Christian Ernst Weiß war Sohn des Eilenburger Eisenwarenhändlers Friedrich Weiß und von Charlotte Auguste geb. Schmidt. Zunächst besuchte er die Knabenschule in Eilenburg. Da beide Elternteile noch vor seinem zehnten Lebensjahr starben, übernahmen Verwandte aus Merseburg die Erziehung des hochbegabten Schülers. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Gymnasiums in Merseburg begann Weiß 1854 ein Studium der Geologie und Mineralogie an der Universität Halle, wechselte ein Jahr später an die Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, wo er unter anderem von Heinrich Ernst Beyrich, Gustav Rose, Carl Ritter und seinem Onkel Christian Samuel Weiß unterrichtet wurde. Noch vor der Promotion erarbeitete er sich 1858 die Lehrbefähigung („pro facultate legendi“) an der Universität Berlin.[1] 1859 wurde er über seine Arbeit Ueber die krystallographische Entwicklung des Quarzsystems und über krystallographische Entwicklungen im Allgemeinen an der Universität Halle zum Dr. phil. promoviert.
1860 folgte Weiß einem Ruf zum Dozenten an die Bergschule in Saarbrücken. Während seiner siebenjährigen Lehrtätigkeit in Saarbrücken befasste er sich mit der geologischen Erforschung des „Pfälzisch-Saarbrückner Kohlengebirgs und mit phytopaläontologischen Studien“.[2] Insbesondere als Phytopaläontologe erreichte er in dieser Zeit wegweisende Forschungsergebnisse. 1868 wurde Weiß zum Mitglied der Geologischen Landesanstalt in Bonn ernannt und zog daraufhin an den Rhein, wo er sich als Privatdozent für Mineralogie und Geologie an der Universität Bonnhabilitierte.
Nach dem Weggang von Ferdinand Zirkel nach Leipzig wurde Weiß zum ordentlichen Professor für Mineralogie, Geognosie und Geologie an der Universität Kiel berufen.[3] Weiß entschied sich jedoch anders, trat 1872 die Professur für Mineralogie an der Bergakademie Berlin an und wurde Landesgeologe in Berlin. Neben der geologischen Landesaufnahme, die von einer entsprechenden publizistischen Tätigkeit in Form zahlreicher Karten und Erläuterungen begleitet war, arbeitete Weiß weiter auf dem Gebiet der Paläontologie. Schwerpunkt war ihm dabei die systematische Erfassung organischer Überreste und die Feststellung deren Verwandtschaft zu noch lebenden Formen. Durch die Ermittlung deren geologischer Verteilung in den Gesteinsschichten sollten Anhaltspunkte gewonnen werden, um gleich- und ungleichalterige Gebilde zu erkennen. Mit den vier Bänden der Beiträge zur fossilen Flora (1888) hinterließ er ein umfassendes Werk zu seiner Forschungsarbeit. 1882 wurde er Mitglied der Leopoldina.[4]
Am 4. Juli 1890 starb Weiß mit 57 Jahren in Schkeuditz bei Leipzig nach langer Krankheit. Teile seines Nachlasses befinden sich heute in der Paläobotanischen Spezialbibliothek am Museum für Naturkunde Chemnitz[5] und in der Lehr- und Forschungssammlung an der Technischen Universität Berlin.[6]
Ueber die krystallographische Entwicklung des Quarzsystems und über krystallographische Entwicklungen im Allgemeinen, Phil. Diss., H. W. Schmidt, Halle (Saale) 1859
Die Mineralien der Freiberger Erzgänge: E. Weiss. Bevorwortet und mit Bemerkungen versehen von B. von Cotta, 1860
Über Voltzia und andere Pflanzen des bunten Sandsteins zwischen der untern Saar und dem Rheine. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie, Jahrgang 1864, S. 279–294, Tafel V, Stuttgart 1864 (zobodat.at[PDF]).
Beiträge zur Kenntniss der Feldspathbildung und Anwendung auf die Entstehung von Quarztrachyt und Quarzporphyr, 1866
Begleitworte zur geognostischen Uebersichtskarte des kohlenführenden Saar-Rhein-Gebietes, 1868
Gliederung der Trias im Saarbrückenschen. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie, Jahrgang 1869, S. 215–219.
Fossile Flora der jüngsten Steinkohlenformation und des Rothliegenden im Saar-Rhein-Gebiete: Nebst 20 Tafeln und Textfiguren, 1869
Über Anomopteris Mougeoti. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie, Jahrgang 1871, S. 363–368, Stuttgart 1871 (zobodat.at[PDF]).
