Der comes sacrarum largitionum (griechischκόμης τῶν θείων θησαυρῶν) war eine wichtige Amtsperson am spätrömischen Kaiserhof, der seit der konstantinischen Zeit für die staatlichen Finanzen zuständig war.
Die Kompetenzabgrenzung des comes sacrarum largitionum gegenüber dem comes rerum privatarum, der den kaiserlichen Privatbesitz verwaltete, war nicht immer klar. Grundsätzlich verwaltete der comes sacrarum largitionum die staatliche Kasse, während der comes sacrarum rerum privatarum die kaiserliche Privatkasse und Güter kontrollierte. Beide gehörten aufgrund ihrer vor allem finanziell überaus bedeutenden Position zu den ständigen Mitgliedern des Staatsrats (consistorium) und trugen den Titel eines vir illustris.
Der comes sacrarum largitionum war mit den Prätorianerpräfekten, den obersten Zivilbeamten im spätantiken Imperium, für die Steuereintreibung verantwortlich, insofern sie Geldeinnahmen betraf (verbreiteter waren anfangs Naturalabgaben).[1] Ebenso kontrollierte er die Prämienauszahlungen an das Heer und kaiserliche Schenkungen, wovon sich auch sein Amtstitel ableitet (largitiones im Sinne von Spenden des Kaisers). Er war des Weiteren unter anderem für einige der staatlichen Betriebe (so die Textilmanufakturen[2]) sowie die Einnahmen und Ausgaben von Silber und Gold zuständig. Da er das staatliche Fiskalvermögen verwaltete, fungierte er quasi als Finanzminister des Kaisers. Ihm unterstanden außerdem die Beauftragten für den Außenhandel, die Vorsteher der kaiserlichen Schatzhäuser in den Städten und die Leiter der Prägestätten.[3] Zur Erfüllung seiner diversen Aufgaben stand ihm eine recht umfangreiche zentrale und regionale Verwaltung zur Verfügung.[4]
Während die Bedeutung des comes rerum privatarum im Ostreich im 6. Jahrhundert abnahm und seine Aufgaben schließlich vom sacellarius (sakellarios) übernommen wurden, behielt das Amt des comes sacrarum largitionum, zuletzt bezeugt unter Phokas, noch bis ins frühe 7. Jahrhundert seine Bedeutung, bevor in der mittelbyzantinischen Zeit der sacellarius auch diese Rolle übernahm (siehe auch die Amtsübersicht in byzantinischer Zeit).
Dem comes sacrarum largitionum waren folgende Beamte untergeordnet:
Robert Delmaire: Largesses sacrées et res privata. L'aerarium impérial et son administration du IVe au VIe siècle (= Collection de l'École française de Rome. Band 121). École Française de Rome, Rom 1989, ISBN 2-7283-0163-8.
Robert Delmaire: Les responsables des finances impériales au bas-empire romain (IVe–VIe s.). Études Prosopographiques (= Collection Latomus. Band 203). Latomus, Brüssel 1989, ISBN 2-87031-143-5 (Prosopographie der Amtsträger).
A. H. M. Jones: The Later Roman Empire 284–602. A social, economic and administrative survey. Blackwell, Oxford 1964, Band 1, S. 427–438 (Digitalisat).
John P. C. Kent: The Comes Sacrarum Largitionum. In: Erica C. Dodd: Byzantine Silver Stamps. Dumbarton Oaks, Washington 1961, S. 35–45 (Digitalisat).
Antonio Masi: La giurisdizione del „comes sacrarum largitionum“ el del „comes rei privatae“ sui rispettivi funzionari „palatini“. In: Studi economico-giuridici. Band 45, 1965–69, S. 253–261.
Federico Pergami: Il comes sacrarum largitionum nel sistema burocratico della tarda antichità. In: Militia inermis e militia armata. Apparati civili e militari nella tarda antichità. In onore di Maria Campolunghi (= Atti dell'Accademia Romanistica Costantiniana. Band 24). Perugia 2021, ISBN 978-88-6254-261-6, S. 645–668 (Digitalisat).