deutscher Bildhauer Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Claus Homfeld, auch Schreibweise Klaus Homfeld, (* 25. Januar1933 in Bremen; † 9. Oktober2019 ebenda) war ein deutscher Bildhauer und Medailleur. Er wurde bekannt durch seine im realistischen Stil gestalteten Plastiken und Figurengruppen im öffentlichen Raum in Norddeutschland, vor allem in Bremen und Niedersachsen.
Nach gemeinsamen Entwürfen von ihm und seiner Ehefrau, der Künstlerin Ursula Homfeld, wurden mehrere deutsche Gedenkmünzen gestaltet.
Seine ersten öffentlichen Auftrag im Bremer Raum erhielt er 1963/1964 für die Ergänzung des Ottjen-Alldag-Brunnens,[1] der 1963 in das Bremer Schnoorviertel versetzt wurde. Homfeld entwarf dafür die Ottjen-Alldag-Plastik, die er 1964 in Kupfer ausführte. Bis Ende 2009 hatte er mehr als 40Werke im öffentlichen Raum geschaffen.[1] Eine seiner letzten Arbeiten war die Skulpturengruppe Arster Marktfrauen, die 2011 auf einer Freifläche vor der St.-Johannes-Kirche in Bremen-Arsten errichtet wurde.[2]
Homfeld war nach eigener Aussage „kein abtragender Mensch“, sondern „baut[e] lieber auf“ und bevorzugte bei seinen künstlerischen Arbeiten die Plastik. Seine Entwürfe erarbeitete er mit Hilfe von Skizzen sowie oft mit kleinen Arbeitsmodellen aus Wachs. Für den Bronzeguss erstellte er nach der jeweiligen Vorlage Modelle in Originalgröße, wobei er das Skelett seiner Figuren aus Eisenrohren zusammenschweißte, diese mit Jute umwickelte und dann darauf nach und nach mehrere Lagen Gips auftrug. Für seine Aufträge erhielt Homfeld oft als konkrete Vorgabe ein Motiv, zu dem er genaue Recherchen anstellte, wie beispielsweise nach der „richtigen Kleidung für die jeweilige Zeit“.[1]
Er ist dem Realismus zuzurechnen, seine Werke wurden unter anderem als „Kunst der Unmittelbarkeit, die keiner Vermittlung bedarf“ charakterisiert.[3] Mit seinen Plastiken und Figurengruppen von „anschaulicher Ästhetik“[4] stellte er oft sozial- und kulturgeschichtliche Bezüge zum früheren Alltagsleben der jeweiligen Örtlichkeit her und machte so Vergangenes anschaulich, wobei er zum Beispiel die Themen „Viehmarkt“, „Pferdehandel“ oder die „Lütten Lüüd“ bediente. Homfeld führte seine Arbeiten meistens in Bronze aus, teils auch in Kupfer.
Claus Homfeld lebte und arbeitete in Bremen-Oberneuland. Er starb am 9.Oktober 2019 im Alter von 86Jahren.[5][6]
1964: Ottjen-Alldag-Plastik, Kupfer, im Schnoorviertel in Bremen; zur Erinnerung an den plattdeutschen Dichter Georg Droste und dessen bekannteste Romanfigur Ottjen Alldag. Der 1733 geschaffene Ottjen-Alldag-Brunnen, der aus Stein (Becken) und Bronze (Rohr) besteht, wurde 1963 in den Schnoor, Ecke Spiekerbartstraße versetzt. Homfeld ergänzte den Brunnen mit einer Plastik aus Kupfer, die an einer Gebäudewand hinter dem Brunnen angebracht wurde.
1966: Schmiederelief, Kunststeinrelief, am Telekom-Dienstgebäude in Friesoythe; zur Erinnerung an die Blütezeit der Friesoyther Schmiedegilde im 16.bis 18.Jahrhundert.
1975: Marcusbrunnen, Wiederherstellung und Ergänzung des Marcusbrunnens in der Nähe des Parkhotels im Bremer Bürgerpark. Der Brunnen wurde 1890 nach einem Entwurf von August Töpfer von dem Bildhauer Diedrich Samuel Kropp gestaltet. Nachdem die Bronzeteile 1942 für Kriegszwecke demontiert wurden, erfolgte 1959 eine Wiederinbetriebnahme des Brunnens in zunächst vereinfachter Form. Homfeld ergänzte den Marcusbrunnen wieder mit einer oberen Schale sowie anstelle der ursprünglichen Seepferde mit vier Muschelschalen, die er jeweils in Bronze ausführte.[7]
1982: Pferdehändler, Figurengruppe aus Bronze mit kleinem Naturstein-Brunnen, beim Rathaus in Zeven; zur Erinnerung an den früher dort stattfindenden Viehmarkt.
