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Wäschestück zur Stützung und Formung der weiblichen Brust Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Büstenhalter (in Österreich auch Busenhalter) (beide Bezeichnungen abgekürzt und umgangssprachlich BH) ist ein Kleidungsstück und Wäschestück, das die weibliche Brust stützen und formen soll. Mit wenigen Ausnahmen wird er von Frauen ausschließlich als Teil der Unterwäsche getragen.
Die Sitte, die Brüste zu bedecken und zu stützen, reicht mindestens ins antike Griechenland zurück. Im Jahr 2500 v. Chr. verdeckten minoische Frauen auf Kreta ihre Brüste. In griechischen Stadtstaaten wie Sparta sollen sich Frauen bei der Teilnahme an Sportveranstaltungen die Brüste abgebunden haben, um männlicher zu erscheinen. In der römischen Antike bedeckten und stützten Frauen ihre Brust mit der Fascia pectoralis.
Im Jahre 2008 wurden bei Umbauarbeiten in der Decke zwischen dem ersten und dem zweiten Obergeschoss im Osttiroler Schloss Lengberg (Österreich) über 2700 Textilfragmente entdeckt, darunter vier Büstenhalter mit deutlich erkennbaren Körbchen, die nach den Ergebnissen ihrer Radiocarbondatierung aus der Zeit zwischen 1440 und 1485 stammen. Zwei der Funde sahen wie heutige Büstenhalter aus, die beiden anderen wie ärmellose Hemden mit Körbchen. Ein Büstenhalter bestand aus feinem Leinen mit dekorativer wertvoller Nadelspitze.[1][2][3]
Anfang des 19. Jahrhunderts waren vorwiegend einfache Leibchen üblich. Da sich dabei die Brustwarzen abzeichneten, kamen wattierte „Brustverbesserer“ auf, die einem BH schon sehr ähnlich sahen und auch später über dem Korsett getragen wurden. Hugo Schindler aus Mariaschein in Böhmen meldete bereits 1893 einen Büstenhalter beim „Eidgenössischen Amt für geistiges Eigentum“ zum Patent an.[4] Dieser hatte zwei an einem Gürtel befestigte Kappen, die oben mit Bändern befestigt wurden.[5] Das erste Patent auf ein Frauenleibchen als Brustträger wurde von der Dresdnerin Christine Hardt am 5. September 1899 angemeldet.[6] Er bestand aus zusammengeknüpften Taschentüchern und Männerhosenträgern und war verstellbar. Die Französin Herminie Cadolle meldete im Jahr 1889 ein Patent auf einen Büstenhalter an.[7] Der schwäbische Korsettmacher Wilhelm Meyer-Ilschen aus Cannstatt entwickelte 1904 seine „Bruststütze ohne Unterteil“ (erst später patentiert). Sein Schwiegervater Sigmund Lindauer, auch aus Cannstatt, ließ 1912 in seiner Firma S. Lindauer & Co den ersten Büstenhalter in Serienfertigung gehen (Marke Prima Donna); er hatte ein kaiserliches Patent auf den ersten BH ohne Längs- und Querstützen aus Fischbein und Knochen. Lindauers „Hautana“ machte rund um den Globus Karriere. Weltweit folgte eine Vielzahl weiterer Patentierungen.
Etwa gleichzeitig mit Hugo Schindler erfand in den Vereinigten Staaten Mary Phelps Jacob einen Ersatz für das Mieder: Aus zwei Tüchern und einigen Bändern fertigte sie ein Wäschestück, um ihre Brüste zu bedecken. 1914 ließ sie diese Erfindung patentieren und verkaufte das Patent anschließend für 1500 $ an die Warner Brothers Corset Company.
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts löste der Büstenhalter das Korsett ab. Die ersten Modelle bestanden aus Leinen. Ab den 1920er Jahren wurden sie auch aus Seide, Musselin oder Batist hergestellt. Zu Beginn der 1930er Jahre wurden in den Vereinigten Staaten erstmals die noch heute bekannten Standardgrößen (A-, B- und C-Körbchen) eingeführt. Erst 1947, mit dem so genannten New Look, verdrängte der Büstenhalter endgültig das Mieder. Es gab fortan BH mit verstärkten Körbchen (mit Fischbein-, später Metallbügel unterhalb der Schalen), wattierte und verstärkte BH, Push-ups, BH ohne Verschluss, Verschluss hinten oder vorn.
