus dem Januskopf des Markenzeichens ging später das doppelte D des Dörrenberg Logos hervor. 1884 nahm das Unternehmen die Produktion von Tiegelgussstahl auf. Mit dem sogenannten Schnelldrehstahl entwickelte Dörrenberg nach 1900 ein Verfahren zur Herstellung von besonders hartem Tiegelstahl weiter und vertrieb diesen unter der Marke Hidalgo international. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 stellte die Firma Dörrenberg ihre Produktion auf Rüstungsgüter um. In Ründeroth wurden nun Konstruktionsstähle für die Automobil- und Flugzeugindustrie hergestellt.[2]
Auch nach dem Ende des Ersten Weltkriegs investierte das Unternehmen in die technische Modernisierung und stellte 1928 den ersten Hochfrequenz-Tiegelschmelzofen in Deutschland auf; 1932 wurde der Bereich Edelstahlformguss eingerichtet. Die Zahl der Mitarbeiter stieg bis 1938 auf mehr als 700. Im Zweiten Weltkrieg stellte das Unternehmen die Produktion vollständig auf Rüstungsgüter um. Nur wenige Monate nach Kriegsende im Frühjahr 1945 nahm die Firma Dörrenberg die Produktion wieder auf und lieferte dringend benötigte Werkzeuge für die Zechen im Ruhrgebiet. Der Edelstahlformguss gewann im Aufschwung des sogenannten Wirtschaftswunders immer größere Bedeutung. 1959 führte Dörrenberg das CVD-Beschichtungsverfahren ein, das die Haltbarkeit von Werkzeugen deutlich erhöhte. Der damit eingerichtete Bereich Oberflächentechnik war ein weiterer Meilenstein der Firmenentwicklung. 1972 wurde die Dörrenberg Edelstahl GmbH gegründet, die das Kerngeschäft der Dörrenberg-Unternehmensbeteiligungen in Ründeroth bündelte. 1977 baute das Unternehmen mit dem Feinguss einen weiteren Geschäftsbereich auf. Drei Jahre später führte Dörrenberg Edelstahl die aus Japan stammende PVD-Beschichtungstechnik in Deutschland ein. 1985 übertrug die Familie Dörrenberg die Leitung des Unternehmens erstmals familienfremden Managern.[3]
Eine Reorganisation führte 1990 zur Einrichtung der vier bis heute grundlegenden Geschäftsbereiche Edelstahl, Edelstahlformguss, Feinguss und Oberflächentechnik. Der Aufbau eines Netzes von Warenlagern in Westeuropa verbesserte den Vertrieb. 1996 verkaufte die Familie Dörrenberg die Dörrenberg Edelstahl GmbH an die GESCO Industrie Holding AG in Wuppertal, die in den folgenden Jahren größere Investitionen in den Ausbau und die Modernisierung des Unternehmens ermöglichte. Die seit 2002/03 verantwortlichen Geschäftsführer Gerd Böhner und Frank Stahl begannen mit einer langfristig angelegten Sanierung und Modernisierung des Standorts Ründeroths und dem Ausbau des Unternehmens. In einem ersten Schritt wurde das historisch gewachsene Betriebsgelände im engen Tal von Ründeroth systematisch restrukturiert. Alte Hallen und Gebäude verschwanden, neue Lagerflächen entstanden, die Produktionsprozesse wurden optimiert. Der Bereich Oberflächentechnik erhielt 2004 die erste PA-CVD-Anlage in Deutschland sowie eine Randschichthärteanlage für Werkzeuge bis zu 20 Tonnen. Ein Jahr später wurde die Gießerei grundlegend umgebaut. Den Geschäftsbereich Edelstahl lagerte das Unternehmen 2006 an den neuen Standort Wiehl-Weiershagen aus. Herzstück des Wiehler Werks wurde ein computergesteuertes Hochregallager. 