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jüdischer Begriff, am Ende des Sederabends des Pessachfestes gesungenes Lied Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Chad gadja (reichsaramäisch חַד גַדְיָא ‚ein kleines Lämmchen‘ oder ‚ein Kitz‘; hebräisch גדי אחד gedi echad) sind die Anfangsworte eines hebräisch/aramäischen Volksliedes, das am Sederabend zu Pessach zum Abschluss der Haggada gesungen wird. Die Botschaft des Liedes ist, dass Gott Israels der Herrscher ist, der die Welt und seine Geschöpfe regiert.[1]
Aramäisch | Hebräische Transliteration | Deutsch |
---|---|---|
חַד גַּדְיָא, חַד גַּדְיָא |
Chad gadja, chad gadja, |
Ein Lämmchen, ein Lämmchen, |
וְאָתָא שׁוּנְרָא, וְאָכְלָה לְגַדְיָא |
ve-ata schunra ve-achlah le-gadja |
Da kam das Kätzchen und fraß das Lämmchen, |
וְאָתָא כַלְבָּא, וְנָשַׁךְ לְשׁוּנְרָא |
ve-ata kalba ve-naschach le-schunra, |
Da kam das Hündchen und biss das Kätzchen, |
וְאָתָא חוּטְרָא, וְהִכָּה לְכַלְבָּא |
ve-ata chutra, ve-hikkah le-chalba |
Da kam das Stöckchen und schlug das Hündchen, |
וְאָתָא נוּרָא, וְשָׂרַף לְחוּטְרָא |
ve-ata nura, ve-saraf le-chutra |
Da kam das Feuerchen und verbrannte das Stöckchen, |
וְאָתָא מַיָּא, וְכָבָה לְנוּרָא |
ve-ata maya, ve-chavah le-nura |
Da kam das Wässerchen und löschte das Feuerchen, |
וְאָתָא תוֹרָא, וְשָׁתָה לְמַיָּא |
ve-ata tora, ve-schatah le-maja |
Da kam der Ochse und trank das Wässerchen, |
וְאָתָא הַשּׁוֹחֵט, וְשָׁחַט לְתוֹרָא |
ve-ata ha-schochet, ve-schachat le-tora |
Da kam der Schochet und schächtete den Ochsen, |
וְאָתָא מַלְאַךְ הַמָּוֶת, |
ve-ata mal'ach ha-mavet, |
Da kam der Todesengel |
וְאָתָא הַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא |
ve-ata ha-Kadosch Baruch Hu |
Da kam der Heilige, gesegnet sei ER* |
* "der Heilige, gesegnet sei ER" ist eine sehr geläufige Umschreibung für Gott
Die Überlieferung in fehlerhafter aramäischer Sprache deutet darauf hin, dass das Lied zu einer Zeit verfasst wurde, als die aramäische Sprache nur noch mangelhaft beherrscht wurde. Belegt ist das Lied erstmals in einer Siddur-Handschrift von 1406. 1590 wurde Chad Gadja als heiteres Schlusslied in die Prager Haggada (Buch des Pessach-Festes) aufgenommen.
Andere Quellen vermuten den Ursprung des Liedes in der deutschen Volksballade Der Bauer schickt den Jockel aus, die ihrerseits auf einem alten französischen Wiegenlied beruhen soll. Dagegen spräche jedoch, dass der Jockel erst seit 1609 im Druck belegt ist, somit also die Jockel-Ballade eher von Chad gadja inspiriert wurde.[2]
Chad gadja gehört zur literarischen Gattung der Zählgeschichte, die ihren Ursprung in der jüdischen Kultur haben dürfte. Nach Meinung der Volksliedsammler Ludwig Erk und Franz Magnus Böhme ist die älteste schriftlich überlieferte Zählgeschichte das ebenfalls jüdische Lied von den zwölf heiligen Zahlen.[3]
Jüdische Kommentatoren haben das Lied auf verschiedene Weise allegorisch interpretiert: Das Lämmchen steht für das jüdische Volk, das von Gott mit zwei Münzen (Aaron und Moses) gekauft und in der Folge von verschiedenen Völkern unterdrückt wird, bis zur abschließenden Hoffnung auf messianische Erlösung.
Es wurden viele Interpretationen des Pijjut gemacht, etwa:
Heinrich Heine knüpft an diese Tradition an, indem er im Rabbi von Bacherach den Narren Jäkel ein "Lied aus der Agade" singen lässt. Alle Strophen vom "Böcklein" bis zum "Todesenglein" werden zitiert. Nur die letzte Strophe lässt Jäkel aus, spricht seinen jüdischen Zuhörern aber noch von der Rache Gottes.[5]
Auch christliche Schriftsteller aus dem Zeitalter der Aufklärung wie Hermann von der Hardt, Johann Christoph Wagenseil und Johann Christian Georg Bodenschatz befassten sich mit der Thematik von Chad gadja.
In Anlehnung an das Lied ist Chad Gadja auch der Name einer täglichen Kolumne der Zeitung Ma’ariv, die ca. 30 Jahre lang von Ephraim Kishon betreut wurde.
Chad Gadja wurde 1976 vom italienischen Musiker Angelo Branduardi unter dem Titel Alla fiera dell’est (auch engl. Highdown Fair) adaptiert und bekannt gemacht. Aus dem Lämmchen wurde dabei eine Maus.
Verwandte Lieder im englischen Sprachraum sind The House that Jack built und I know an old Lady who swallowed a Fly.
El Lissitzky schuf eine Folge von Farblithographien zum Chad gadja, die 1919 in Kiew in nur 75 handabgezogenen Exemplaren veröffentlicht wurde.
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