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deutsche Filmwissenschaftlerin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Christiane Mückenberger (* 14. Oktober 1928[1] in Gleiwitz, Oberschlesien) ist eine deutsche Filmwissenschaftlerin. Im Zuge des 11. Plenums des ZK der SED erhielt sie 10 Jahre Berufsverbot. Sie ist Mitbegründerin des Filmmuseums Potsdam.
Christiane Mückenberger wurde 1928 (ihr Geburtsjahr hielt sie lange geheim und offenbarte es erstmals öffentlich am 14. November 2019) als Tochter des damaligen Anwaltes und späteren Vorsitzenden der NDPD Lothar Bolz[2] in Gleiwitz geboren. Aufgrund dessen linksgerichteter Haltung wurde dieser 1933 als einziger nichtjüdischer Jurist aus der Anwaltskammer Schlesiens ausgeschlossen und emigrierte in die Sowjetunion.[1]
Christiane Mückenberger studierte Slawistik an der Humboldt-Universität, promovierte 1957 über „Lew Tolstoi in der deutschen Literaturkritik“[3] und arbeitete bis 1962 am Institut für Slawistik an der Akademie der Wissenschaften der DDR.[4] Durch die Begegnung mit der Filmkunst Sergei Eisensteins und des neuen polnischen Films entdeckte sie ihre Liebe zum Film. Der Anbeginn eines neuen DEFA-Films, Festivals und internationale Begegnungen zeigten eine Wende in der DDR in Weltverständnis und Kunstauffassung an, die Mückenberger als Herausforderung und Verpflichtung annahm. Sie wurde im Jahr 1963 Mitglied des gerade eröffneten Instituts für Filmwissenschaft und übernahm eine Lehrtätigkeit auf dem Gebiet der Filmgeschichte an der Filmhochschule Babelsberg.
Ihre Hinwendung zu den politisch brisanten tschechischen Filmen und ihr engagiertes Eintreten für den Film Das Kaninchen bin ich führten am 22. Dezember 1965 wegen „spießbürgerlichem Skeptizismus ohne Ufer, der dem Nihilismus Tür und Tor öffnet“[5] zu ihrer fristlosen Entlassung. Sie war damit eine der Ersten im Filmbereich, die den Reglementierungen des 11. Plenums des ZK der SED zum Opfer fiel. Sie erhielt Hausverbot in der Filmhochschule, Verbot der Teilnahme am internationalen Dokumentarfilmfestival in Leipzig und 10 Jahre Berufsverbot.[6] Ihr zweiter Ehemann Joachim Mückenberger (1926–2020), der Generaldirektor des DEFA-Spielfilmstudios war, wurde aufgrund seiner Tätigkeit ebenfalls entlassen.[7]
Bis 1975 arbeitete sie deshalb als Übersetzerin und übertrug Texte aus dem Russischen (u. a. Eisenstein) und Polnischen (u. a. Die Geschichte des Films von Jerzy Toeplitz). Außerdem schrieb sie 1968 gemeinsam mit Wolfgang Klaue das erste Konzept für ein Filmmuseum der DDR, das dann 1981 als erstes Filmmuseum Deutschlands eröffnet wurde.[8]
Nach Wiederzulassung zu Lehre und Forschung konzentrierte sie sich auf die Geschichte der DEFA und die Einbeziehung von Studenten in die Forschung, woraus zwei Dokumentarfilme entstanden. Mit Günter Jordan schrieb sie gemeinsam das Drehbuch für den Dokumentarfilm über die Anfänge des Films in Ostdeutschland: DEFA: Wurzeln.
1990 wurde sie zur Intendantin des Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm berufen. Sie sah es als ihre Verpflichtung an, dieses Festival an sich und seinen weltoffenen Geist, insbesondere auch den nach Osten offenen Blick zu erhalten. 1993 konnte sie diese Aufgabe abgeben und übernahm 65-jährig Aufgaben in der Gewerkschaftsarbeit in der IG Medien zum Thema Frauen und als Gastdozentin an der Hochschule für Fernsehen und Film München, der Universität Leipzig und Frankfurt/Main.
Im Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg, aufgenommen im Kino des Filmmuseums Potsdam, führte sie mehrere Jahre in der Sendereihe Wiederbegegnung mit DEFA-Filmen in die Filme ein und gab der Sendereihe Gesicht und Stimme.[9]
Christiane Mückenberger publizierte umfassend zum in- und ausländischen Filmschaffen.
Auf der Veranstaltung des Filmmuseums Potsdam am 14. November 2019 zu Ehren Christiane Mückenbergers würdigte die Präsidentin der Filmuniversität Babelsberg, Prof. Dr. Susanne Stürmer, die Leistungen Christiane Mückenbergers für den Film, die Filmgeschichte im Allgemeinen und die Filmuniversität Babelsberg im Besonderen, als herausragend.[10]
Beim cinefest – Internationales Festival des deutschen Film-Erbes 2021 wurde Christiane Mückenberger mit dem Reinhold Schünzel-Preis ausgezeichnet.
Christiane Mückenberger lebt in Potsdam-Babelsberg.
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