2007 folgte der Ausbau der Wärmebehandlung in Ründeroth. Ein neues Service-Center, welches das gesamte Dörrenberg-Programm den Kunden vor Ort sofort zur Verfügung stellte, entstand 2008 in Herford. Das globale Vertriebsnetz wurde durch strategische Partnerschaften mit Unternehmen in den wichtigsten Zielmärkten in Europa, Asien, Australien, Südafrika und Südamerika ausgebaut. Hinzu kamen Tochtergesellschaften in Spanien 2004 und Singapur 2006 sowie eine Beteiligung in der Türkei 2007. Neue Werkstoffe wie GP4M (2002), CP4M' (2004), CP2M (2015) und GP2M (2015) sowie RN15X' (2004), NOX (2003) und NICRATO (2006) zeigten die Innovationsfähigkeit des Unternehmens.[4]
Im Krisenjahr 2008/09 brach der Umsatz ein, doch hielt Dörrenberg Edelstahl an der nachhaltigen Investitionsstrategie fest. 2009 übernahm das Unternehmen in Lindlar eine Vakuumhärterei. Der 2010 einsetzende Aufschwung führte zur Erweiterung des Werks Weiershagen in zwei Schritten bis 2012. In Ründeroth baute das Unternehmen 2010/11 das Stahlwerk und die Putzerei aus, 2014 wurde die Oberflächentechnik erweitert. 2013 eröffnete Dörrenberg Edelstahl ein weiteres Werk in Gummersbach-Dieringhausen, 2017 wurde die Niederlassung in Herford erweitert. Der jüngste Standort ist das 2020 errichtete Werk Gummersbach-Kaiserstraße. Weitere ausländische Tochtergesellschaften entstanden 2010 in Taiwan und Südkorea sowie 2011 in China. Die erste Dependance in den USA wurde 2018 eröffnet. Die beschleunigte Internationalisierung des Unternehmens führte 2015 zur Umbenennung der Geschäftsbereiche: Special Steels (Edelstahl), Steel Foundry (Edelstahlformguss), Casting Products (Feinguss), Coating & Hardening (Oberflächentechnik). Die Entwicklungsabteilung von Dörrenberg Edelstahl arbeitet seit vielen Jahren eng mit Hochschulen zusammen, besonders im Bereich der Oberflächentechnik. Seit 2009 fördert das Unternehmen Studierende mit dem Dörrenberg StudienAWARD in Kooperation mit dem Lehrstuhl Werkstofftechnik der Ruhr-Universität Bochum und dem Leibniz-Institut für Werkstofforientierte Technologien IWT in Bremen (ehemals IWT-Stiftung Institut für Werkstofftechnik).[5]
Die Dörrenberg Edelstahl GmbH besteht aus vier Geschäftsbereichen: Special Steels (Edelstahl), Steel Foundry (Formguss), Casting Products (Feinguss) sowie Coating & Hardening (Oberflächentechnik). Hinzu kommen die geschäftsübergreifenden Servicebereiche Zentrale Werkstofftechnik, Werksplanung & Instandhaltung, Personales & Soziales, Materialwirtschaft, Datenverarbeitung und Rechnungswesen. Umweltschutz & Arbeitssicherheit sowie Qualitäts- und Energiemanagement sind direkt der Geschäftsleitung zugeordnet. Qualitätssicherung sowie Forschung & Entwicklung stehen im Zentrum aller Aktivitäten. Ein betriebseigenes Fortbildungszentrum sorgt für Weiterentwicklung der Mitarbeiterkompetenzen. Das Unternehmen verfügt über ein eigenes Stahlwerk am Hauptsitz in Engelskirchen-Ründeroth, wo sich auch der Formguss, der Feinguss und die Oberflächentechnik befinden. Der Edelstahl-Bereich hat seinen Standort in Wiehl-Weiershagen. Hinzu kommen mit den Werken Dieringhausen und Kaiserstraße in Gummersbach sowie dem Betrieb in Herford drei weitere deutsche Standorte. Dörrenberg Edelstahl betreibt zudem 8 ausländische Tochtergesellschaften und Joint Ventures in 8 Ländern und arbeitet mit Franchisenehmern und Partnern in 15 Ländern zusammen. Dörrenberg Edelstahl ist auf 5 Kontinenten präsent.