Ebenso wie andere Kleidungsstücke durchlief der BH eine Vielzahl von Formen und Moden: knabenhaft in den 1920er Jahren, rund in den 1930ern und spitz in den 1950er Jahren. Sport-Büstenhalter („Jogbra“) gibt es seit 1978.[10] Ab 1994, mit der Einführung des „Wonderbras“ und neuer Materialien, kam es zu einem neuen Lingerie-Boom. Der teuerste jemals produzierte BH ist der juwelenbesetzte Fantasy Bra aus dem Jahr 2000, der mit einem Kaufpreis von 15 Mio. Dollar im Guinness-Buch der Rekorde eingetragen wurde.
Ein Büstenhalter besteht aus zwei geformten, miteinander verbundenen Körbchen („Cups“) zur Aufnahme der Brüste, zwei über beide Schultern führende Träger zur vertikalen Stabilisierung und einem am Rücken oder vorn verschließbaren Band zur horizontalen und eigentlichen Stabilisierung. Handelsübliche Büstenhalter haben meistens einen rückwärtigen Verschluss (dann oft in Form von Hafteln), der aber auch vorderseitig zwischen den Körbchen liegen kann („französischer Verschluss“). Erhältlich sind auch Kombinationen der Grundtypen sowie Sonderformen mit Reißverschlüssen, Knöpfen oder seitlichem Verschluss.
Sowohl die beiden Schulterträger als auch das Rückenteil lassen sich zur Feinanpassung verstellen, z. B. ist der Rückenverschluss zur Weitenregulierung meist in zwei oder drei verschieden weit entfernte Ösen einhakbar. Weder Schulterträger noch Rückenband sollen beim Tragen in die Haut einschneiden, unter dem Rückenband sollten noch zwei Finger Platz haben. Sitzt es nicht waagerecht, sondern ist nach oben verschoben, so ist entweder ein kleineres Unterbrustmaß oder ein größeres Körbchen zu wählen.
Allgemeine BH-Formen:
Modellierende BH:
BH zu Sportzwecken:
Medizinische BH:
Büstenhalter bestehen meist aus einem Mix mehrerer Materialien:
Bei Maschinenwäsche empfiehlt sich das Waschen von Bügel-BHs in besonderen Wäschenetzen, da herausrutschende Bügel unter Umständen zu Schäden an der Waschtrommel führen können. BH mit aufwendigen Spitzenverzierungen oder Stickereien wäscht man schonender im Wollprogramm oder mit der Hand.
Die Größe eines BHs wird in allen Ländern durch die Kombination aus einer Zahl und einem Buchstaben, beispielsweise 75B, gekennzeichnet. Die Zahl gibt die Unterbrustbandweite an und sagt aus, bei welchem Unterbrustumfang der BH passt. Der Buchstabe gibt die Körbchengröße an und sagt aus, bei welcher Brustgröße der BH passt. In verschiedenen Ländern gibt es unterschiedliche Größensysteme, die teilweise in offiziellen Normen festgeschrieben werden. Trotz dieser Normierung passen BHs oft nicht richtig (siehe Abschnitt BH-Anpassung).
Die BH-Größen stützen sich auf zwei Messwerte in Zentimeter:
Erschwerend bei der Wahl der richtigen BH-Größe können neben unterschiedlich großen (asymmetrischen) Brüsten auch zeitlich begrenzte Schwankungen in der Brustgröße sein. BH-Größen, die nach unterschiedlichen Messmethoden und bei unterschiedlicher Füllung der Lunge mit Luft ermittelt werden, variieren bis zu mehreren Größen des Unterbrustbandes und noch deutlicher in der Körbchengröße.[11]
Eine alternative Methode zur Bestimmung der Körbchengröße beruht auf der Messung des Halbbrustumfangs[12] und umgeht somit die Schwierigkeiten bei der Differenz zwischen den beiden unabhängigen Messungen von Brustumfang und Unterbrustumfang.
Da bei der üblichen Messmethode an zwei verschiedenen Höhen des Rumpfes gemessen wird, der Umfang des Rumpfes zu den Schultern hin im Normalfall aber zunimmt, entsteht ein systematischer Fehler. Athletische Frauen mit ausgeprägt V-förmigem Oberkörper können so bei der traditionellen Bestimmung der BH-Größe einen zu großen Cup erhalten. Einige Messmethoden verwenden daher die Differenz zwischen Brustumfang und Brustkorbumfang (maximaler horizontaler Umfang gemessen bei normaler Atmung und aufrechter Haltung, das Bandmaß über die Schulterblätter, unter den Achseln und über die Brust) zur Ermittlung der Körbchengröße. Im britischen System wird auch der Brustkorbumfang als direktes Maß für die Unterbrustbandgröße verwendet.