Das Vorkommen kleiner Schalenreste aus dem unteren Buntsandstein von Dürrenberg, Provinz Sachsen. Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft, XXVII, 710–712, Berlin 1875
Steinkohlen-Calamarien: mit besonderer Berücksichtigung ihrer Fructificationen, Neumann, 1876
Ueber die Entwicklung der fossilen Floren in den geologischen Perioden, 1878
Atlas von 3 lithographischen Tafeln zur Abhandlung über die Flora des Rothliegenden von Wünschendorf bei Lauban in Schlesien, 1879
Die Krystallisationsgesetze seit Ch. S. Weiß, insbesondere die Lehre von der Hemiëdrie, erörtert am Diamant, 1880
Ueber die vertikale Verbreitung der Steinkohlenpflanzen, 1881
Die Steinkohlen-führenden Schichten bei Ballenstedt am nördlichen Harzrande, A. W. Schade’s Buchdruckerei, 1882
Ueber einige Pflanzenreste aus der Rubengrube bei Neurode in Nieder-Schliesen, 1884
Zur Flora der ältesten Schichten des Harzes, 1884
Petrographische Beiträge aus dem nördlichen Thüringer Walde, 1884
Über eine Buntsandstein-Sigillaria und deren nächste Verwandte. Jahrbuch der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt und Bergakademie zu Berlin für das Jahr 1885, S. 356–361, Berlin 1886
Die Sigillarien der preussischen Steinkohlengebiete. – I. Die Gruppe der Favularien, Simon Schropp’sche Hof-Landkartenhandlung (J. H. Neumann), Berlin 1887, Digitalisiert
Beiträge zur fossilen Flora I–IV, 1888
Fragliche Lepidodendronreste im Rothliegenden und jüngeren Schichten, A. W. Schade’s Buchdruckerei, 1889
Erläuterungen zu Blatt Ludweiler – Ausgabe 17 von Geologische Specialkarte von Elsass-Lothringen / Hrsg. von der Commission für die geologische Landes-Untersuchung von Elsass-Lothringen, mit H. Grebe und Leopold van Werveke, Strassburger Druckerei und Verlagsanstalt, Straßburg 1891 (posthum veröffentlicht)
Erläuterungen zu Blatt Lubeln – Ausgabe 24 von Geologische Specialkarte von Elsass-Lothringen, Hrsg. von der Commission für die geologische Landes-Untersuchung von Elsass-Lothringen, mit H. Grebe und Leopold van Werveke, Strassburger Druckerei und Verlagsanstalt, Straßburg 1894? (posthum veröffentlicht)
Erläuterungen zu Blatt Bliesbrücken – Ausgabe 27 von Geologische Specialkarte von Elsass-Lothringen, Hrsg. von der Commission für die geologische Landes-Untersuchung von Elsass-Lothringen, mit H. Grebe und Leopold van Werveke, Strassburger Druckerei und Verlagsanstalt, Straßburg 1891 (posthum veröffentlicht)
Erläuterungen zu Blatt Wolmünster – Ausgabe 28 von Geologische Specialkarte von Elsass-Lothringen, Hrsg. von der Commission für die geologische Landes-Untersuchung von Elsass-Lothringen, mit H. Grebe und Leopold van Werveke, Strassburger Druckerei und Verlagsanstalt, Straßburg 1891 (posthum veröffentlicht)
Erläuterungen zu Blatt Roppweiler – Ausgabe 29 von Geologische Specialkarte von Elsass-Lothringen, Hrsg. von der Commission für die geologische Landes-Untersuchung von Elsass-Lothringen, mit H. Grebe und Leopold van Werveke, Strassburger Druckerei und Verlagsanstalt, Straßburg 1891 (posthum veröffentlicht)
Erläuterungen zu Blatt Bitsch – Ausgabe 39 von Geologische Specialkarte von Elsass-Lothringen, Hrsg. von der Commission für die geologische Landes-Untersuchung von Elsass-Lothringen, mit H. Grebe und Leopold van Werveke, Strassburger Druckerei und Verlagsanstalt, Straßburg 1891 (posthum veröffentlicht)
Professor Dr. phil. Christian Ernst Weiss in Die Persönlichkeiten von Eilenburg, Books on Demand, Norderstedt 2012
Sterzel, Nachruf in Jahrbuch der PGLA für 1890, CIX, Archive
Hans-Joachim Böttcher: „Weiss (Weiß), Christian Ernst“, in: Bedeutende historische Persönlichkeiten der Dübener Heide, AMF - Nr. 237, 2012, S. 105–106.