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französischer Schriftsteller Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Claude-Joseph Dorat (* 31. Dezember 1734 in Paris; † 29. April 1780 in Paris) war ein französischer Schriftsteller des 18. Jahrhunderts und ein Gegner der Philosophie der Aufklärung. Zu Lebzeiten insbesondere als Autor zahlreicher Theaterstücke bekannt, wird er heute vor allem als Autor zweier Briefromane geschätzt.
Dorat stammte aus einer adeligen Beamtenfamilie mit Wurzeln in der Region Limousin. Ein Vorfahre, Jean Dorat (1508–1588), war einige Jahre Lehrer des Dichters Pierre de Ronsard gewesen. Der Vater sah für den jungen Dorat eine juristische Karriere vor, doch Dorat strebte nach militärischem Ruhm und trat mit 23 Jahren in die Truppe der königlichen Musketiere (Mousquetaires du Roi) ein. Eine streng religiöse (jansenistische) Tante intervenierte und verlangt von ihrem Neffen, die Armee zu verlassen, was er nach einem Jahr, 1758, tat.
Anschließend widmete er sich ganz der Schriftstellerei und suchte den Erfolg mit verschiedenen Gattungen: mit Gedichten unterschiedlichster Art, dann mit fiktiven Briefen, Verserzählungen, Heroiden, schließlich mit einer ganzen Serie von Theaterstücken. Die zahlreichen Publikationen trieben ihn in den finanziellen Ruin, weil er die Werke häufig in aufwendig ausgestatteten, reich illustrierten Ausgaben erscheinen ließ.[1] Zwar brachten diese Aktivitäten nur einen begrenzten literarischen Ruhm, Dorat erreichte aber doch einen gewissen Bekanntheitsgrad in kultivierten Kreisen und in der Pariser Gesellschaft. Seine Publikationen wurden zudem regelmäßig in der Correspondance littéraire von Grimm und Meister sowie in L’année littéraire von Fréron rezensiert, was von der Aufmerksamkeit zeugt, die man Dorat widmete. Dorat wurde der Protégé von Fanny de Beauharnais, die ab 1762 einen literarischen Salon führte, in dem man ihn als literarischen Vordenker feierte.[2]
Dorat näherte sich zunehmend dem konservativen Lager von Élie Catherine Fréron an und distanzierte sich von den Denkern der Aufklärung, vor allem von Voltaire und dem Kreis um die Encyclopédie. Schon 1765 beispielsweise zog er mit scharfzüngigen satirischen Versen gegen Voltaire die Aufmerksamkeit auf sich. Im Jahre 1777 ließ er die gegen die aufklärerischen Philosophen gerichtete Komödie Les Prôneurs, ou le tartuffe littéraire aufführen, die insbesondere Jean-François de La Harpe, Jean-Baptiste le Rond d’Alembert und Julie de Lespinasse angriff.
Diese Angriffe führten dazu, dass er bei seinen zahlreichen Bewerbungen um einen Sitz in der Académie française chancenlos blieb. Aus finanziellen Gründen übernahm er ab 1777 die Leitung des Journal des dames. Als er 1780 starb, hinterließ er erhebliche Schulden, aber auch eine Werkausgabe, die bereits 1764 begonnen worden war und nun 20 Bände umfasste.