Das firmeneigene Stahlwerk, das sich am Hauptsitz in Ründeroth befindet, verfügt über einen Lichtbogenofen, einen Sekundärmetalllurgischen Behandlungsstand, einen Plasma-Pfannenofen, eine VOD-Anlage sowie eine Drahteinspulanlage. Hier werden Stahlblöcke im Spektrum von 0,7 bis 14 Tonnen hergestellt und in 6 Wärmebehandlungsöfen bearbeitet. Angeboten werden Kalt-, Warm- und Schnellarbeitsstähle, RSH-Stähle, Edelbaustähle und Sonderstähle. Das Unternehmen verfügt über eigene LKW für Wärmetransporte, die eine Just-In-Time-Lieferung an Kunden ermöglichen.[6]
Der Geschäftsbereich Special Steels betreibt an den Standorten Weiershagen, Dieringhausen und Herford eines der größten und modernsten Läger für Werkzeugstahl in Europa mit mehr als 22.000 Tonnen Lagerbestand und über 100 Werkstoffen. Zum Angebot gehören Kalt-, Warm- und Schnellarbeitsstähle, Kunststoffformenstähle, PM-Stähle, Nitrierstähle, rostfreie Chromstähle, Präzisionsflachstähle sowie Sonderstähle aller Art aus dem werkseigenen Stahlwerk. Das Werk Weiershagen verfügt über ein automatisches Hochregallager. Ein Online-Shop erleichtert den Einkauf. Geliefert werden Stahlstäbe in jeder Länge sowie Platten und Blöcke in den gewünschten Formen rund, flach oder vierkant. Für die Bearbeitung der Stähle verfügt Dörrenberg Edelstahl in Europa über mehr als 100 Band- und Blocksägen. In Wiehl-Weiershagen gibt es zudem ein modernes Fräszentrum und weitere Bearbeitungsmöglichkeiten.[7]
Der Geschäftsbereich Steel Foundry gliedert sich in die Abteilungen Hohlformguss und Vollformguss. Gearbeitet wird mit 200 Werkstoffen. Die Produkte sind rost-, säure-, hitze- und verschleißbeständig. Die Gussgewichte liegen zwischen 10 Kilogramm und 12 Tonnen. Der Werkzeugstahlguss gehört zu den Spezialgebieten der Dörrenberg Edelstahl GmbH. Neben dem Rohguss bietet Dörrenberg auch Vor- und Fertigbearbeitung an. Produziert wird mit vier Induktionsöfen (1‒3,5 Tonnen), einem Lichtbogenofen (10 Tonnen) und einem Plasmapfannenofen (15 Tonnen) am Standort Ründeroth. Dort verfügt das Unternehmen über 3 Handformplätze, eine Gussputzerei mit Wärmebehandlung bis 1.250 Grad Celsius, mechanische Bearbeitung für Bauteile bis zu 2.500 Millimeter und eine Schweißerei. Für hohe Qualitätsstandards sorgen moderne CAD-Konstruktion, Simulation und Reverse Engineering ebenso wie Modellbau und modelllose Fertigung mit 3D Sand-Prints. Ein Einheitssandsystem und eine moderne Sandaufarbeitungsanlage reduziert die Gießereiabfälle und nutzt Rohstoffe nachhaltig.[8]
Der in Gummersbach ansässige Feinguss bietet Gussprodukte in allen Gießverfahren und mit allen Stahl- und Eisenlegierungen. Ein weltweites Supply Chain Management sichert den Kunden schnellstmögliche Belieferung. Dörrenberg berät bei Werkstoff- und Konstruktionsfragen, entwickelt mit den Kunden Produkte, tauscht Daten über CAD und konstruiert Prüfmittel. Rapid Prototyping, Rapid Tooling, CNC-Bearbeitung und Wärmebehandlung gehören zum Angebot.[9]
Die Dörrenberg Oberflächentechnik arbeitet mit Vakuumwärmebehandlung in 8 Härteöfen und 14 Anlassöfen. Der Bereich bietet CVD-, PVD- und PVD-Hybrid-Beschichtung, Polieren sowie das Ent- und Wiederbeschichten an. Weitere Verfahren sind das Plamanitrieren, die NOX®-Behandlung und die Sonderbehandlung GDplus. Zu den besonderen Leistungen gehören das Randschicht- und Induktionshärten, die Werkzeugbearbeitung inklusive Demontage und Montage von Komplettwerkzeugen sowie die Komplettanfertigung von beschichteten rotations-symmetrischen Werkzeugen.[10]
Die Dörrenberg Edelstahl GmbH besitzt acht ausländische Tochtergesellschaften und Joint Ventures.
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