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Certoparin

chemische Verbindung Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Certoparin
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Certoparin (Handelsname Mono-Embolex[3]) ist ein Arzneistoff zur Hemmung der Blutgerinnung. Es gehört zur Gruppe der niedermolekularen Heparine (NMH). Certoparin hat ein breites Anwendungsspektrum zur Prophylaxe und Therapie von tiefen Venenthrombosen (TVT) und wird unabhängig vom Thromboserisiko, der Nierenfunktion und dem Körpergewicht in fixen Standarddosierungen eingesetzt. Während der Hämodialyse kann es zur Antikoagulation bei extrakorporalem Kreislauf eingesetzt werden. Das im Handel befindliche Präparat wird in Europa produziert und ist in Deutschland zugelassen.

Schnelle Fakten Strukturformel, Allgemeines ...

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Pharmakologie

Zusammenfassung
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Certoparin wird durch Depolymerisation aus unfraktioniertem Heparin gewonnen.[4] Es hat ein Molekulargewicht im Bereich von 4200 bis 6200 Dalton. Im Vergleich zu unfraktioniertem Heparin (UFH) hat Certoparin ein deutlich höheres Verhältnis von anti-Xa- zu anti-IIa-Aktivität (im Mittel etwa 2,2). Die überwiegende Hemmwirkung auf den Faktor Xa wird über Antithrombin vermittelt (ca. 100 I.E. anti-Xa/mg). Die aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT) wird nur geringfügig beeinflusst. In den zur Prophylaxe verwendeten Dosen werden die Standardgerinnungstests nur unwesentlich beeinflusst. In therapeutischen Dosen führt es zu einer Verlängerung der Gerinnungszeit beim Heptest bzw. zu einer Erhöhung der anti-Xa-Aktivität im Plasma.

Die pharmakokinetischen Parameter von Certoparin werden (indirekt) über die Messung der anti-Xa-Aktivität im Plasma bestimmt. Eine direkte Korrelation der anti-Xa-Aktivität mit der antithrombotischen Wirksamkeit ist jedoch nicht gegeben. Eine Gerinnungsüberwachung ist in der Regel nicht erforderlich.[4][5][6]

Subkutan appliziertes Certoparin wird rasch resorbiert, die anti-Xa-Aktivität erreicht nach 2 bis 4 Stunden ihr Maximum.[4][5] Die Halbwertszeit (t ½) der Hemmung des Faktor Xa bei einer einmaligen Gabe von 3.000 I.E. Certoparin-Natrium subkutan beträgt im Median 4,3 Stunden. Im Vergleich liegt der Median des UFH bei 2,2 Stunden. Die Bioverfügbarkeit von Certoparin beträgt etwa 90 %.[7] Die Metabolisierung findet hauptsächlich in der Leber statt.

Bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz wird empfohlen, die Dosis individuell auf der Basis von anti-Xa-Bestimmungen anzupassen.[5]

Eine antikörpervermittelte Thrombozytopenie (HIT Typ II) tritt unter Certoparin nur selten auf.[4][5]

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Anwendung

Certoparin wird in je fixer Dosierung in der Prophylaxe venöser thromboembolischer Ereignisse und in der Therapie tiefer Venenthrombosen angewendet. Es wird subkutan, am häufigsten im Bauchbereich, gespritzt. Die intramuskuläre Anwendung ist kontraindiziert.

In der Dialysebehandlung wird eine Certoparin wird zu Beginn als Einmaldosis intravenös verabreicht; die Bolusgabe kann mit einer Infusion von 600 I.E./Stunde in den arteriellen Schenkel ergänzt werden.

Bei Blutungen kann Protamin als Antidot eingesetzt werden.[8] Die Überleitung von direkten oralen Antikoagulantien (DOAK) auf Certoparin ist möglich. Eine allgemeine Anleitung findet sich in der Leitlinie der European Heart Rhythm Association (EHRA).[9] Umgekehrt ist auch die Überleitung von der Certoparin-Therapie zur oralen Weiterbehandlung möglich.[5]

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Indikationen

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Certoparin hat ein breites Anwendungsspektrum mit Zulassungen in folgenden Indikationen:[4][5]

Prophylaxe von tiefen Venenthrombosen bzw. thromboembolischer Ereignissen

Für die Prophylaxe von tiefen Venenthrombosen bzw. thromboembolischer Ereignisse:

  • Allgemeinchirurgie: Peri- und postoperative Primärprophylaxe tiefer Venenthrombosen bei Patienten mit mittlerem thromboembolischen Risiko
  • Orthopädische Chirurgie: Peri- und postoperative Primärprophylaxe tiefer Venenthrombosen mit hohem thromboembolischen Risiko
  • Innere Medizin: Prophylaxe venöser thromboembolischer Ereignisse (VTE) bei nicht-chirurgischen Patienten mit einem erhöhten Risiko für VTE und bei Immobilisation aufgrund einer akuten Erkrankung wie beispielsweise akute Atemwegserkrankungen, Herz- und Gefäßerkrankungen, akute infektiöse bzw. entzündliche Erkrankungen, gastrointestinale Erkrankungen oder neurologische Erkrankungen
  • Neurologie: Primärprophylaxe venöser thromboembolischer Ereignisse bei Patienten mit akutem ischämischem Schlaganfall (Certoparin besitzt als einziges NMH diese Indikation).
  • Hämodialyse: Antikoagulation bei extrakorporalem Kreislauf während der Hämodialyse

Therapie von tiefen Venenthrombosen

Eine Lungenembolie kann mit Certoparin behandelt werden, wenn gleichzeitig eine TVT besteht.

Certoparin kann sowohl in der Prophylaxe wie auch in der Therapie der VTE bei Niereninsuffizienz eingesetzt werden. Bei Patienten mit schwerer Beeinträchtigung der Nierenfunktion ist der Wirkstoff mit Vorsicht (Prophylaxe) bzw. besonderer Vorsicht (Therapie) angewendet werden.[4][5]

Klinische Studien

Zusammenfassung
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Certoparin wurde 1989 erstmals zugelassen und seitdem breit angewendet.[10] Die Zulassungen in den oben genannten Indikationen basieren auf den Daten umfangreicher klinischer Studien.

Die wichtigsten in den Fachinformationen genannten Studien[4][5] sind in der Tabelle zusammengefasst:

Weitere Informationen Akronym, Indikation ...

Abkürzungen: n= Zahl der Patienten. MC= multizentrisch, R= randomisiert, DB= doppelblind, O= offen

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Gegenanzeigen

Certoparin darf, wie andere niedermolekulare Heparine auch, nicht angewendet werden bei: Überempfindlichkeit gegen das Wirkstoffgemisch und/oder Heparin, bei aktueller oder aus der Anamnese bekannter immunologisch bedingter Thrombozytopenie (Typ II) auf Heparin, Blutungsneigung, akuten oder kurz zurückliegenden Blutungen (u. a. im Gehirn, Augen). Weitere Gegenanzeigen sind Magen-Darm-Geschwüre, unkontrollierbarer schwerer Hypertonie, schwere Beeinträchtigung der Leberfunktion, Endokarditis.[4][5]

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Einzelnachweise

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