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Gattung der Familie Rötegewächse (Rubiaceae) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Pflanzengattung Chinarindenbäume (Cinchona) gehört zur Familie der Rötegewächse (Rubiaceae). Die etwa 23 Arten sind ursprünglich in Zentralamerika (Costa Rica, Panama) und im westlichen Südamerika (Bolivien, Kolumbien, Ecuador, Peru, Venezuela, Brasilien) verbreitet. Sie gedeihen in den Bergregionen.[1] Einige Arten und Hybriden werden in tropischen Gebieten zur Gewinnung des vor allem als Malariamittel bekannten Chinins weltweit angebaut.
Chinarindenbäume | ||||||||||||
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Cinchona calisaya, Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Cinchona | ||||||||||||
L. |
Cinchona-Arten wachsen selten als Sträucher, meist als Bäume. Die Borke ist meist deutlich bitter.
Bei den abgeflachten Knospen sind die Nebenblätter aufrecht und aneinander gedrückt. Die kreuz-gegenständig an den Zweigen angeordneten Laubblätter sind gestielt. Die Blattspreite ist einfach. Es sind meist gut entwickelte Domatien an den Laubblättern vorhanden. Die interpetiolaren oder nur kurz um den Zweig verwachsenen Nebenblätter sind zungenförmig bis verkehrt-eiförmig und ganzrandig; sie fallen ab.
Endständig und oft auch in den Blattachseln der obersten Laubblätter stehen über einem Blütenstandsschaft die zymösen oder rispenförmigen Blütenstände, in denen viele Blüten und Tragblätter enthalten sind.
Die gestielten, duftenden Blüten sind zwittrig, radiärsymmetrisch, fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind verwachsen. Die fünf gelben, rosa-, purpurfarben bis roten oder manchmal weißen Kronblätter sind stielteller- oder trichterförmig verwachsen. Der Kronschlund ist innen kahl oder flaumig behaart und die Kronröhre ist außen oft deutlich fünfrippig. Die fünf Kronlappen besitzen dicht bewimperte bis zottig behaarte Ränder. Es ist ein Kreis mit fünf fertilen Staubblättern vorhanden; sie sind in der Kronröhre inseriert und überragen die Kronröhre nicht oder höchstens etwas. Die kurzen bis gut ausgebildeten Staubfäden sind kahl. Zwei Fruchtblätter sind zu einem unterständigen, zweikammerigen Fruchtknoten verwachsen. In jeder Fruchtknotenkammer befinden sich viele Samenanlagen in zentralwinkelständiger Plazentation. Der Griffel endet in zwei Griffelästen mit jeweils einer kopfigen bis linealen Narbe.
Die eiförmigen bis zylindrischen oder ellipsoiden Kapselfrüchte sind meist septicidal und öffnen sich mit zwei Klappen von ihrer Basis aus; manchmal sind die Kapselfrüchte durch ein Septum loculicidal und dann öffnen sie sich vom oberen Ende ausgehend. Die steif papierartigen bis holzigen Kapselfrüchte besitzen oft Lentizellen, sind vom haltbaren Kelch umgeben und enthalten viele Samen. Die mittelgroßen Samen sind ellipsoid bis spindelförmig und etwa abgeflacht. Die Samen besitzen am Rand einen häutigen Flügel. Die Samen enthalten ein fleischiges Endosperm und die zwei Keimblätter (Kotyledonen) sind eiförmig.
Der Name hat nichts mit China zu tun und stammt wahrscheinlich vom Quechua-Wort kina-kina (auch quina-quina) „Rinde der Rinden“ als Bezeichnung für die als Heilmittel gebrauchte Rinde vom Roten Chinarindenbaum.[2]
Die botanische Bezeichnung Cinchona geht auf eine angeblich erfolgreiche Heilung der Gräfin Anna Condeza de Chinchón (1599–1640) zurück, der Gattin des spanischen Vizekönigs von Peru, die 1638 an Malaria erkrankte. Geheilt sei sie durch ein Mittel worden, das ihr ein Jesuitenpater namens Juan de Vega und Leibarzt des Vizekönigs[3] verabreicht und in dem angeblich Chinarindenbaumextrakt verarbeitet worden sein sollte. Für Carl von Linné war diese Erfolgsgeschichte der Anlass, dieser Pflanzengattung 1753 den botanischen Namen Cinchona zu verleihen.
1930 entdeckte man allerdings die Tagebücher dieser Gräfin, die nicht darauf schließen lassen, dass sie jemals an Malaria litt. Möglicherweise sollte die Erfolgsgeschichte daher bei der Vermarktung dieses Heilmittels behilflich sein.[4]
Spanische Trivialnamen sind Cascarilla, Costrona, Crespilla, Hoja de capulí, Hoja de lucma und Quina.[1]
Aus Chinarinde (auch Cinchonae cortex oder Fieberrinde genannt) können bitter schmeckende Präparate hergestellt werden. Sie enthalten China-Alkaloide.