1985: Pferdebrunnen, Pferdegruppe aus Bronze, auf dem Pferdemarkt in Rotenburg (Wümme); zur Erinnerung an den früher dort stattfindenden Pferdehandel.
1987: Lili-Marleen-Gruppe, bronzene Figurengruppe, vor dem westlichen Stadttor in Munster; zur Erinnerung an das klassische Soldatenlied Lili Marleen in der „Soldatenstadt“ Munster.
1990: Heini-Holtenbeen-Denkmal, Bronzeplastik, im Bremer Schnoorviertel in der Nähe vom Concordenhaus, Hinter der Holzpforte; zur Erinnerung an das Bremer Stadtoriginal Heini Holtenbeen.[8]
1991: Homfeldbrunnen, in Bremen-Grohn, Auf dem Grohner Markt, Ecke Am Wasser.
1996: Wietzendorfer Imker, Figurengruppe aus Bronze, in Wietzendorf; zur Erinnerung an den dort verbreiteten Berufsstand des Imkers und als Wahrzeichen des alljährlichen „Honigfestes“.
1997: Jan und Gret, bronzene Figurengruppe, auf dem neu gestalteten Marktplatz vor dem Rathaus in Sankt Peter-Ording; zur Erinnerung an die „Lütten Lüüd“, die früher in Armut lebenden Bewohner der Dörfer St. Peter und Ording, die sich mühsam aus ihrem Garten und aus dem Meer ernährten. Jan stach Schollen mit der Prigg und Gret fing Krabben mit der Gliep.
2001: Magdalene-Pauli-Denkmal, auch Magdalene-Melchers-Denkmal, Bronzebüste, in Bremen-St. Magnus, unterhalb der Villa Haus Lesmona im Knoops Park; zur Erinnerung an Magdalene Pauli, geb. Melchers, die durch ihren unter dem Pseudonym Marga Berck veröffentlichten Roman Sommer in Lesmona bekannt wurde.[9]
2002: Die Melkerin, Figurengruppe aus Bronze, bei dem Sparkassengebäude in Bremen-Borgfeld; zur Erinnerung an den einstmals bäuerlichen Charakter des Ortsteils.[10]
2009: Fritz-von-dem-Berge-Denkmal, Bronzestatue beim Rathaus in Bleckede; zur Erinnerung an den früheren Amtmann von Bleckede, Fritz von dem Berge (1560–1623), der zum Wohl des Ortes gewirkt und sich u.a. um die Deichsicherheit der Elbestadt verdient gemacht hatte.[11]
2011: Arster Marktfrauen Bronzestatuen in Bremen-Arsten, zur Erinnerung an Arster Frauen mit dem Bremer Korb.
Die Kunsthalle Bremen hat zwei kleinere Plastiken von Claus Homfeld in ihrem Bestand, darunter ein Modell für ein Kruzifix, 1962, Bronze, braun patiniert, 40×16,5×9,5cm.
Außerdem befindet sich in der Münzen- und Medaillensammlung der Kunsthalle Bremen ein Exemplar der Verdienstmedaille, die Claus Homfeld 1988 im Auftrage der Handelskammer Bremen gestaltete und die von dieser anlässlich des 450.Baujubiläums des Hauses Schütting gestiftet wurde. Die Medaille wurde als zweiseitiger Bronzeguss ausgeführt, hat einen Durchmesser von 58mm und ist am Rand mit der Signatur „C H“ versehen.
Der Bildhauer Claus Homfeld und seine künstlerische Arbeit werden in folgenden Büchern mit behandelt:
Herbert Obenaus u.a. (Hrsg.): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen. Band 2. Wallstein, Göttingen 2005, ISBN 3-89244-753-5, S.342.
Maria Zimmermann: Denkmalstudien. Ein Beitrag zum Verständnis des Persönlichkeitsdenkmals in der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin seit dem Zweiten Weltkrieg. Dissertation. Universität Münster 1982. Westfälische Wilhelms-Universität, Münster 1982, S.109 ff.
Auswahl von Denkmälern, die von Claus Homfeld geschaffen wurden (siehe auch Link zu Wikimedia Commons im Abschnitt Weblinks):
Homfeldbrunnen, 1991
Marcusbrunnen, Ergänzungen in Bronze, 1975, Bremen-Bürgerpark
Pferdehändler, bronzene Figurengruppe, 1982, beim Rathaus in Zeven
Landschaftsverband Stade: Kunst im öffentlichen Raum. >> Stadt Rotenburg. In: Wege in die Kulturlandschaft zwischen Weser und Elbe. Faltblatt Nr.43, Stade.
Wilhelm Conrad Röntgen (Memento vom 12. März 2009 im Internet Archive). In: 10-DM-Gedenkmünzen 1987–2001. Bei: Verkaufsstelle für Sammlermünzen der Bundesrepublik Deutschland (VfS).