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Chain of Custody

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Chain of Custody (abgekürzt CoC; dt. etwa Gewahrsams- und Übergabekette) bezeichnet eine chronologische Dokumentation darüber, wer ein Objekt wann, wo, zu welchem Zweck und unter welchen Sicherungsbedingungen in Besitz bzw. unter Kontrolle hatte, insbesondere wenn dessen Authentizität und/oder Integrität rechtlich, forensisch oder zertifizierungsrelevant ist.[1][2] Der Begriff wird (1) in der Forensik für Beweis-/Spurenmaterial und (2) in Lieferketten für die Rückverfolgbarkeit zertifizierter Materialien bzw. Produkte verwendet.[3]

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Begriffsherkunft und Terminologie

Der Ausdruck stammt aus dem angloamerikanischen Rechts- und Forensikkontext; custody bezeichnet dabei den tatsächlichen Gewahrsam bzw. die Kontrolle über ein Objekt und chain die lückenlose Abfolge der Übergaben/Stationen bis zur Vorlage bzw. finalen Entsorgung.[2][1] Im deutschsprachigen Raum wird der forensische Anwendungsfall häufig als Beweismittelkette bezeichnet; der lieferkettenbezogene Anwendungsfall entspricht in der Sache der Produktkette (Rückverfolgbarkeit/Claims in der Lieferkette).

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Zweck und Abgrenzung

Eine Chain of Custody dient dazu,

  • die Nachvollziehbarkeit der Handhabung (Wer? Wann? Wo? Warum?) sicherzustellen,[1]
  • die Veränderungs- und Manipulationsrisiken organisatorisch zu reduzieren (z. B. durch kontrollierte Lagerung und dokumentierte Übergaben),[4]
  • im Lieferkettenkontext Zertifizierungs- und Herkunftsaussagen (z. B. Nachhaltigkeits- oder Compliance-Claims) entlang von Transferpunkten zwischen Organisationen abzusichern.[3]

Die CoC ist damit kein Synonym für „Beweis“ oder „Rückverfolgbarkeit“ als Ergebnis, sondern bezeichnet das Verfahren und die Dokumentation, die dieses Ergebnis belastbar machen.

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Kernelemente einer Chain of Custody

Typische Minimalanforderungen (kontextabhängig) sind:

  1. Eindeutige Identifikation des Objekts (Beschreibung/ID, ggf. Siegelnummer).[4]
  2. Zeitstempel der Sicherstellung, Übergaben und relevanten Handlungen.[1]
  3. Identität der verantwortlichen Personen/Stellen (Übergebende/Empfangende; ggf. Unterschriften).[4]
  4. Zweck der Übergabe (z. B. Transport, Analyse, Lagerwechsel).[1]
  5. Sicherungs- und Lagerbedingungen (Versiegelung, Zugriffskontrolle, geschützte Aufbewahrung).[4]

Digitale Forensik

Bei digitalen Beweismitteln (z. B. Datenträger, Abbilddateien, Log-Exporte) wird die CoC typischerweise um technische Integritätsmerkmale ergänzt, insbesondere:

  • Erstellung forensischer Kopien (z. B. bitgenaue Abbilddatei) und Trennung von Arbeitskopie und Original/Archivkopie,[5]
  • Dokumentation von Hashwerten/Prüfsummen als Nachweis unveränderter Datenstände (je nach Verfahren und Organisationsstandard).[6]
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Lieferkette und Zertifizierung

In Lieferketten beschreibt CoC die nachweisgeführte Weitergabe von Eigentum/Kontrolle über Materialien/Produkte zwischen Organisationen, um bestimmte Claims (z. B. „zertifiziert“, „nachhaltig“, „konform“) über die Kette hinweg belastbar zu machen.[3] Für diesen Kontext existiert eine generische internationale Terminologie- und Modellnorm (ISO 22095).[3]

Siehe auch

Einzelnachweise

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