Alexander von Humboldt nannte 1808 in seinen Ansichten der Natur neben Quina, als Bezeichnung für Chinarinde auch Cascarilla fina de Loxa und erwähnte die besondere Qualität der aus dem Städtchen Loxa stammenden Rinde der von ihm Cinchona Condaminea genannten Baumart.
Der Chinarindenbaum stammt ursprünglich aus den Bergregionen des nördlichen Südamerikas und wird vor allem in Indien und im Kongobecken kultiviert. Die Rinde des Chinarindenbaumes (Cinchona pubescens, auch Cinchona officinalis) war bereits 1640 in Europa eingeführt worden wurde früher (seit dem 17. Jahrhundert) als Medikament gegen Malaria (Wechselfieber) und andere Fieber genutzt. Gefördert wurde die Therapie bösartiger Wechselfieber durch den italienischen Mediziner Francesco Torti (1658–1741).[5] Der in der Rinde enthaltene Wirkstoff, das Chinin, wurde erstmals im Jahre 1820 durch Pierre Joseph Pelletier und Joseph Bienaimé Caventou isoliert. Neben Chinin, das industriell extrahiert wird, ist auch Chinidin und Cinchonidin enthalten. Nicht alle Arten der Gattung der Chinarindenbäume (Cinchona) enthalten den Wirkstoff jedoch gleichermaßen. Die Niederländer versuchten auf Java Cinchona calisaya anzubauen, während die Engländer in Indien versuchten, Cinchona succiruba zu kultivieren. Bei beiden Arten erwies sich jedoch, da ihre Rinde den Wirkstoff nicht in einem ausreichenden Maße enthält, um eine Extraktion wirtschaftlich zu rechtfertigen, als ungeeignet. Cinchona ledgeriana dagegen besitzt eine Rinde, die durchschnittlich 13 Prozent Chinin enthält. Sie wurde nach dem fehlgeschlagenen Versuch mit Cinchona calisaya von den Niederländern auf Java in Plantagen angebaut. Bei den in diesem Abschnitt geschilderten Arten handelt es sich heute allerdings um Synonyme.
Der Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann beschrieb 1790, er habe bei Selbstversuchen nach Einnahme der als Fiebermittel bekannten Chinarinde bei sich fieberhafte Erscheinungen festgestellt. Hierdurch soll er zur Überzeugung gelangt sein, dass eine Krankheit mit Arzneimitteln geheilt werden könne, die der Krankheit ähnliche Symptome erzeugen.[6]
Das aus der Rinde gewonnene Chinin hatte bis nach dem Zweiten Weltkrieg große wirtschaftliche und medizinische Bedeutung. Das Kina-Büro wachte seit 1922 über die Kontrolle und Förderung der Chinarindenproduktion, der Verteilung der Kontingente auf die Mitgliedsstaaten sowie die Aufrechterhaltung der Preisstabilität. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden jährlich 1500 Tonnen Chinin produziert.[7] Im Zweiten Weltkrieg wurde die Vernichtung von Chinarindenbaumplantagen zum Kriegsmittel. So fällte die japanische Armee zum Beispiel 20.000 Hektar der Chinarindenplantagen auf Java, sodass sich die Suche nach synthetisch hergestellten Ersatzstoffen verstärkte. Das ähnlich wirkende, aber mit schweren Nebenwirkungen einhergehende Atebrin war bereits 1928 durch die deutsche Firma I.G. Farben hergestellt worden. Chloroquin und Primaquin waren die ersten synthetisch erzeugten Wirkstoffe gegen die Malaria, die das natürlich erzeugte Chinin seit dem Zweiten Weltkrieg ablösten.
Aus dem Roten Chinarindenbaum (Cinchona pubescens) wird auch ein Arzneimittel gegen Verdauungsbeschwerden wie Blähungen gewonnen.
Außerdem kann der gewinnbare rote Farbstoff in seiner Wirkung ähnlich wie der Naturfarbstoff Henna verwendet werden.
Der Chinarindenbaum findet sich auf dem Wappen Perus. Der dort als quina bekannte Baum, auch aus der Quechua-Sprache übernommen, steht in einem einzelnen Feld oben heraldisch links im Wappen und soll die Natur und Pflanzenwelt Perus symbolisieren.
Die Gattung Cinchona wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 1, S. 172[8] aufgestellt. Typusart ist Cinchona officinalis L. Synonyme für Cinchona L. sind: Kinkina Adanson, Quinquina Boehmer, Pleurocarpus Klotzsch.[9][10]
Die Gattung Cinchona gehört zur Tribus Cinchoneae in der Unterfamilie Cinchonoideae innerhalb der Familie der Rubiaceae.[9]
Die etwa 23 Arten sind ursprünglich in Zentralamerika von Costa Rica bis Panama und im westlichen Südamerika von Kolumbien sowie Venezuela über Bolivien, Ecuador bis Peru verbreitet.
Es gibt etwa 24 (20 bis 26) Arten in der Gattung Cinchona:[11]
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