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Britischer Betreiber von Freizeit-, Ferien- und Vergnügungsparks Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Butlin’s, gegründet als Butlin’s Holiday Camps („Butlins Ferienlager“), nach jüngstem Rebranding Butlin’s Skyline Ltd., ist ein britisches Unternehmen und Betreiber von Freizeit-, Ferien- und Vergnügungsparks. Gegründet durch den Unternehmer Billy Butlin (1899–1980), erreichte Butlin’s in den 1940er bis 1960er Jahren durch den Betrieb von auf Masse ausgelegten Urlaubslagern ein Millionenpublikum.
Butlin’s Skyline Ltd. | |
---|---|
Rechtsform | Ltd. |
Gründung | 1936 |
Sitz | Hemel Hempstead, Vereinigtes Königreich |
Mitarbeiterzahl | 3571 (2010) |
Umsatz | 241 Mio. £ (290 Mio. EUR) (2019)[1] |
Branche | Freizeit und Gaststätten |
Website | butlins.com |
Butlin’s erlitt ab Ende der 1960er bedingt durch den gesellschaftlichen Wandel in der britischen Mittelschicht und neue günstige Ferienangebote am Mittelmeer erhebliche wirtschaftliche Rückschläge. 1972 fiel das Unternehmen an The Rank Organisation. In den 1980ern wurde die Hälfte aller Standorte geschlossen. Rank veräußerte Butlin’s im Zuge der Unternehmensauflösung an Haven Holidays, welches 2000 von Bourne Leisure aufgekauft wurde und 2022 an Harris Trusts weiterveräußert wurde. Butlin’s betreibt heute nur noch drei von früher zehn großen Urlaubslagern.
Für die Tradition des englischen Holiday Camps gibt es keine direkte deutsche Entsprechung: Die Übersetzung als Ferienlager (englisch: Summer Camp) ist irreführend, denn Holiday Camps waren das ganze Jahr hindurch für Erwachsene (und deren Partner bzw. Familien) gedacht, und nicht wie ein Ferienlager für Minderjährige und deren Begleitung. Die Unterbringung von Urlaubern der Unter- und Mittelschicht in großen Lagern hatte 1894 mit Cunningham’s Camp begonnen und sich weiter ausgebreitet, so war 1924 Potter’s Camp der Vorreiter der Branche, bevor Butlin’s diesen Wettbewerber ablöste. William Butlin hatte selbst einmal Ferien erlebt, in denen er als Pensionsgast an einem Regentag von der Hausherrin ins Freie verbannt worden war: Entsprechend sorgte er dafür, dass seine Gäste auch bei schlechtem englischen Wetter komfortabel entspannen können sollten.
Butlin’s warb damit, dass für einen durchschnittlichen Arbeiter-Wochenlohn eine ganze Woche Urlaub gebucht werden konnte (Werbespruch: A weeks holiday for a weeks pay), eingeschlossen die Unterkunft in den uniformen Ferienhütten (chalets) der Lager, drei Mahlzeiten am Tag und alle Einrichtungen und Annehmlichkeiten des Lagers.[2]
Ein wesentliches Element der Lager war von der Gründung bis in die 1970er Jahre ein entsprechender Egalitarismus: Eingeteilt auf zwei Mittagsschichten wurde das gleiche Menü für alle serviert. Die Vergnügungen (etwa Tanz, Tombola, gemeinschaftliches Singen, abendliche Entertainer, aber auch Nonsens-Wettbewerbe wie „Schnellster Frittenfresser“, „Knubbligstes Knie“, „Glänzendste Glatze“) waren zeitlich straff getaktet und begleitet von häufigen Lautsprecherdurchsagen. Bars, „Südsee“-Lounges, Eisdielen, Spielhallen, Snooker- und Dart-Räume waren weit ausgedehnte Räumlichkeiten und konnten die breite Masse der Urlauber gleichzeitig aufnehmen. Kinder fanden Unterbringung in kindergartenähnlichen Spielzimmern. Wassersport konnte in beheizten Schwimmbädern betrieben werden; Kirmes-Plätze ergänzten das Angebot. Sportliche Events im Freien waren die Spiele Dreibeinlauf, Eierlauf und Eselreiten. Geweckt wurde um sieben Uhr morgens, in die Nachtruhe verabschiedet wurden Gäste um spätestens 23:15 mit einem letzten gemeinschaftlichen Loblied auf Mr. Butlin.[2]
Ein weiterer Werbeslogan war Our True Intent Is All For Your Delight, was Shakespeares Ein Sommernachtstraum entlehnt ist, dort aber mit der Fortsetzung des Zitats … We Are Not Here eigentlich die gegenteilige Bedeutung hatte: „die wahre Absicht ist – Zu Eurer Lust allein / Sind wir nicht hier!“ (5. Aufzug, 1. Szene, nach Schlegel). Butlin selbst hatte diesen Spruch, angeblich ohne Kenntnis der Herkunft, bereits in frühen Jahren für sein Unternehmen gewählt und ließ ihn an zahlreichen Stellen als Leuchtreklame aufstellen.[2] Weitere besonders einprägsame Marketingkampagnen enthielten das Motto Butlin’s by the sea (Butlin’s am Meer) sowie in den 1970ern A holiday that’s out of this world, wobei zwei Außerirdische namens Toots & Ploots als Maskottchen auftraten.
