Christian Wolff wurde als Sohn des Verlegerehepaars Helen und Kurt Wolff in Frankreich geboren, wuchs aber in den USA auf, wo er ab 1941 seine Schulzeit in New York verbrachte. Seit 1948 hatte er Klavierunterricht bei Grete Sultan, die seinen Eltern von der Pianistin Katja Andy empfohlen worden war. Als er 1950 Grete Sultan seine ersten Kompositionen zeigte, meinte sie, er solle Unterricht bei John Cage nehmen, mit dem sie eng befreundet war. So lernte er durch sie bereits als 16-Jähriger den Komponisten John Cage und seinen Kreis kennen, zu dem Morton Feldman, Earle Brown, der Pianist und Komponist David Tudor, der Tänzer und Choreograph Merce Cunningham, aber auch Maler wie Robert Rauschenberg, Mark Rothko oder Philip Guston gehörten.
Wolff soll Cage die bei Pantheon Books, dem Verlag seiner Eltern, erschienene Ausgabe des I Ging geschenkt haben[1]. Er war der Jüngste in einer Gruppe von Musikern und Komponisten, die in Anlehnung an die New York School der genannten Maler des Abstrakten Expressionismus – der ersten von Europa unabhängig kreierten Kunstform Amerikas nach dem Jazz – bald ebenso genannt wurde und deren herausragendste Köpfe Cage, Feldman, Brown und Wolff waren.
Wolff engagierte sich beeinflusst durch Cornelius Cardew seit den späten 1960er Jahren auch politisch, was sich in einer Reihe von Werken niederschlug. Beispiele sind Accompaniments für einen singenden Pianisten mit Texten aus dem Buch China: The Revolution Continued, Bread and Roses für Violine nach dem gleichnamigen Lied der Frauenbewegung oder die Werkreihe Peace Marches. Weiterhin war er als Pianist und Gitarrist auch im Bereich der Improvisationsmusik tätig.
Wolff promovierte in klassischer Philologie und war seit 1962 Dozent, ab 1976 Professor am Dartmouth College in Hanover/New Hampshire; er lehrte dort neben klassischer Philologie auch Musik. 1972 leitete er einen Kurs bei den Darmstädter Ferienkursen.
(2004) Stephen Chase & Clemens Gresser, Ordinary Matters: Christian Wolff on his Recent Music, in: Tempo 58/229 (July), S. 19–27.
Stephen Chase (Hrsg.): Changing the system: the music of Christian Wolff, Farnham [u.a.]: Ashgate, 2010, ISBN 978-0-7546-6680-6
Moritz von Bredow: Rebellische Pianistin. Das Leben der Grete Sultan zwischen Berlin und New York. (Biographie, 368 S., 60 Abb. - Viele Bezüge zu Christian Wolff, John Cage und dem New Yorker Musikleben) Schott Music, Mainz, 2012. ISBN 978-3-7957-0800-9
(2013) Dominik Pensel, Open to Whom and to What? Zur Aktualität von Christian Wolffs Theorie der offenen Form, in: Positionen 95 (May), S. 39–42.