Im Nachfolgenden wird ausschließlich das Europäische BH-Größensystem aufgeführt, das auch in Deutschland gebräuchlich ist. Für andere BH-Größensysteme, siehe → Internationale Büstenhalter-Größensysteme.
Viele Hersteller haben außerdem eigene Größensysteme, und auch Modelle desselben Herstellers können trotz gleicher Größe unterschiedlich ausfallen.
Unterbrustumfang | Unterbrustbandgröße | ||||
---|---|---|---|---|---|
cm | EU | FR BE ES |
IT | AU NZ | |
58–62 | 60 | 75 | 0 | 6 | |
63–67 | 65 | 80 | 1 | I | 8 |
68–72 | 70 | 85 | 2 | II | 10 |
73–77 | 75 | 90 | 3 | III | 12 |
78–82 | 80 | 95 | 4 | IV, IIII | 14 |
83–87 | 85 | 100 | 5 | V | 16 |
88–92 | 90 | 105 | 6 | VI | 18 |
93–97 | 95 | 110 | 7 | VII | 20 |
98–102 | 100 | 115 | 8 | VIII | 22 |
103–107 | 105 | 120 | 9 | IX, VIIII | 24 |
108–112 | 110 | 125 | 10 | X | 26 |
113–117 | 115 | 130 | 11 | XI | 28 |
118–122 | 120 | 135 | 12 | XII | 30 |
123–127 | 125 | 140 | 13 | XIII | 32 |
128–132 | 130 | 145 | 14 | XIIII | 34 |
Differenz [cm] | Körbchen |
---|---|
10–12 | AA |
12–14 | A |
14–16 | B |
16–18 | C |
18–20 | D |
20–22 | E |
22–24 | F |
24–26 | G |
26–28 | H |
28–30 | I |
30–32 | J |
32–34 | K |
34–36 | L |
36–38 | M |
38–40 | N |
40–42 | O |
42–44 | P |
44–46 | Q |
46–48 | R |
48–50 | S |
50–52 | T |
52–54 | U |
54–56 | V |
56–58 | W |
58–60 | X |
60–62 | Y |
62–64 | Z |
64–66 | ZZ |
66–68 | ZZZ |
Die Größenangabe der Büstenhalter ist innerhalb Europas in der Norm EN 13402 (Größenbezeichnung von Bekleidung) festgelegt.[13] Die Unterbrustbandgröße (g) entspricht dem auf 5 cm gerundeten Unterbrustumfang (u). Die Körbchengröße (c) ergibt sich aus der Differenz zwischen Brustumfang (b) und der Unterbrustbandgröße (g); die Bezeichnungen sind prinzipiell alphabetisch beliebig erweiterbar.
Das europäische System hat gegenüber verschiedenen anderen Systemen einige Vorteile:
Hervorzuheben ist, dass die Körbchengröße auf Basis der auf volle 5 cm gerundeten Unterbrustbandgröße (g) ermittelt wird. Die messtechnisch ermittelte Differenz aus Brustumfang (b) und Unterbrustumfang (u) kann nicht unmittelbar in eine Körbchengröße überführt werden. Zum Beispiel führen die Messwerte b=96 cm und u=76 cm zu einer BH-Größe von 75E, die Messwerte b=99 cm und u=79 cm jedoch zu einer BH-Größe von 80D. Trotz identischer gemessener Differenz von 20 cm unterscheiden sich die Körbchengrößen.
Die europäischen bzw. deutschen Kleidergrößen (k) beruhen ebenfalls auf dem Brustumfang, indem 6 vom gerundeten und halbierten Messwert abgezogen wird. Dementsprechend sollte theoretisch einer Frau mit der Kleidergröße 38 abhängig von ihrem Unterbrustumfang ein BH der Größen 60G–J, 65D–H, 70B–E oder 75A–C passen, umgekehrt sollte eine Frau mit der BH-Größe 75B gut in Kleider der Konfektionsgröße 38 oder 40 passen.
Im Internet gibt es zahlreiche BH-Größen-Rechner, die jedoch unterschiedlichste Rechenmodelle zugrunde legen.