Eine Besonderheit in den Camps sind die Butlins Redcoats, eine Truppe von rot livrierten Unterhaltern, Gesellschaftern und Dienstleistern in den Lagern. Ihr Erkennungsmerkmal ist ein signalrotes Jackett; weitere Details der Uniform variierten. Butlin, der in seinem ersten Lager feststellte, dass die Gäste seines dorfähnlichen Lagers unter sich blieben und sich zum Teil langweilten, organisierte mit Norman Bradford einen Entertainer für die Gäste und baute nach dessen erfolgreichem Debüt eine ganze Truppe auf. Die Rolle des Redcoats wurde zu einem Standard-Einstieg in eine britische Entertainer-Karriere. Zu denen, die in Butlin’s-Lagern ihre Karriere begannen, zählen etwa Stephen Mulhern, der Sänger Clinton Ford (1931–2009), Russ Hamilton, Des O’Connor, Fernsehgröße Jimmy Tarbuck (* 1940) oder Michael Barrymore. Um 1957 trat auch Paul McCartney mit seinem Bruder Mike bei einem Talentwettbewerb im Feriencamp, wo sie bereits in den 1940er Jahren gewesen waren, auf. Die beiden sangen Bye Bye Love von den Everly Brothers. Für einen Gewinn hielt man sie dort jedoch nicht für talentiert genug.[3]
Mit der Konkurrenz durch Pauschalreisen ans Mittelmeer blieben die besser situierten Gäste immer mehr aus, und die Lager wurden ab den 1970ern immer mehr von Halbstarken und Alleinstehenden besucht sowie von Freizeitclubs, die hier Meisterschaften in Snooker oder Kartenspiele austrugen. Fernsehparodien und -dokumentationen beleuchteten den Alltag in den Lagern und deckten auch Skandale auf: Butlin hatte auf verschiedene Weisen dafür gesorgt, dass Urlauber unter der Hand (außerehelichen) erotischen Aktivitäten nachgehen konnten.[4]
Für 43 Millionen britische Pfund verkaufte Bobby Butlin, der Sohn des Unternehmensgründers, 1972 alle Einrichtungen an The Rank Organization. Mit diesem Eigentümerwechsel begannen grundlegende Änderungen: Die neuen Betreiber schafften die Gemeinschafts-WCs und zentralen Lautsprecheranlagen ab, ließen die Ansiedlung von Fast-Food-Restaurantketten, Kinos und Einkaufszentren auf den Geländen zu und beendeten damit den Pauschalurlaub in den zu Centern umfunktionierten Camps. Mitte der 1980er Jahre wurden fünf unprofitable Lager ganz geschlossen, während weitere fünf stattdessen weiter modernisiert und ausgebaut wurden.
In den späten 1990ern wurden in den verbliebenen fünf Parks sogenannte Skyline pavillons errichtet und mit jeweils einer Splash Waterworld die Badeattraktionen ausgeweitet. Mit der Marke Ex More Adventures entwickelte Butlin’s später neue Attraktionen wie Kletterwände, Reit- und Fahrzeugsafaris sowie Gelegenheiten zum Angeln, Tauchen und Wassersport, die in den verbliebenen drei Parks angeboten werden.
Zwischen 1986 und 2017 dienten die Lager Minehead und Skegness als Veranstaltungsort für die Spring Harvest, mit zehntausenden Besuchern das größte christliche Festival des Vereinigten Königreichs, auf dem etwa christliche Bands und Prediger auftreten.
Butlin’s bedeutendstes Standbein waren die Holiday Camps (Ferienlager), welche später nach Modernisierungen auch als Holiday Centre (Ferienzentrum), Holiday Village (Feriendorf), Holiday World (Ferienwelt) und zuletzt als Resort bezeichnet wurden oder werden. Folgende drei Lager werden bis heute von Butlin’s betrieben (in Reihenfolge der Eröffnung):
Folgende Lager wurden geschlossen oder werden heute von neuen Eigentümern betrieben:
Neben den oben genannten Lagern betrieb Butlin in den 1930ern weitere Vergnügungsparks und kaufte in den 1950er Jahren zahlreiche Hotels in Wales und England abseits der Lager. Ein weiteres Urlaubslager in Norfolk hatte Butlin in den frühen 1950er Jahren projektiert, nach der Flutkatastrophe von 1953 gab er die Pläne auf; Holme Dunes ist heute ein Naturschutzgebiet.
Zahlreiche britische und amerikanische Unterhaltungsikonen waren bei Butlin’s unter Vertrag oder wurden für Auftritte engagiert.
Verschiedene Kinderbücher stellten die Vorzüge der Lager dar, darunter John Creasey The Toff at Butlins. (1954) und von Frank Richards Billy Bunter at Butlins (1961).
Die von Butlin errichteten Lager dienten als Drehorte für verschiedene Filmproduktionen, darunter etwa Holiday Camp (1947), Dschungel der Schönheit (1964), Die Lederjungen (1964), Doctor Who (Staffel 24, 1987), Redcoats (Dokuserie, 2001–2003) und Gavin & Stacey (Serie, 2007–2010).
In Tommy (1975) gibt es das Bernie’s Holiday Camp, in welchem Greencoats als Entertainer wirken. Die Serie Hi-de-Hi! (1980–1988) spielte in dem fiktiven Lager Maplin’s Holiday Camp, mit Yellowcoats als Entertainern.
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