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Essayist Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Cheikh Anta Diop (* 29. Dezember 1923 in Thieytou (Region Diourbel); † 7. Februar 1986 in Dakar) war ein senegalesischer Historiker und Naturwissenschafter. Er war Begründer der afrozentrischen Ägyptologie, die in Fachkreisen umstritten ist.
Diop wurde 1923 in eine muslimische Wolof-Familie hineingeboren. Er war ein begabter Schüler und erlangte 1945 das Bakkalaureat in Mathematik und Philosophie an Schulen in Senegal. Im darauf folgenden Jahr reiste er nach Paris, um an der Pariser Universität Kernphysik bei Frédéric Joliot-Curie, dem Schwiegersohn Marie Curies, zu studieren. 1948 schrieb er eine Studie über seine Muttersprache Wolof, die in der Zeitschrift Présence Africaine erschien.[1]
Diop studierte auch Philosophie, Chemie und Linguistik. Neben seinem Doktoratsstudium in Paris betätigte er sich als politischer Aktivist. Von 1950 bis 1953 war er Generalsekretär des Rassemblement Démocratique Africain und Mitorganisator des ersten panafrikanischen Studenten-Kongresses 1951. 1953 heiratete er die Französin Louise Marie Maes, mit der er vier Kinder hatte.
Nach seiner Dissertation kehrte Diop nach Senegal zurück und leitete von 1963 bis 1966 Afrikas erstes Labor für Radiocarbondatierung am Institut Fondamental d'Afrique Noire in Dakar. Im Labor wurden verschiedene archäologische Funde aus ganz Afrika datiert, was Diops Hypothesen teilweise bestärkte.
1961 gründete Diop die Oppositionspartei Bloc des Masses Sénégalaises, welche von der Regierung Leopold Senghors verboten und aufgelöst wurde. 1963 gründete er die National Front of Senegal, die ebenfalls aufgelöst wurde. 1976 gründete er die Nationale Demokratische Sammlung, die wiederum unter Senghor verboten wurde. Diop zog sich daraufhin enttäuscht aus der Politik zurück, auch unter Senghors Nachfolger Abdou Diouf, welcher Oppositionsparteien zuließ.
Beim ersten Weltfestival der schwarzen Künste 1966 in Dakar wurde Diop neben W. E. B. Du Bois zu einem der bedeutendsten schwarzen Autoren des 20. Jahrhunderts gekürt. 1970 bat ihn die UNESCO, an ihrer umfangreichen General History of Africa mitzuwirken. In den 1970ern war Diop als Experte und Sprecher in verschiedenen internationalen Komitees tätig. 1981 veröffentlichte er das einflussreiche Buch Civilisation ou Barbarie, die Krönung seiner lebenslangen Forschungsarbeit. Nach seinem Tod im Jahr 1986 wurde die Université Cheikh Anta Diop de Dakar nach ihm benannt.[2]
1951 legte Diop seine Dissertation an der Universität von Paris vor. Darin entwickelte er die Hypothese, dass die alten Ägypter ursprünglich eine schwarzafrikanische Hochkultur gewesen seien. Solche Hypothesen hatte der akademische Beirat der Universität zuvor mehrmals abgelehnt, doch Diop arbeitete neun Jahre lang an seiner Dissertation, brachte neue und bessere Belege und erhielt schließlich 1960 den Doktorgrad.
Bereits 1955 hatte er die Dissertation unter dem Titel Nations nègres et culture (Schwarze Nationen und Kultur) als Buch veröffentlicht. Dies machte ihn zu einem der umstrittensten Historiker seiner Zeit. Diop argumentierte mit eigenen Beobachtungen, zitierte Herodot und Constantin François Volney, und widersprach den etablierten Ansichten Jacques-Joseph Champollions zur ethnischen Zuordnung der alten Ägypter. Ähnliche Ansichten vertraten auch andere afrozentrische Historiker, etwa William Leo Hansberry.
Die Beziehungen zwischen Ägypten und Griechenland bildeten einen Schwerpunkt seiner Forschung. Demnach waren viele griechische Wissenschaftler, wie beispielsweise Pythagoras, in Ägypten, um Mathematik zu lernen. Pythagoras soll sich 22 Jahre lang in Afrika aufgehalten haben. Die Debatte zwischen Cheikh Anta Diop und seinen damaligen Kontrahenten wird mittlerweile in der Black-Athena-Debatte über die umstrittenen Thesen des britischen Historikers Martin Bernals weitergeführt, der einen Einfluss Ägyptens auf die Kultur des Griechenlands der klassischen Antike festgestellt haben will.
Die Zivilisationsdebatte führte seiner Auffassung nach dazu, dass viele Wissenschaftler begannen, den afrikanischen Kontinent als Tabula rasa anzusehen oder die rassistische Hamitentheorie aufzustellen. Nach Anta Diop hätten die Schwarzafrikaner nicht nur Zivilisationen (Königreich Benin, Reich von Kusch, Mali, Songhai, Ghana, Swahili, Groß-Simbabwe, Aksum, Kanem-Bornu und insbesondere Ägypten) hervorgebracht, sondern beherrschten sehr früh die Technik der Metallgewinnung und -verarbeitung und hätten dadurch eine fortschreitende Urbanisierung bewirkt und auch eine fortschrittliche Verwaltung entwickelt. Städte wie Benin oder Oyo schickten sogar Studenten und Botschafter nach Portugal. Die Situation hätte sich mit der Entdeckung Amerikas 1492 und dem Sklavenhandel dramatisch geändert. Laut Anta Diop wären die afrikanischen Kulturen durch die Kolonialisierung und den Sklavenhandel nach und nach zerstört worden.
Diop zufolge begann der Kontakt zwischen Subsahara-Afrika und Europa nicht erst im 18. Jahrhundert, sondern bereits Jahrhunderte vorher, unter anderem sei die Anwesenheit afrikanischer Gelehrter in Europa bereits sehr früh belegt.
Diops Leben und Wirken ist das Thema des Dokumentarfilms Kemtiyu. Séex Anta – Cheikh Anta (2016) von Ousmane William Mbaye,[3] der auf mehreren Festivals gezeigt wurde, u. a. beim FESPACO 2017 in Ouagadougou, wo er den Preis als Bester Dokumentarfilm gewann,[4] und dem International Film Festival Rotterdam.[5] Mbaye geht in seinem Werk auf die Kontroversen um Diops Ansichten ein, verteidigt jedoch dessen Grundaussagen.[6]
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