Das Tragen eines stützenden Büstenhalters ist empfehlenswert bei großen Brüsten und Bewegungsabläufen mit andauernden, starken und ruckartigen Belastungen, wie sie beim Joggen oder vielen Ballsportarten auftreten können. Die Stützung soll eine dauerhafte Dehnung der pektoralen Retinacula vermeiden, was zu einer irreversiblen Absenkung der Brust führen kann. Ein spezieller Sport-BH kann die Belastung des Brustgewebes auf etwa 25 % reduzieren, während beim Tragen eines T-Shirt-BHs die Belastung noch 62 % beträgt.[17] Männer mit einer ausgeprägten Gynäkomastie können durch das Tragen eines Büstenhalters eine Schmerzlinderung erreichen; die Belastung des Brustgewebes kann dadurch stark vermindert werden.
Mit zunehmendem Alter sinkt die Elastizität des straffen Bindegewebes. Einige Studien halten es für möglich, dass dieser Effekt beim Tragen eines BH durch die ständige Entlastung von Bindegewebsfasern und Muskulatur verstärkt wird.[18][19][20] Bei sehr großen Brüsten, die vom BH nicht angehoben werden, kann sich die Haut in der Brustfalte entzünden.[21] Wenn durch einen schlecht angepassten BH zu viel Gewicht auf die Schultern übertragen wird, kann dies zu orthopädischen Problemen führen, die bis auf die Wirbelsäule ausstrahlen können.[22]
Die BH-Größe wird von den Brustmaßen bestimmt, dabei sollte zuerst die Unterbrustbandgröße und erst danach die Körbchengröße bestimmt werden.[23]
Das Unterbrustband sollte den Großteil des Brustgewichts tragen. Entgegen einer häufigen Ansicht ist das nicht Aufgabe der Schulterträger. Die Schulterträger sollen die Brust lediglich etwas anheben und verhindern, dass der BH am Körper nach unten rutscht. Um seine tragende Aufgabe zu erfüllen, muss das Unterbrustband relativ fest sitzen und darf auch bei Bewegung (Heben der Arme oder Zug auf die Schulterträger) nicht verrutschen; es sollte sich nur wenige Zentimeter vom Körper weg ziehen lassen. Ein zu weites Unterbrustband rutscht meist im Rücken nach oben. Ein passendes Unterbrustband sollte waagrecht um den Körper laufen und im Rücken nicht höher sitzen als auf der Vorderseite.
Meist muss die Unterbrustbandgröße ein bis zwei Stufen kleiner als der gemessene Unterbrustumfang gewählt werden, weil die meisten BHs im Unterbrustband größer geschnitten und dehnbarer sind, als die Etikettengröße vermuten lässt. Da auch ein zu kleines Körbchen mit einem zu großen Unterbrustband das Gefühl eingeschnürt zu sein bewirken kann, lohnt es sich, den BH mit den Körbchen am Rücken (oder verkehrt herum) anzuprobieren. So kann die Unterbrustbandgröße unabhängig von der Körbchengröße überprüft werden.
Ein neuer BH sollte auf dem äußersten Häkchen geschlossen werden, stabil sitzen und ausreichende Stützfunktion haben. Somit kann der BH, wenn er älter wird und sich dehnt, später am mittleren oder inneren Häkchen geschlossen werden, sodass sich seine Nutzungsdauer erhöht.
Um zu prüfen, ob das Körbchen die richtige Größe hat, ist es zunächst wichtig, die Brust vollständig in das Körbchen zu legen. Grundsätzlich lässt sich die Größe bei einem ungepolsterten BH mit Bügeln leichter bestimmen. Die Bügel sollen zwischen den Brüsten flach auf dem Brustbein aufliegen und direkt unter der Brust verlaufen. An den Seiten dürfen die Bügel nicht auf dem Brustgewebe aufliegen, sondern sollen hinter dem Brustgewebe und flach auf den Rippen aufliegen. Das Bügelende sollte zur Mitte der Achseln zeigen.
Ein zu kleines Körbchen erkennt man oft daran, dass die Bügel zwischen den Brüsten abstehen, anstatt auf dem Brustbein aufzuliegen. Bügel, die unter den Armen in das empfindliche Brustgewebe drücken, können an einer zu kleinen Körbchengröße, aber auch an einem BH-Modell mit zu schmalen Bügeln liegen. Der Stoff des Körbchens sollte nicht in das Brustgewebe einschneiden. Stofffalten an der Brustspitze sind oft ein Zeichen für ein zu kleines Körbchen. Falten am Körbchenrand können ein zu großes Körbchen kennzeichnen, aber auch einen BH-Schnitt, der für Brüste mit mehr Volumen im oberen Brustbereich gedacht ist.
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