Im 18. Jahrhundert ist Dorat vor allem als Vielschreiber mit spitzer Feder und als Autor von Theaterstücken bekannt, die jedoch nie über einen kurzlebigen Publikumserfolg hinausgehen. Die den Enzyklopädisten nahestehende Correspondance littéraire von Friedrich Melchior Grimm rezensiert seine Schriften und Stücke meist sehr kritisch[3] und fällt ein hartes Gesamturteil über Dorat: „Man muss den Teufel im Leibe haben, um zu reimen und zu schreiben und den Druckerpressen Stoff zu liefern, wenn man rein gar nichts im Kopf hat.“[4] Die konservative Zeitschrift L’Année littéraire dagegen, die von dem Dorat nahestehenden Élie Catherine Fréron geleitet wird, steht seinem Werk wohlwollender gegenüber.[5]
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts beurteilt Louis Gustave Vapereau Dorats literarisches Werk insgesamt sehr kritisch, lobt jedoch bestimmte Aspekte der kürzeren Versdichtungen Dorats: „Diese kleinen Gedichte haben Dorats Namen vor dem Vergessen bewahrt. Sie sind schlecht konzipiert und geschrieben, ihr Stil ist häufig von einer künstlichen und ermüdenden Finesse; aber sie zeigen hübsche Details, geglückte Wendungen, feine und elegante Ausdrücke. Er hat eine große Anzahl von kleinen Dichtern hervorgerufen, die man der ‚école de Dorat‘ zurechnet.“[6] Zugleich erscheinen auch die ersten etwas halbherzigen Versuche, Dorat zu rehabilitieren, beispielsweise durch Desnoireterres ;[7] diese Unternehmen haben jedoch nur begrenzten Erfolg.[8]
Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts ändert sich die Einschätzung zu Dorat tiefgreifender. In dem ursprünglich 1960 erschienenen Dictionnaire des lettres françaises liest man noch: "Es fehlte Dorat, der durchaus Geschmack hatte, der Glaube an die Ernsthaftigkeit der Kunst und an die Notwendigkeit der Mühsal. Seine Stücke, Tragödien und Romane sind weder gut aufgebaut noch durchgeführt, und die Charaktere sind schwach."[9] Winfried Engler schreibt 1984, die Schriften Dorats würden „dort originell […], wo der Dichter persifliert“.[10]
Eine wirkliche Neubewertung und veränderte Schwerpunktsetzung vollzieht sich jedoch erst, als das Romanwerk Dorats neu bewertet wird: die beiden bis dahin wenig beachteten Briefromane Les Sacrifices de l’amour und Les Malheurs de l’inconstance wurden neu herausgegeben und als eine Brücke zwischen der sentimentalen Julie oder Die neue Heloise (1761) von Jean-Jacques Rousseau und den eiskalten Gefährlichen Liebschaften (1782) von Choderlos de Laclos erkannt. Alain Clerval, der die beiden Romane 1983 bzw. 1996 neu herausgibt, notiert: "In rund zwanzig Jahren […] schrieb der unermüdliche Dorat eine beeindruckende Zahl von Werken, die überwiegend unlesbar geworden sind, mit Ausnahme der Romane, die sich durch eine bemerkenswerte Meisterschaft auszeichnen, die Laclos ankündigt."[11]
In Deutschland wird Dorat schon im 18. Jahrhundert wahrgenommen. Dies zeigt sich insbesondere daran, dass von den 1770er Jahren an einige von Dorats Werken ins Deutsche übersetzt werden bzw. mehrere freie Bearbeitungen publiziert werden. Dabei ist keine klare Präferenz für bestimmte Gattungen feststellbar. Unter diesen Übersetzungen ist auch einer der beiden Briefromane Dorats, unter dem Titel Das Opfer der Liebe, oder Briefe der Vikomtesse von Senanges und des Chevalier von Versenay, der 1792 übersetzt wurde (siehe hierzu die Bibliographie).
Insbesondere zwischen Christoph Martin Wieland und Dorat bestand eine Verbindung. Einerseits war Dorat offenbar von Wieland beeinflusst.[12] Andererseits hatte Wieland Werke Dorats in seiner Bibliothek und hätte ihn sich offenbar als Übersetzer einiger seiner Werke ins Französische gewünscht.[13]
Eine umfassende Aufstellung der Werke Dorats findet man in der Ausgabe der Malheurs de l’inconstance von Peter Cryle.[14]
Tragödien
Komödien
Romane
Erzählungen
Einige Werke wurden noch im 18. Jahrhundert ins Deutsche übersetzt, wobei die folgende Aufstellung nicht zwischen Übersetzungen und freien Bearbeitungen unterscheidet.
Quellen
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